Mittelständischer Unternehmergeist am Bodensee Dämmstoff-Pionier Puren feiert 50-jähriges Jubiläum

Mittelständische Famlienunternehmen werden gerne als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet. Den Beweis dafür liefern Unternehmen wie Puren Vor 50 Jahren gegründet von Hans Bommer, dem Spross einer erfolgreichen Überlinger Erfinder- und Unternehmerfamilie – und zwar auf Anraten seines Vaters Franz, der in einem Traditions-Wirtshaus am Stammtisch von einem neuen Material aus den USA mit hervorragenden Dämmeigenschaften erzählt bekam. Die Rede war von »Urethan« oder so ähnlich. Sein Interesse war geweckt, und erste Recherchen führten schnell zum Polyurethan und der Gründung der »Puren Schaumstoff GmbH«. Der baustoffPARTNER hat das Unternehmen in Überlingen besucht und mit Dr. Andreas Huther, seit 2012 alleiniger Geschäftsführer, einen Blick auf die erfolgreiche Vergangenheit und eine spannende Zukunft geworfen.

Lesedauer: min

Von Jan RiekenEine Mischnung aus Zuversicht, Rastlosigkeit und Ehrgeiz dürfte im Spiel gewesen sein, als Franz Bommer begann, sich über diesen Wunder-Werkstoff schlau zu machen. Am Stammtisch im Überlinger Gasthaus »Ochsen« hatte der USA-Reisende berichtet, dass eine zwei Zentimeter dünne Schicht des Materials auf einer Eisschicht ausreiche, um beim Sitzen den Eindruck zu verschaffen, man sitze auf einem Ofen..

Franz Bommer nahm Kontakt zu einem Maschinenbauer auf, der von der Verwendung flüssiger Komponenten wusste und ihm eine Protoypen-Anlage konstruierte. Gleichzeitig beauftragte er seinen Sohn Hans, der als Diplom-Kaufmann gerade in den Anfängen seiner Dissertation steckte, mit weiteren Recherchen über das Material und seine Anwendungsmöglichkeiten.

Startup-Atmosphäre im leergeräumten Lagerraum

Die leidenschaftliche Begeisterung von Vater und Sohn für den Werkstoff PU führte schließlich zur Unternehensgründung, die der Vater aus Altersgründen nicht mehr schultern wollte und stattdessen seinen Sohn Hans dafür gewinnen konnte. Die Dissertation ließ dieser – natürlich nach Absprache mit der Universität – ruhen, um sich einer Unternehmung zu widmen, aus der in den folgenden 44 Jahren unter seiner Führung eine international tätige Unternehmensgruppe mit mehr als 300 Beschäftigten werden sollte.

Die Anfänge in einerr leergeräumten Werkstatt des elterlichen Brennstoffhandels standen ganz im Zeichen unzähliger Experimente. Zunächst ging es nämlich darum, dem Poly­urethan die Kompliziertheit zu nehmen und effiziente Produktionsverfahren zu entwickeln. Hierfür haben Hans Bommer und seine beiden Mitstreiter Kenntnisse aus der Fertigung von PU-Weichschaum, wie er zur Herstellung von Kissen und Matratzen verwendet wird, für die Produktion von PU-Hartschaum mit geringer Rohdichte und entsprechend hohem Dämmwert nutzbar gemacht, anfangs im Austausch mit Spezialsiten des heutgen Chemie-Konzerns Bayer. Die Dämmplatten wurden einzeln (im so genannten diskontinuierlichen Verfahren) in Platten gegossen – ein aufwendiger und langwieriger Prozess.Viel Erfindergeist und großes Durchhaltevermögen

Bis das Blockschaumverfahren in die heute praktizierte Herstellung von PU-Hartschaum im (inzwischen kontinuierlichen, also endlosen) Verfahren Einzug halten konnte, war viel Hirnschmalz und Herzblut gefragt – »Tugenden, über die ein mittelständischer Familienbetrieb eher verfügt als große Konzerne, die oft nur von Quartal zu Quartal denken und handeln«, sagt Andreas Huther, der seit 10 Jahren im Unternehmen ist und im Jahr 2012 vom Gründer den Staffelstab der Unternehmensleitung übernommen hat.


Ehrgeiz und Ausdauer von Hans Bommer, der heute im Beirat des Unternehmens sitzt, wurden belohnt_ Als »Nebenprodukt« allen Forschens und Experimentierens wurde 1970 eher durch Zufall »Öl-Ex« erfunden – ein PU-Granulat, das noch heute zur Bekämpfung von Ölverschmutzungen eingesetzt wird, sowohl auf Böden als auch im Wasser.

Beschleunigte Prozesse ebnen Weg zur Großserien-Fertigung

Einen Meilenstein haben die PU-Pioniere im Jahr 1972 zu feiern, als es erstmals gelingt, den Produktionsprozess zu beschleunigen. »Während zuvor die Herstellung eines PU-Blocks zwei Stunden dauerte, ist es erstmals gelungen, dieses Zeitfenster auf zehn Minuten zu reduzieren«, berichtet Huther. Der Grundstein für eine schnellere Serienproduktion war gelegt_ 1976 beginnt auf der ersten Doppelbandanlage die kontinuierliche Fertigung von Plattenware vor allem für Dachdämmungen.

Im Jahr 1980 nimmt Puren als einer der ersten Hersteller eine kontinuierlich laufende Produktionsstraße für PU-Blöcke in Betrieb. »Die Reaktionszeit bei Hartschaum konnte mit diesem Schritt auf 1,5 bis zwei Minuten reduziert werden«, berichtet Huther.

In dieser Phase übernimmt Puren Standorte in Abtsgmünd bei Aalen (1988), Wiesloch bei heidelberg (1989), Neuenhagen bei Berlin (1990) und Ober­marchtal bei Riedlingen (1990), wo heute die Fertigung des Werkstoffs »Purenit« im geschlossenen Wertstoffkreislauf angesiedelt ist (s. Infokasten).

Dämmende Konstruktionen mit PU-Hartschaum

Heute ist Puren mit verschiedensten Rezepturen für verschiedenste Anforderungen technologisch breit aufgestellt und steht für Hochleistungs-PU-Dämmstoffe, die höchste Anforderungen erfüllen und Maßstäbe setzen sollen als Dach-, Decken-, Perimeter- oder Fassadendämmungen. Ihre Dämmeigenschaften erlauben schlanke Konstruktionen und erfüllen mühelos alle heutigen und zukünftigen Forderungen bis hin zum Passivhaus.

Einer der Hauptgründe für die guten Dämmeigenschaften liegt dabei in der geringen Rohdichte des Materials. Inzwischen hat sich PU-Hartschaum aber längst auch als Konstruktionsmaterial etabliert, berichtet Hüther, »dann allerdings mit einer höheren Dichte, die Dämmung, Leichtigkeit und Stabilität miteinander vereint.«

Das Innenleben einer Außentür beim neuen ICE 4 besteht ebenso aus Puren-­Produkten wie der Aufbau eines Klassikers der Verteilerlogistik_ Die Paketzustell-Fahrzeuge von DHL/ deutsche Post, seit 1985 auf deutschen Straßen unterwegs und im Erstauftrag 8 710 mal gebaut, haben einen Aufbau aus PU-Kunstruktionsdämmstoff »made in Überlingen«. Die Ausschreibung haben Puren und Fahrzeugbauer Kögel damals dank der Gewichtsersparnis gewonnen, die laut Huther den Dieselverbrauch um 0,5 bis 0,8 l pro 100 km senkt. »Inzwischen sind 22 000 dieser Fahrzege im Einsatz – da kommt dann schon was zusammen«, rechnet er vor. Leichtgewichtige, wärmebrückenfreie Konstruktionen mit PU kommen auch bei den Aufbauten von Kühlfahrzeugen zum Einsatz.Recycelbar und mit Umweltsiegel ausgezeichnet

Auch der Umweltaspekt spielt eine Rolle, denn der Werkstoff lässt sich komplett recyceln. »Über die Recycling-Quote lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt leider nichts sagen, denn die Fahrzeuge sind ja zum allergrößten Teil noch im Einsatz«, erläutert Hüther. Diese Aussage gilt auch für das Recycling von Dach- und Gebäudedämmungen, die ebenfalls in denmmietsen Fällen – von einigen Rückbauten abgesehen – noch ihren Dienst versehen. Fest steht_ Puren legt allergrößten Wert auf den umweltverträglichen Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen.

Doch PU punktet nicht nur als Leichtgewicht_ Da die verwendeten Rohstoffe im Polyurethan eine neue Verbindung eingehen, ist das Material inert, also nahezu frei von Reaktionen mit der Umgebung. Huther verweist auf regelmäßige Tests durch das Fraunhofer-Institut und ist stolz auf das »Pure Life«-Umweltsiegel, das Polyurathan als unbedenklich in Sachen Wohngesundheit ausweist. Ins Leben gerufen wurde dieses Siegel übrigens vom Industrieverband Hartschaum (IVPU), an dessen Gründung im Jahre 1973 Unternehmensgründer Hans Bommer mitwirkte und in dessen Vorstand er mehr als 30 Jahre aktiv war, davon 14 Jahre als Vorsitzender. Die Stimme im Vorstand hat wie die Unternehmensleitung Dr. Andreas Huther vom Firmengründer übernommen.

Teil der guten Umweltverträglichkeit ist auch, dass PU keinerlei Allergien auslöst – »ein Grund dafür, dass sich Allergiker meist für Matratzen aus Polyurethan entscheiden«, sagt Huether. Außerdem, das zeichne auch die »Öl-Ex«-Produkte aus, sei PU trinkwassergeeignet und nicht toxisch auf Fische. Für Andres Huther geht es auch in Zukunft darum, »diesen Dreiklang aus Produkteigenschaften in Bezug auf Wasser, Allergiefreundlichkeit und zertifizierter Umweltverträglichkeit durch das ›PureLife‹-Siegel nicht zu zerstören«.

Die Kombination von Dämmung und Stabilität bietet Puren auch für genutzte Flachdächer mit Photovoltaik- oder Grünanlagen sowie das Innenleben von Haustüren an, und auch für Fenster versprechen PU-Elemente mit der passenden Rohdichte stabile Konstruktionen ohne Wärmebrücken.

Effiziente Dämmung soll Wohnraum bezahlbar machen

Beim Neubau einer Halle auf dem Überlinger Werksgelände hat Puren eine Kombination von PU-Ausgangsmaterial mit Betonfertigteilen selbst eingesetzt und ausprobiert_ Der Bau erreicht dank seiner effizienten Dämmung und ausgefeiltem Energiekonzept laut Andreas Huther »KfW 70«-Standard. Zum Einsatz kam eine PU-Kerndämmung in Betonfertigteilprodukten sowie eine schlank gedämmte Wandkonstruktion, die auch einen wichtigen Beitrag für den energiesparenden und bezahlbaren Mietwohnungsbau leisten soll – ein Bereich, in dem sich Puren-Geschäftsführer Huther stark engagiert.

Bei diesem Engagement Setzt er auf »LowTech«: Nicht immer noch mehr Steuerung sorgt einer Auffassung nach für ein erfolgreiches Energiekonzept, sondern eine effiziente Dämmung mit PU. »Durch die dünnere Gebäudehülle sparen wir bei einem Wohnprojekt im raum Überlingen etwa 200 m2 Wohnfläche«, erläutert er. »Das bringt uns unserem Ziel näher, auch ohne finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Geldern mit der Miete 10 % unter dem ortsüblichen Level zu bleiben.«

Aber auch Bauteile aus »Purenit« (s. Infokasten) können einen großen Anteil zur Energieeffizienz erbringen. Das Attikaelement aus dem wiederverwerteten Material zum Beispiel wurde vom Passivhausinstitut zertifiziert. Entstanden ist das Bauteil übrigens beim Fachsimpeln auf einer Kundenveranstaltung_ »Für erste Entwürfe musste ein Bierdeckel herhalten«, erinnert sich Huther. Womit klar sein dürfte: Tüftlertum und gesellige Umgebung wie einst im Überlinger Gasthaus »Ochsen« haben nicht nur für die Gründerfamilie eine Rolle gespielt, sondern wirken auch auf die Akteure im heutigen Unternehmen durchaus inspirierend.

INFO  Anfang Juni hat die Puren in Überlingen ihr 50. Firmenjubiläum gefeiert. Tragendes Thema der Feierlichkeiten war der positive Gründergeist und die gebündelte Konzentration des Gründers Hans Bommer auf den vor 50 Jahren noch völlig neuen Dämmstoff Polyurethan. Bommer gelang, woran seinerzeit einige Großkonzerne scheiterten_ Die zuverlässige und schnelle Produktion eines neuen bis dato nicht bekannten Hochleistungsdämmstoffes im qualitativ besonders hochwertigen und anspruchsvollen Blockschaumverfahren. Heute produziert das familiengeführte Unternehmen ein breites Portfolio an Dämmstoffen für das Steildach (Aufsparrendämmung), Flachdach, Fassade (WDVS, hinterlüftete Fassade und zweischaliges Mauerwerk) und viele Dämm- und Konstruktionswerkstoffe für die industrielle Weiterverarbeitung (Fenster- und Türenproduktion, Fahrzeug-, Waggon- und Schiffsbau, Anlagen- und Modellbau usw.). Zum Unternehmen gehören auch die Bereiche »purSonic«-Soundsysteme sowie »bomat«-Heiztechnik.
Zum Stammsitz in Überlingen kamen neben verschiedenen deutschen Standorten in den 1990er-Jahren nach ersten Kontakten in China zunächst 1996 ein erstes Joint-Venture, das 2007 durch die Gründung der Firma Shanghai Huafon Puren Polyurethane Ltd. ergänzt wurde. Puren erzielt einen jährlichen Umsatz von rund 100 Mio. Euro. jr

Aktuelle Meldungen zur Übersicht

Mittelständischer Unternehmergeist am Bodensee Dämmstoff-Pionier Puren feiert 50-jähriges Jubiläum

Mittelständische Famlienunternehmen werden gerne als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet. Den Beweis dafür liefern Unternehmen wie Puren Vor 50 Jahren gegründet von Hans Bommer, dem Spross einer erfolgreichen Überlinger Erfinder- und Unternehmerfamilie – und zwar auf Anraten seines Vaters Franz, der in einem Traditions-Wirtshaus am Stammtisch von einem neuen Material aus den USA mit hervorragenden Dämmeigenschaften erzählt bekam. Die Rede war von »Urethan« oder so ähnlich. Sein Interesse war geweckt, und erste Recherchen führten schnell zum Polyurethan und der Gründung der »Puren Schaumstoff GmbH«. Der baustoffPARTNER hat das Unternehmen in Überlingen besucht und mit Dr. Andreas Huther, seit 2012 alleiniger Geschäftsführer, einen Blick auf die erfolgreiche Vergangenheit und eine spannende Zukunft geworfen.

Lesedauer: min

Von Jan RiekenEine Mischnung aus Zuversicht, Rastlosigkeit und Ehrgeiz dürfte im Spiel gewesen sein, als Franz Bommer begann, sich über diesen Wunder-Werkstoff schlau zu machen. Am Stammtisch im Überlinger Gasthaus »Ochsen« hatte der USA-Reisende berichtet, dass eine zwei Zentimeter dünne Schicht des Materials auf einer Eisschicht ausreiche, um beim Sitzen den Eindruck zu verschaffen, man sitze auf einem Ofen..

Franz Bommer nahm Kontakt zu einem Maschinenbauer auf, der von der Verwendung flüssiger Komponenten wusste und ihm eine Protoypen-Anlage konstruierte. Gleichzeitig beauftragte er seinen Sohn Hans, der als Diplom-Kaufmann gerade in den Anfängen seiner Dissertation steckte, mit weiteren Recherchen über das Material und seine Anwendungsmöglichkeiten.

Startup-Atmosphäre im leergeräumten Lagerraum

Die leidenschaftliche Begeisterung von Vater und Sohn für den Werkstoff PU führte schließlich zur Unternehensgründung, die der Vater aus Altersgründen nicht mehr schultern wollte und stattdessen seinen Sohn Hans dafür gewinnen konnte. Die Dissertation ließ dieser – natürlich nach Absprache mit der Universität – ruhen, um sich einer Unternehmung zu widmen, aus der in den folgenden 44 Jahren unter seiner Führung eine international tätige Unternehmensgruppe mit mehr als 300 Beschäftigten werden sollte.

Die Anfänge in einerr leergeräumten Werkstatt des elterlichen Brennstoffhandels standen ganz im Zeichen unzähliger Experimente. Zunächst ging es nämlich darum, dem Poly­urethan die Kompliziertheit zu nehmen und effiziente Produktionsverfahren zu entwickeln. Hierfür haben Hans Bommer und seine beiden Mitstreiter Kenntnisse aus der Fertigung von PU-Weichschaum, wie er zur Herstellung von Kissen und Matratzen verwendet wird, für die Produktion von PU-Hartschaum mit geringer Rohdichte und entsprechend hohem Dämmwert nutzbar gemacht, anfangs im Austausch mit Spezialsiten des heutgen Chemie-Konzerns Bayer. Die Dämmplatten wurden einzeln (im so genannten diskontinuierlichen Verfahren) in Platten gegossen – ein aufwendiger und langwieriger Prozess.Viel Erfindergeist und großes Durchhaltevermögen

Bis das Blockschaumverfahren in die heute praktizierte Herstellung von PU-Hartschaum im (inzwischen kontinuierlichen, also endlosen) Verfahren Einzug halten konnte, war viel Hirnschmalz und Herzblut gefragt – »Tugenden, über die ein mittelständischer Familienbetrieb eher verfügt als große Konzerne, die oft nur von Quartal zu Quartal denken und handeln«, sagt Andreas Huther, der seit 10 Jahren im Unternehmen ist und im Jahr 2012 vom Gründer den Staffelstab der Unternehmensleitung übernommen hat.


Ehrgeiz und Ausdauer von Hans Bommer, der heute im Beirat des Unternehmens sitzt, wurden belohnt_ Als »Nebenprodukt« allen Forschens und Experimentierens wurde 1970 eher durch Zufall »Öl-Ex« erfunden – ein PU-Granulat, das noch heute zur Bekämpfung von Ölverschmutzungen eingesetzt wird, sowohl auf Böden als auch im Wasser.

Beschleunigte Prozesse ebnen Weg zur Großserien-Fertigung

Einen Meilenstein haben die PU-Pioniere im Jahr 1972 zu feiern, als es erstmals gelingt, den Produktionsprozess zu beschleunigen. »Während zuvor die Herstellung eines PU-Blocks zwei Stunden dauerte, ist es erstmals gelungen, dieses Zeitfenster auf zehn Minuten zu reduzieren«, berichtet Huther. Der Grundstein für eine schnellere Serienproduktion war gelegt_ 1976 beginnt auf der ersten Doppelbandanlage die kontinuierliche Fertigung von Plattenware vor allem für Dachdämmungen.

Im Jahr 1980 nimmt Puren als einer der ersten Hersteller eine kontinuierlich laufende Produktionsstraße für PU-Blöcke in Betrieb. »Die Reaktionszeit bei Hartschaum konnte mit diesem Schritt auf 1,5 bis zwei Minuten reduziert werden«, berichtet Huther.

In dieser Phase übernimmt Puren Standorte in Abtsgmünd bei Aalen (1988), Wiesloch bei heidelberg (1989), Neuenhagen bei Berlin (1990) und Ober­marchtal bei Riedlingen (1990), wo heute die Fertigung des Werkstoffs »Purenit« im geschlossenen Wertstoffkreislauf angesiedelt ist (s. Infokasten).

Dämmende Konstruktionen mit PU-Hartschaum

Heute ist Puren mit verschiedensten Rezepturen für verschiedenste Anforderungen technologisch breit aufgestellt und steht für Hochleistungs-PU-Dämmstoffe, die höchste Anforderungen erfüllen und Maßstäbe setzen sollen als Dach-, Decken-, Perimeter- oder Fassadendämmungen. Ihre Dämmeigenschaften erlauben schlanke Konstruktionen und erfüllen mühelos alle heutigen und zukünftigen Forderungen bis hin zum Passivhaus.

Einer der Hauptgründe für die guten Dämmeigenschaften liegt dabei in der geringen Rohdichte des Materials. Inzwischen hat sich PU-Hartschaum aber längst auch als Konstruktionsmaterial etabliert, berichtet Hüther, »dann allerdings mit einer höheren Dichte, die Dämmung, Leichtigkeit und Stabilität miteinander vereint.«

Das Innenleben einer Außentür beim neuen ICE 4 besteht ebenso aus Puren-­Produkten wie der Aufbau eines Klassikers der Verteilerlogistik_ Die Paketzustell-Fahrzeuge von DHL/ deutsche Post, seit 1985 auf deutschen Straßen unterwegs und im Erstauftrag 8 710 mal gebaut, haben einen Aufbau aus PU-Kunstruktionsdämmstoff »made in Überlingen«. Die Ausschreibung haben Puren und Fahrzeugbauer Kögel damals dank der Gewichtsersparnis gewonnen, die laut Huther den Dieselverbrauch um 0,5 bis 0,8 l pro 100 km senkt. »Inzwischen sind 22 000 dieser Fahrzege im Einsatz – da kommt dann schon was zusammen«, rechnet er vor. Leichtgewichtige, wärmebrückenfreie Konstruktionen mit PU kommen auch bei den Aufbauten von Kühlfahrzeugen zum Einsatz.Recycelbar und mit Umweltsiegel ausgezeichnet

Auch der Umweltaspekt spielt eine Rolle, denn der Werkstoff lässt sich komplett recyceln. »Über die Recycling-Quote lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt leider nichts sagen, denn die Fahrzeuge sind ja zum allergrößten Teil noch im Einsatz«, erläutert Hüther. Diese Aussage gilt auch für das Recycling von Dach- und Gebäudedämmungen, die ebenfalls in denmmietsen Fällen – von einigen Rückbauten abgesehen – noch ihren Dienst versehen. Fest steht_ Puren legt allergrößten Wert auf den umweltverträglichen Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen.

Doch PU punktet nicht nur als Leichtgewicht_ Da die verwendeten Rohstoffe im Polyurethan eine neue Verbindung eingehen, ist das Material inert, also nahezu frei von Reaktionen mit der Umgebung. Huther verweist auf regelmäßige Tests durch das Fraunhofer-Institut und ist stolz auf das »Pure Life«-Umweltsiegel, das Polyurathan als unbedenklich in Sachen Wohngesundheit ausweist. Ins Leben gerufen wurde dieses Siegel übrigens vom Industrieverband Hartschaum (IVPU), an dessen Gründung im Jahre 1973 Unternehmensgründer Hans Bommer mitwirkte und in dessen Vorstand er mehr als 30 Jahre aktiv war, davon 14 Jahre als Vorsitzender. Die Stimme im Vorstand hat wie die Unternehmensleitung Dr. Andreas Huther vom Firmengründer übernommen.

Teil der guten Umweltverträglichkeit ist auch, dass PU keinerlei Allergien auslöst – »ein Grund dafür, dass sich Allergiker meist für Matratzen aus Polyurethan entscheiden«, sagt Huether. Außerdem, das zeichne auch die »Öl-Ex«-Produkte aus, sei PU trinkwassergeeignet und nicht toxisch auf Fische. Für Andres Huther geht es auch in Zukunft darum, »diesen Dreiklang aus Produkteigenschaften in Bezug auf Wasser, Allergiefreundlichkeit und zertifizierter Umweltverträglichkeit durch das ›PureLife‹-Siegel nicht zu zerstören«.

Die Kombination von Dämmung und Stabilität bietet Puren auch für genutzte Flachdächer mit Photovoltaik- oder Grünanlagen sowie das Innenleben von Haustüren an, und auch für Fenster versprechen PU-Elemente mit der passenden Rohdichte stabile Konstruktionen ohne Wärmebrücken.

Effiziente Dämmung soll Wohnraum bezahlbar machen

Beim Neubau einer Halle auf dem Überlinger Werksgelände hat Puren eine Kombination von PU-Ausgangsmaterial mit Betonfertigteilen selbst eingesetzt und ausprobiert_ Der Bau erreicht dank seiner effizienten Dämmung und ausgefeiltem Energiekonzept laut Andreas Huther »KfW 70«-Standard. Zum Einsatz kam eine PU-Kerndämmung in Betonfertigteilprodukten sowie eine schlank gedämmte Wandkonstruktion, die auch einen wichtigen Beitrag für den energiesparenden und bezahlbaren Mietwohnungsbau leisten soll – ein Bereich, in dem sich Puren-Geschäftsführer Huther stark engagiert.

Bei diesem Engagement Setzt er auf »LowTech«: Nicht immer noch mehr Steuerung sorgt einer Auffassung nach für ein erfolgreiches Energiekonzept, sondern eine effiziente Dämmung mit PU. »Durch die dünnere Gebäudehülle sparen wir bei einem Wohnprojekt im raum Überlingen etwa 200 m2 Wohnfläche«, erläutert er. »Das bringt uns unserem Ziel näher, auch ohne finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Geldern mit der Miete 10 % unter dem ortsüblichen Level zu bleiben.«

Aber auch Bauteile aus »Purenit« (s. Infokasten) können einen großen Anteil zur Energieeffizienz erbringen. Das Attikaelement aus dem wiederverwerteten Material zum Beispiel wurde vom Passivhausinstitut zertifiziert. Entstanden ist das Bauteil übrigens beim Fachsimpeln auf einer Kundenveranstaltung_ »Für erste Entwürfe musste ein Bierdeckel herhalten«, erinnert sich Huther. Womit klar sein dürfte: Tüftlertum und gesellige Umgebung wie einst im Überlinger Gasthaus »Ochsen« haben nicht nur für die Gründerfamilie eine Rolle gespielt, sondern wirken auch auf die Akteure im heutigen Unternehmen durchaus inspirierend.

INFO  Anfang Juni hat die Puren in Überlingen ihr 50. Firmenjubiläum gefeiert. Tragendes Thema der Feierlichkeiten war der positive Gründergeist und die gebündelte Konzentration des Gründers Hans Bommer auf den vor 50 Jahren noch völlig neuen Dämmstoff Polyurethan. Bommer gelang, woran seinerzeit einige Großkonzerne scheiterten_ Die zuverlässige und schnelle Produktion eines neuen bis dato nicht bekannten Hochleistungsdämmstoffes im qualitativ besonders hochwertigen und anspruchsvollen Blockschaumverfahren. Heute produziert das familiengeführte Unternehmen ein breites Portfolio an Dämmstoffen für das Steildach (Aufsparrendämmung), Flachdach, Fassade (WDVS, hinterlüftete Fassade und zweischaliges Mauerwerk) und viele Dämm- und Konstruktionswerkstoffe für die industrielle Weiterverarbeitung (Fenster- und Türenproduktion, Fahrzeug-, Waggon- und Schiffsbau, Anlagen- und Modellbau usw.). Zum Unternehmen gehören auch die Bereiche »purSonic«-Soundsysteme sowie »bomat«-Heiztechnik.
Zum Stammsitz in Überlingen kamen neben verschiedenen deutschen Standorten in den 1990er-Jahren nach ersten Kontakten in China zunächst 1996 ein erstes Joint-Venture, das 2007 durch die Gründung der Firma Shanghai Huafon Puren Polyurethane Ltd. ergänzt wurde. Puren erzielt einen jährlichen Umsatz von rund 100 Mio. Euro. jr

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Mittelständischer Unternehmergeist am Bodensee Dämmstoff-Pionier Puren feiert 50-jähriges Jubiläum

Mittelständische Famlienunternehmen werden gerne als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet. Den Beweis dafür liefern Unternehmen wie Puren Vor 50 Jahren gegründet von Hans Bommer, dem Spross einer erfolgreichen Überlinger Erfinder- und Unternehmerfamilie – und zwar auf Anraten seines Vaters Franz, der in einem Traditions-Wirtshaus am Stammtisch von einem neuen Material aus den USA mit hervorragenden Dämmeigenschaften erzählt bekam. Die Rede war von »Urethan« oder so ähnlich. Sein Interesse war geweckt, und erste Recherchen führten schnell zum Polyurethan und der Gründung der »Puren Schaumstoff GmbH«. Der baustoffPARTNER hat das Unternehmen in Überlingen besucht und mit Dr. Andreas Huther, seit 2012 alleiniger Geschäftsführer, einen Blick auf die erfolgreiche Vergangenheit und eine spannende Zukunft geworfen.

Lesedauer: min

Von Jan RiekenEine Mischnung aus Zuversicht, Rastlosigkeit und Ehrgeiz dürfte im Spiel gewesen sein, als Franz Bommer begann, sich über diesen Wunder-Werkstoff schlau zu machen. Am Stammtisch im Überlinger Gasthaus »Ochsen« hatte der USA-Reisende berichtet, dass eine zwei Zentimeter dünne Schicht des Materials auf einer Eisschicht ausreiche, um beim Sitzen den Eindruck zu verschaffen, man sitze auf einem Ofen..

Franz Bommer nahm Kontakt zu einem Maschinenbauer auf, der von der Verwendung flüssiger Komponenten wusste und ihm eine Protoypen-Anlage konstruierte. Gleichzeitig beauftragte er seinen Sohn Hans, der als Diplom-Kaufmann gerade in den Anfängen seiner Dissertation steckte, mit weiteren Recherchen über das Material und seine Anwendungsmöglichkeiten.

Startup-Atmosphäre im leergeräumten Lagerraum

Die leidenschaftliche Begeisterung von Vater und Sohn für den Werkstoff PU führte schließlich zur Unternehensgründung, die der Vater aus Altersgründen nicht mehr schultern wollte und stattdessen seinen Sohn Hans dafür gewinnen konnte. Die Dissertation ließ dieser – natürlich nach Absprache mit der Universität – ruhen, um sich einer Unternehmung zu widmen, aus der in den folgenden 44 Jahren unter seiner Führung eine international tätige Unternehmensgruppe mit mehr als 300 Beschäftigten werden sollte.

Die Anfänge in einerr leergeräumten Werkstatt des elterlichen Brennstoffhandels standen ganz im Zeichen unzähliger Experimente. Zunächst ging es nämlich darum, dem Poly­urethan die Kompliziertheit zu nehmen und effiziente Produktionsverfahren zu entwickeln. Hierfür haben Hans Bommer und seine beiden Mitstreiter Kenntnisse aus der Fertigung von PU-Weichschaum, wie er zur Herstellung von Kissen und Matratzen verwendet wird, für die Produktion von PU-Hartschaum mit geringer Rohdichte und entsprechend hohem Dämmwert nutzbar gemacht, anfangs im Austausch mit Spezialsiten des heutgen Chemie-Konzerns Bayer. Die Dämmplatten wurden einzeln (im so genannten diskontinuierlichen Verfahren) in Platten gegossen – ein aufwendiger und langwieriger Prozess.Viel Erfindergeist und großes Durchhaltevermögen

Bis das Blockschaumverfahren in die heute praktizierte Herstellung von PU-Hartschaum im (inzwischen kontinuierlichen, also endlosen) Verfahren Einzug halten konnte, war viel Hirnschmalz und Herzblut gefragt – »Tugenden, über die ein mittelständischer Familienbetrieb eher verfügt als große Konzerne, die oft nur von Quartal zu Quartal denken und handeln«, sagt Andreas Huther, der seit 10 Jahren im Unternehmen ist und im Jahr 2012 vom Gründer den Staffelstab der Unternehmensleitung übernommen hat.


Ehrgeiz und Ausdauer von Hans Bommer, der heute im Beirat des Unternehmens sitzt, wurden belohnt_ Als »Nebenprodukt« allen Forschens und Experimentierens wurde 1970 eher durch Zufall »Öl-Ex« erfunden – ein PU-Granulat, das noch heute zur Bekämpfung von Ölverschmutzungen eingesetzt wird, sowohl auf Böden als auch im Wasser.

Beschleunigte Prozesse ebnen Weg zur Großserien-Fertigung

Einen Meilenstein haben die PU-Pioniere im Jahr 1972 zu feiern, als es erstmals gelingt, den Produktionsprozess zu beschleunigen. »Während zuvor die Herstellung eines PU-Blocks zwei Stunden dauerte, ist es erstmals gelungen, dieses Zeitfenster auf zehn Minuten zu reduzieren«, berichtet Huther. Der Grundstein für eine schnellere Serienproduktion war gelegt_ 1976 beginnt auf der ersten Doppelbandanlage die kontinuierliche Fertigung von Plattenware vor allem für Dachdämmungen.

Im Jahr 1980 nimmt Puren als einer der ersten Hersteller eine kontinuierlich laufende Produktionsstraße für PU-Blöcke in Betrieb. »Die Reaktionszeit bei Hartschaum konnte mit diesem Schritt auf 1,5 bis zwei Minuten reduziert werden«, berichtet Huther.

In dieser Phase übernimmt Puren Standorte in Abtsgmünd bei Aalen (1988), Wiesloch bei heidelberg (1989), Neuenhagen bei Berlin (1990) und Ober­marchtal bei Riedlingen (1990), wo heute die Fertigung des Werkstoffs »Purenit« im geschlossenen Wertstoffkreislauf angesiedelt ist (s. Infokasten).

Dämmende Konstruktionen mit PU-Hartschaum

Heute ist Puren mit verschiedensten Rezepturen für verschiedenste Anforderungen technologisch breit aufgestellt und steht für Hochleistungs-PU-Dämmstoffe, die höchste Anforderungen erfüllen und Maßstäbe setzen sollen als Dach-, Decken-, Perimeter- oder Fassadendämmungen. Ihre Dämmeigenschaften erlauben schlanke Konstruktionen und erfüllen mühelos alle heutigen und zukünftigen Forderungen bis hin zum Passivhaus.

Einer der Hauptgründe für die guten Dämmeigenschaften liegt dabei in der geringen Rohdichte des Materials. Inzwischen hat sich PU-Hartschaum aber längst auch als Konstruktionsmaterial etabliert, berichtet Hüther, »dann allerdings mit einer höheren Dichte, die Dämmung, Leichtigkeit und Stabilität miteinander vereint.«

Das Innenleben einer Außentür beim neuen ICE 4 besteht ebenso aus Puren-­Produkten wie der Aufbau eines Klassikers der Verteilerlogistik_ Die Paketzustell-Fahrzeuge von DHL/ deutsche Post, seit 1985 auf deutschen Straßen unterwegs und im Erstauftrag 8 710 mal gebaut, haben einen Aufbau aus PU-Kunstruktionsdämmstoff »made in Überlingen«. Die Ausschreibung haben Puren und Fahrzeugbauer Kögel damals dank der Gewichtsersparnis gewonnen, die laut Huther den Dieselverbrauch um 0,5 bis 0,8 l pro 100 km senkt. »Inzwischen sind 22 000 dieser Fahrzege im Einsatz – da kommt dann schon was zusammen«, rechnet er vor. Leichtgewichtige, wärmebrückenfreie Konstruktionen mit PU kommen auch bei den Aufbauten von Kühlfahrzeugen zum Einsatz.Recycelbar und mit Umweltsiegel ausgezeichnet

Auch der Umweltaspekt spielt eine Rolle, denn der Werkstoff lässt sich komplett recyceln. »Über die Recycling-Quote lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt leider nichts sagen, denn die Fahrzeuge sind ja zum allergrößten Teil noch im Einsatz«, erläutert Hüther. Diese Aussage gilt auch für das Recycling von Dach- und Gebäudedämmungen, die ebenfalls in denmmietsen Fällen – von einigen Rückbauten abgesehen – noch ihren Dienst versehen. Fest steht_ Puren legt allergrößten Wert auf den umweltverträglichen Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen.

Doch PU punktet nicht nur als Leichtgewicht_ Da die verwendeten Rohstoffe im Polyurethan eine neue Verbindung eingehen, ist das Material inert, also nahezu frei von Reaktionen mit der Umgebung. Huther verweist auf regelmäßige Tests durch das Fraunhofer-Institut und ist stolz auf das »Pure Life«-Umweltsiegel, das Polyurathan als unbedenklich in Sachen Wohngesundheit ausweist. Ins Leben gerufen wurde dieses Siegel übrigens vom Industrieverband Hartschaum (IVPU), an dessen Gründung im Jahre 1973 Unternehmensgründer Hans Bommer mitwirkte und in dessen Vorstand er mehr als 30 Jahre aktiv war, davon 14 Jahre als Vorsitzender. Die Stimme im Vorstand hat wie die Unternehmensleitung Dr. Andreas Huther vom Firmengründer übernommen.

Teil der guten Umweltverträglichkeit ist auch, dass PU keinerlei Allergien auslöst – »ein Grund dafür, dass sich Allergiker meist für Matratzen aus Polyurethan entscheiden«, sagt Huether. Außerdem, das zeichne auch die »Öl-Ex«-Produkte aus, sei PU trinkwassergeeignet und nicht toxisch auf Fische. Für Andres Huther geht es auch in Zukunft darum, »diesen Dreiklang aus Produkteigenschaften in Bezug auf Wasser, Allergiefreundlichkeit und zertifizierter Umweltverträglichkeit durch das ›PureLife‹-Siegel nicht zu zerstören«.

Die Kombination von Dämmung und Stabilität bietet Puren auch für genutzte Flachdächer mit Photovoltaik- oder Grünanlagen sowie das Innenleben von Haustüren an, und auch für Fenster versprechen PU-Elemente mit der passenden Rohdichte stabile Konstruktionen ohne Wärmebrücken.

Effiziente Dämmung soll Wohnraum bezahlbar machen

Beim Neubau einer Halle auf dem Überlinger Werksgelände hat Puren eine Kombination von PU-Ausgangsmaterial mit Betonfertigteilen selbst eingesetzt und ausprobiert_ Der Bau erreicht dank seiner effizienten Dämmung und ausgefeiltem Energiekonzept laut Andreas Huther »KfW 70«-Standard. Zum Einsatz kam eine PU-Kerndämmung in Betonfertigteilprodukten sowie eine schlank gedämmte Wandkonstruktion, die auch einen wichtigen Beitrag für den energiesparenden und bezahlbaren Mietwohnungsbau leisten soll – ein Bereich, in dem sich Puren-Geschäftsführer Huther stark engagiert.

Bei diesem Engagement Setzt er auf »LowTech«: Nicht immer noch mehr Steuerung sorgt einer Auffassung nach für ein erfolgreiches Energiekonzept, sondern eine effiziente Dämmung mit PU. »Durch die dünnere Gebäudehülle sparen wir bei einem Wohnprojekt im raum Überlingen etwa 200 m2 Wohnfläche«, erläutert er. »Das bringt uns unserem Ziel näher, auch ohne finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Geldern mit der Miete 10 % unter dem ortsüblichen Level zu bleiben.«

Aber auch Bauteile aus »Purenit« (s. Infokasten) können einen großen Anteil zur Energieeffizienz erbringen. Das Attikaelement aus dem wiederverwerteten Material zum Beispiel wurde vom Passivhausinstitut zertifiziert. Entstanden ist das Bauteil übrigens beim Fachsimpeln auf einer Kundenveranstaltung_ »Für erste Entwürfe musste ein Bierdeckel herhalten«, erinnert sich Huther. Womit klar sein dürfte: Tüftlertum und gesellige Umgebung wie einst im Überlinger Gasthaus »Ochsen« haben nicht nur für die Gründerfamilie eine Rolle gespielt, sondern wirken auch auf die Akteure im heutigen Unternehmen durchaus inspirierend.

INFO  Anfang Juni hat die Puren in Überlingen ihr 50. Firmenjubiläum gefeiert. Tragendes Thema der Feierlichkeiten war der positive Gründergeist und die gebündelte Konzentration des Gründers Hans Bommer auf den vor 50 Jahren noch völlig neuen Dämmstoff Polyurethan. Bommer gelang, woran seinerzeit einige Großkonzerne scheiterten_ Die zuverlässige und schnelle Produktion eines neuen bis dato nicht bekannten Hochleistungsdämmstoffes im qualitativ besonders hochwertigen und anspruchsvollen Blockschaumverfahren. Heute produziert das familiengeführte Unternehmen ein breites Portfolio an Dämmstoffen für das Steildach (Aufsparrendämmung), Flachdach, Fassade (WDVS, hinterlüftete Fassade und zweischaliges Mauerwerk) und viele Dämm- und Konstruktionswerkstoffe für die industrielle Weiterverarbeitung (Fenster- und Türenproduktion, Fahrzeug-, Waggon- und Schiffsbau, Anlagen- und Modellbau usw.). Zum Unternehmen gehören auch die Bereiche »purSonic«-Soundsysteme sowie »bomat«-Heiztechnik.
Zum Stammsitz in Überlingen kamen neben verschiedenen deutschen Standorten in den 1990er-Jahren nach ersten Kontakten in China zunächst 1996 ein erstes Joint-Venture, das 2007 durch die Gründung der Firma Shanghai Huafon Puren Polyurethane Ltd. ergänzt wurde. Puren erzielt einen jährlichen Umsatz von rund 100 Mio. Euro. jr


Namen und Neuigkeiten

Mittelständischer Unternehmergeist am Bodensee Dämmstoff-Pionier Puren feiert 50-jähriges Jubiläum

Mittelständische Famlienunternehmen werden gerne als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet. Den Beweis dafür liefern Unternehmen wie Puren Vor 50 Jahren gegründet von Hans Bommer, dem Spross einer erfolgreichen Überlinger Erfinder- und Unternehmerfamilie – und zwar auf Anraten seines Vaters Franz, der in einem Traditions-Wirtshaus am Stammtisch von einem neuen Material aus den USA mit hervorragenden Dämmeigenschaften erzählt bekam. Die Rede war von »Urethan« oder so ähnlich. Sein Interesse war geweckt, und erste Recherchen führten schnell zum Polyurethan und der Gründung der »Puren Schaumstoff GmbH«. Der baustoffPARTNER hat das Unternehmen in Überlingen besucht und mit Dr. Andreas Huther, seit 2012 alleiniger Geschäftsführer, einen Blick auf die erfolgreiche Vergangenheit und eine spannende Zukunft geworfen.

Lesedauer: min

Von Jan RiekenEine Mischnung aus Zuversicht, Rastlosigkeit und Ehrgeiz dürfte im Spiel gewesen sein, als Franz Bommer begann, sich über diesen Wunder-Werkstoff schlau zu machen. Am Stammtisch im Überlinger Gasthaus »Ochsen« hatte der USA-Reisende berichtet, dass eine zwei Zentimeter dünne Schicht des Materials auf einer Eisschicht ausreiche, um beim Sitzen den Eindruck zu verschaffen, man sitze auf einem Ofen..

Franz Bommer nahm Kontakt zu einem Maschinenbauer auf, der von der Verwendung flüssiger Komponenten wusste und ihm eine Protoypen-Anlage konstruierte. Gleichzeitig beauftragte er seinen Sohn Hans, der als Diplom-Kaufmann gerade in den Anfängen seiner Dissertation steckte, mit weiteren Recherchen über das Material und seine Anwendungsmöglichkeiten.

Startup-Atmosphäre im leergeräumten Lagerraum

Die leidenschaftliche Begeisterung von Vater und Sohn für den Werkstoff PU führte schließlich zur Unternehensgründung, die der Vater aus Altersgründen nicht mehr schultern wollte und stattdessen seinen Sohn Hans dafür gewinnen konnte. Die Dissertation ließ dieser – natürlich nach Absprache mit der Universität – ruhen, um sich einer Unternehmung zu widmen, aus der in den folgenden 44 Jahren unter seiner Führung eine international tätige Unternehmensgruppe mit mehr als 300 Beschäftigten werden sollte.

Die Anfänge in einerr leergeräumten Werkstatt des elterlichen Brennstoffhandels standen ganz im Zeichen unzähliger Experimente. Zunächst ging es nämlich darum, dem Poly­urethan die Kompliziertheit zu nehmen und effiziente Produktionsverfahren zu entwickeln. Hierfür haben Hans Bommer und seine beiden Mitstreiter Kenntnisse aus der Fertigung von PU-Weichschaum, wie er zur Herstellung von Kissen und Matratzen verwendet wird, für die Produktion von PU-Hartschaum mit geringer Rohdichte und entsprechend hohem Dämmwert nutzbar gemacht, anfangs im Austausch mit Spezialsiten des heutgen Chemie-Konzerns Bayer. Die Dämmplatten wurden einzeln (im so genannten diskontinuierlichen Verfahren) in Platten gegossen – ein aufwendiger und langwieriger Prozess.Viel Erfindergeist und großes Durchhaltevermögen

Bis das Blockschaumverfahren in die heute praktizierte Herstellung von PU-Hartschaum im (inzwischen kontinuierlichen, also endlosen) Verfahren Einzug halten konnte, war viel Hirnschmalz und Herzblut gefragt – »Tugenden, über die ein mittelständischer Familienbetrieb eher verfügt als große Konzerne, die oft nur von Quartal zu Quartal denken und handeln«, sagt Andreas Huther, der seit 10 Jahren im Unternehmen ist und im Jahr 2012 vom Gründer den Staffelstab der Unternehmensleitung übernommen hat.


Ehrgeiz und Ausdauer von Hans Bommer, der heute im Beirat des Unternehmens sitzt, wurden belohnt_ Als »Nebenprodukt« allen Forschens und Experimentierens wurde 1970 eher durch Zufall »Öl-Ex« erfunden – ein PU-Granulat, das noch heute zur Bekämpfung von Ölverschmutzungen eingesetzt wird, sowohl auf Böden als auch im Wasser.

Beschleunigte Prozesse ebnen Weg zur Großserien-Fertigung

Einen Meilenstein haben die PU-Pioniere im Jahr 1972 zu feiern, als es erstmals gelingt, den Produktionsprozess zu beschleunigen. »Während zuvor die Herstellung eines PU-Blocks zwei Stunden dauerte, ist es erstmals gelungen, dieses Zeitfenster auf zehn Minuten zu reduzieren«, berichtet Huther. Der Grundstein für eine schnellere Serienproduktion war gelegt_ 1976 beginnt auf der ersten Doppelbandanlage die kontinuierliche Fertigung von Plattenware vor allem für Dachdämmungen.

Im Jahr 1980 nimmt Puren als einer der ersten Hersteller eine kontinuierlich laufende Produktionsstraße für PU-Blöcke in Betrieb. »Die Reaktionszeit bei Hartschaum konnte mit diesem Schritt auf 1,5 bis zwei Minuten reduziert werden«, berichtet Huther.

In dieser Phase übernimmt Puren Standorte in Abtsgmünd bei Aalen (1988), Wiesloch bei heidelberg (1989), Neuenhagen bei Berlin (1990) und Ober­marchtal bei Riedlingen (1990), wo heute die Fertigung des Werkstoffs »Purenit« im geschlossenen Wertstoffkreislauf angesiedelt ist (s. Infokasten).

Dämmende Konstruktionen mit PU-Hartschaum

Heute ist Puren mit verschiedensten Rezepturen für verschiedenste Anforderungen technologisch breit aufgestellt und steht für Hochleistungs-PU-Dämmstoffe, die höchste Anforderungen erfüllen und Maßstäbe setzen sollen als Dach-, Decken-, Perimeter- oder Fassadendämmungen. Ihre Dämmeigenschaften erlauben schlanke Konstruktionen und erfüllen mühelos alle heutigen und zukünftigen Forderungen bis hin zum Passivhaus.

Einer der Hauptgründe für die guten Dämmeigenschaften liegt dabei in der geringen Rohdichte des Materials. Inzwischen hat sich PU-Hartschaum aber längst auch als Konstruktionsmaterial etabliert, berichtet Hüther, »dann allerdings mit einer höheren Dichte, die Dämmung, Leichtigkeit und Stabilität miteinander vereint.«

Das Innenleben einer Außentür beim neuen ICE 4 besteht ebenso aus Puren-­Produkten wie der Aufbau eines Klassikers der Verteilerlogistik_ Die Paketzustell-Fahrzeuge von DHL/ deutsche Post, seit 1985 auf deutschen Straßen unterwegs und im Erstauftrag 8 710 mal gebaut, haben einen Aufbau aus PU-Kunstruktionsdämmstoff »made in Überlingen«. Die Ausschreibung haben Puren und Fahrzeugbauer Kögel damals dank der Gewichtsersparnis gewonnen, die laut Huther den Dieselverbrauch um 0,5 bis 0,8 l pro 100 km senkt. »Inzwischen sind 22 000 dieser Fahrzege im Einsatz – da kommt dann schon was zusammen«, rechnet er vor. Leichtgewichtige, wärmebrückenfreie Konstruktionen mit PU kommen auch bei den Aufbauten von Kühlfahrzeugen zum Einsatz.Recycelbar und mit Umweltsiegel ausgezeichnet

Auch der Umweltaspekt spielt eine Rolle, denn der Werkstoff lässt sich komplett recyceln. »Über die Recycling-Quote lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt leider nichts sagen, denn die Fahrzeuge sind ja zum allergrößten Teil noch im Einsatz«, erläutert Hüther. Diese Aussage gilt auch für das Recycling von Dach- und Gebäudedämmungen, die ebenfalls in denmmietsen Fällen – von einigen Rückbauten abgesehen – noch ihren Dienst versehen. Fest steht_ Puren legt allergrößten Wert auf den umweltverträglichen Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen.

Doch PU punktet nicht nur als Leichtgewicht_ Da die verwendeten Rohstoffe im Polyurethan eine neue Verbindung eingehen, ist das Material inert, also nahezu frei von Reaktionen mit der Umgebung. Huther verweist auf regelmäßige Tests durch das Fraunhofer-Institut und ist stolz auf das »Pure Life«-Umweltsiegel, das Polyurathan als unbedenklich in Sachen Wohngesundheit ausweist. Ins Leben gerufen wurde dieses Siegel übrigens vom Industrieverband Hartschaum (IVPU), an dessen Gründung im Jahre 1973 Unternehmensgründer Hans Bommer mitwirkte und in dessen Vorstand er mehr als 30 Jahre aktiv war, davon 14 Jahre als Vorsitzender. Die Stimme im Vorstand hat wie die Unternehmensleitung Dr. Andreas Huther vom Firmengründer übernommen.

Teil der guten Umweltverträglichkeit ist auch, dass PU keinerlei Allergien auslöst – »ein Grund dafür, dass sich Allergiker meist für Matratzen aus Polyurethan entscheiden«, sagt Huether. Außerdem, das zeichne auch die »Öl-Ex«-Produkte aus, sei PU trinkwassergeeignet und nicht toxisch auf Fische. Für Andres Huther geht es auch in Zukunft darum, »diesen Dreiklang aus Produkteigenschaften in Bezug auf Wasser, Allergiefreundlichkeit und zertifizierter Umweltverträglichkeit durch das ›PureLife‹-Siegel nicht zu zerstören«.

Die Kombination von Dämmung und Stabilität bietet Puren auch für genutzte Flachdächer mit Photovoltaik- oder Grünanlagen sowie das Innenleben von Haustüren an, und auch für Fenster versprechen PU-Elemente mit der passenden Rohdichte stabile Konstruktionen ohne Wärmebrücken.

Effiziente Dämmung soll Wohnraum bezahlbar machen

Beim Neubau einer Halle auf dem Überlinger Werksgelände hat Puren eine Kombination von PU-Ausgangsmaterial mit Betonfertigteilen selbst eingesetzt und ausprobiert_ Der Bau erreicht dank seiner effizienten Dämmung und ausgefeiltem Energiekonzept laut Andreas Huther »KfW 70«-Standard. Zum Einsatz kam eine PU-Kerndämmung in Betonfertigteilprodukten sowie eine schlank gedämmte Wandkonstruktion, die auch einen wichtigen Beitrag für den energiesparenden und bezahlbaren Mietwohnungsbau leisten soll – ein Bereich, in dem sich Puren-Geschäftsführer Huther stark engagiert.

Bei diesem Engagement Setzt er auf »LowTech«: Nicht immer noch mehr Steuerung sorgt einer Auffassung nach für ein erfolgreiches Energiekonzept, sondern eine effiziente Dämmung mit PU. »Durch die dünnere Gebäudehülle sparen wir bei einem Wohnprojekt im raum Überlingen etwa 200 m2 Wohnfläche«, erläutert er. »Das bringt uns unserem Ziel näher, auch ohne finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Geldern mit der Miete 10 % unter dem ortsüblichen Level zu bleiben.«

Aber auch Bauteile aus »Purenit« (s. Infokasten) können einen großen Anteil zur Energieeffizienz erbringen. Das Attikaelement aus dem wiederverwerteten Material zum Beispiel wurde vom Passivhausinstitut zertifiziert. Entstanden ist das Bauteil übrigens beim Fachsimpeln auf einer Kundenveranstaltung_ »Für erste Entwürfe musste ein Bierdeckel herhalten«, erinnert sich Huther. Womit klar sein dürfte: Tüftlertum und gesellige Umgebung wie einst im Überlinger Gasthaus »Ochsen« haben nicht nur für die Gründerfamilie eine Rolle gespielt, sondern wirken auch auf die Akteure im heutigen Unternehmen durchaus inspirierend.

INFO  Anfang Juni hat die Puren in Überlingen ihr 50. Firmenjubiläum gefeiert. Tragendes Thema der Feierlichkeiten war der positive Gründergeist und die gebündelte Konzentration des Gründers Hans Bommer auf den vor 50 Jahren noch völlig neuen Dämmstoff Polyurethan. Bommer gelang, woran seinerzeit einige Großkonzerne scheiterten_ Die zuverlässige und schnelle Produktion eines neuen bis dato nicht bekannten Hochleistungsdämmstoffes im qualitativ besonders hochwertigen und anspruchsvollen Blockschaumverfahren. Heute produziert das familiengeführte Unternehmen ein breites Portfolio an Dämmstoffen für das Steildach (Aufsparrendämmung), Flachdach, Fassade (WDVS, hinterlüftete Fassade und zweischaliges Mauerwerk) und viele Dämm- und Konstruktionswerkstoffe für die industrielle Weiterverarbeitung (Fenster- und Türenproduktion, Fahrzeug-, Waggon- und Schiffsbau, Anlagen- und Modellbau usw.). Zum Unternehmen gehören auch die Bereiche »purSonic«-Soundsysteme sowie »bomat«-Heiztechnik.
Zum Stammsitz in Überlingen kamen neben verschiedenen deutschen Standorten in den 1990er-Jahren nach ersten Kontakten in China zunächst 1996 ein erstes Joint-Venture, das 2007 durch die Gründung der Firma Shanghai Huafon Puren Polyurethane Ltd. ergänzt wurde. Puren erzielt einen jährlichen Umsatz von rund 100 Mio. Euro. jr


Titelstory

Mittelständischer Unternehmergeist am Bodensee Dämmstoff-Pionier Puren feiert 50-jähriges Jubiläum

Mittelständische Famlienunternehmen werden gerne als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet. Den Beweis dafür liefern Unternehmen wie Puren Vor 50 Jahren gegründet von Hans Bommer, dem Spross einer erfolgreichen Überlinger Erfinder- und Unternehmerfamilie – und zwar auf Anraten seines Vaters Franz, der in einem Traditions-Wirtshaus am Stammtisch von einem neuen Material aus den USA mit hervorragenden Dämmeigenschaften erzählt bekam. Die Rede war von »Urethan« oder so ähnlich. Sein Interesse war geweckt, und erste Recherchen führten schnell zum Polyurethan und der Gründung der »Puren Schaumstoff GmbH«. Der baustoffPARTNER hat das Unternehmen in Überlingen besucht und mit Dr. Andreas Huther, seit 2012 alleiniger Geschäftsführer, einen Blick auf die erfolgreiche Vergangenheit und eine spannende Zukunft geworfen.

Lesedauer: min

Von Jan RiekenEine Mischnung aus Zuversicht, Rastlosigkeit und Ehrgeiz dürfte im Spiel gewesen sein, als Franz Bommer begann, sich über diesen Wunder-Werkstoff schlau zu machen. Am Stammtisch im Überlinger Gasthaus »Ochsen« hatte der USA-Reisende berichtet, dass eine zwei Zentimeter dünne Schicht des Materials auf einer Eisschicht ausreiche, um beim Sitzen den Eindruck zu verschaffen, man sitze auf einem Ofen..

Franz Bommer nahm Kontakt zu einem Maschinenbauer auf, der von der Verwendung flüssiger Komponenten wusste und ihm eine Protoypen-Anlage konstruierte. Gleichzeitig beauftragte er seinen Sohn Hans, der als Diplom-Kaufmann gerade in den Anfängen seiner Dissertation steckte, mit weiteren Recherchen über das Material und seine Anwendungsmöglichkeiten.

Startup-Atmosphäre im leergeräumten Lagerraum

Die leidenschaftliche Begeisterung von Vater und Sohn für den Werkstoff PU führte schließlich zur Unternehensgründung, die der Vater aus Altersgründen nicht mehr schultern wollte und stattdessen seinen Sohn Hans dafür gewinnen konnte. Die Dissertation ließ dieser – natürlich nach Absprache mit der Universität – ruhen, um sich einer Unternehmung zu widmen, aus der in den folgenden 44 Jahren unter seiner Führung eine international tätige Unternehmensgruppe mit mehr als 300 Beschäftigten werden sollte.

Die Anfänge in einerr leergeräumten Werkstatt des elterlichen Brennstoffhandels standen ganz im Zeichen unzähliger Experimente. Zunächst ging es nämlich darum, dem Poly­urethan die Kompliziertheit zu nehmen und effiziente Produktionsverfahren zu entwickeln. Hierfür haben Hans Bommer und seine beiden Mitstreiter Kenntnisse aus der Fertigung von PU-Weichschaum, wie er zur Herstellung von Kissen und Matratzen verwendet wird, für die Produktion von PU-Hartschaum mit geringer Rohdichte und entsprechend hohem Dämmwert nutzbar gemacht, anfangs im Austausch mit Spezialsiten des heutgen Chemie-Konzerns Bayer. Die Dämmplatten wurden einzeln (im so genannten diskontinuierlichen Verfahren) in Platten gegossen – ein aufwendiger und langwieriger Prozess.Viel Erfindergeist und großes Durchhaltevermögen

Bis das Blockschaumverfahren in die heute praktizierte Herstellung von PU-Hartschaum im (inzwischen kontinuierlichen, also endlosen) Verfahren Einzug halten konnte, war viel Hirnschmalz und Herzblut gefragt – »Tugenden, über die ein mittelständischer Familienbetrieb eher verfügt als große Konzerne, die oft nur von Quartal zu Quartal denken und handeln«, sagt Andreas Huther, der seit 10 Jahren im Unternehmen ist und im Jahr 2012 vom Gründer den Staffelstab der Unternehmensleitung übernommen hat.


Ehrgeiz und Ausdauer von Hans Bommer, der heute im Beirat des Unternehmens sitzt, wurden belohnt_ Als »Nebenprodukt« allen Forschens und Experimentierens wurde 1970 eher durch Zufall »Öl-Ex« erfunden – ein PU-Granulat, das noch heute zur Bekämpfung von Ölverschmutzungen eingesetzt wird, sowohl auf Böden als auch im Wasser.

Beschleunigte Prozesse ebnen Weg zur Großserien-Fertigung

Einen Meilenstein haben die PU-Pioniere im Jahr 1972 zu feiern, als es erstmals gelingt, den Produktionsprozess zu beschleunigen. »Während zuvor die Herstellung eines PU-Blocks zwei Stunden dauerte, ist es erstmals gelungen, dieses Zeitfenster auf zehn Minuten zu reduzieren«, berichtet Huther. Der Grundstein für eine schnellere Serienproduktion war gelegt_ 1976 beginnt auf der ersten Doppelbandanlage die kontinuierliche Fertigung von Plattenware vor allem für Dachdämmungen.

Im Jahr 1980 nimmt Puren als einer der ersten Hersteller eine kontinuierlich laufende Produktionsstraße für PU-Blöcke in Betrieb. »Die Reaktionszeit bei Hartschaum konnte mit diesem Schritt auf 1,5 bis zwei Minuten reduziert werden«, berichtet Huther.

In dieser Phase übernimmt Puren Standorte in Abtsgmünd bei Aalen (1988), Wiesloch bei heidelberg (1989), Neuenhagen bei Berlin (1990) und Ober­marchtal bei Riedlingen (1990), wo heute die Fertigung des Werkstoffs »Purenit« im geschlossenen Wertstoffkreislauf angesiedelt ist (s. Infokasten).

Dämmende Konstruktionen mit PU-Hartschaum

Heute ist Puren mit verschiedensten Rezepturen für verschiedenste Anforderungen technologisch breit aufgestellt und steht für Hochleistungs-PU-Dämmstoffe, die höchste Anforderungen erfüllen und Maßstäbe setzen sollen als Dach-, Decken-, Perimeter- oder Fassadendämmungen. Ihre Dämmeigenschaften erlauben schlanke Konstruktionen und erfüllen mühelos alle heutigen und zukünftigen Forderungen bis hin zum Passivhaus.

Einer der Hauptgründe für die guten Dämmeigenschaften liegt dabei in der geringen Rohdichte des Materials. Inzwischen hat sich PU-Hartschaum aber längst auch als Konstruktionsmaterial etabliert, berichtet Hüther, »dann allerdings mit einer höheren Dichte, die Dämmung, Leichtigkeit und Stabilität miteinander vereint.«

Das Innenleben einer Außentür beim neuen ICE 4 besteht ebenso aus Puren-­Produkten wie der Aufbau eines Klassikers der Verteilerlogistik_ Die Paketzustell-Fahrzeuge von DHL/ deutsche Post, seit 1985 auf deutschen Straßen unterwegs und im Erstauftrag 8 710 mal gebaut, haben einen Aufbau aus PU-Kunstruktionsdämmstoff »made in Überlingen«. Die Ausschreibung haben Puren und Fahrzeugbauer Kögel damals dank der Gewichtsersparnis gewonnen, die laut Huther den Dieselverbrauch um 0,5 bis 0,8 l pro 100 km senkt. »Inzwischen sind 22 000 dieser Fahrzege im Einsatz – da kommt dann schon was zusammen«, rechnet er vor. Leichtgewichtige, wärmebrückenfreie Konstruktionen mit PU kommen auch bei den Aufbauten von Kühlfahrzeugen zum Einsatz.Recycelbar und mit Umweltsiegel ausgezeichnet

Auch der Umweltaspekt spielt eine Rolle, denn der Werkstoff lässt sich komplett recyceln. »Über die Recycling-Quote lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt leider nichts sagen, denn die Fahrzeuge sind ja zum allergrößten Teil noch im Einsatz«, erläutert Hüther. Diese Aussage gilt auch für das Recycling von Dach- und Gebäudedämmungen, die ebenfalls in denmmietsen Fällen – von einigen Rückbauten abgesehen – noch ihren Dienst versehen. Fest steht_ Puren legt allergrößten Wert auf den umweltverträglichen Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen.

Doch PU punktet nicht nur als Leichtgewicht_ Da die verwendeten Rohstoffe im Polyurethan eine neue Verbindung eingehen, ist das Material inert, also nahezu frei von Reaktionen mit der Umgebung. Huther verweist auf regelmäßige Tests durch das Fraunhofer-Institut und ist stolz auf das »Pure Life«-Umweltsiegel, das Polyurathan als unbedenklich in Sachen Wohngesundheit ausweist. Ins Leben gerufen wurde dieses Siegel übrigens vom Industrieverband Hartschaum (IVPU), an dessen Gründung im Jahre 1973 Unternehmensgründer Hans Bommer mitwirkte und in dessen Vorstand er mehr als 30 Jahre aktiv war, davon 14 Jahre als Vorsitzender. Die Stimme im Vorstand hat wie die Unternehmensleitung Dr. Andreas Huther vom Firmengründer übernommen.

Teil der guten Umweltverträglichkeit ist auch, dass PU keinerlei Allergien auslöst – »ein Grund dafür, dass sich Allergiker meist für Matratzen aus Polyurethan entscheiden«, sagt Huether. Außerdem, das zeichne auch die »Öl-Ex«-Produkte aus, sei PU trinkwassergeeignet und nicht toxisch auf Fische. Für Andres Huther geht es auch in Zukunft darum, »diesen Dreiklang aus Produkteigenschaften in Bezug auf Wasser, Allergiefreundlichkeit und zertifizierter Umweltverträglichkeit durch das ›PureLife‹-Siegel nicht zu zerstören«.

Die Kombination von Dämmung und Stabilität bietet Puren auch für genutzte Flachdächer mit Photovoltaik- oder Grünanlagen sowie das Innenleben von Haustüren an, und auch für Fenster versprechen PU-Elemente mit der passenden Rohdichte stabile Konstruktionen ohne Wärmebrücken.

Effiziente Dämmung soll Wohnraum bezahlbar machen

Beim Neubau einer Halle auf dem Überlinger Werksgelände hat Puren eine Kombination von PU-Ausgangsmaterial mit Betonfertigteilen selbst eingesetzt und ausprobiert_ Der Bau erreicht dank seiner effizienten Dämmung und ausgefeiltem Energiekonzept laut Andreas Huther »KfW 70«-Standard. Zum Einsatz kam eine PU-Kerndämmung in Betonfertigteilprodukten sowie eine schlank gedämmte Wandkonstruktion, die auch einen wichtigen Beitrag für den energiesparenden und bezahlbaren Mietwohnungsbau leisten soll – ein Bereich, in dem sich Puren-Geschäftsführer Huther stark engagiert.

Bei diesem Engagement Setzt er auf »LowTech«: Nicht immer noch mehr Steuerung sorgt einer Auffassung nach für ein erfolgreiches Energiekonzept, sondern eine effiziente Dämmung mit PU. »Durch die dünnere Gebäudehülle sparen wir bei einem Wohnprojekt im raum Überlingen etwa 200 m2 Wohnfläche«, erläutert er. »Das bringt uns unserem Ziel näher, auch ohne finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Geldern mit der Miete 10 % unter dem ortsüblichen Level zu bleiben.«

Aber auch Bauteile aus »Purenit« (s. Infokasten) können einen großen Anteil zur Energieeffizienz erbringen. Das Attikaelement aus dem wiederverwerteten Material zum Beispiel wurde vom Passivhausinstitut zertifiziert. Entstanden ist das Bauteil übrigens beim Fachsimpeln auf einer Kundenveranstaltung_ »Für erste Entwürfe musste ein Bierdeckel herhalten«, erinnert sich Huther. Womit klar sein dürfte: Tüftlertum und gesellige Umgebung wie einst im Überlinger Gasthaus »Ochsen« haben nicht nur für die Gründerfamilie eine Rolle gespielt, sondern wirken auch auf die Akteure im heutigen Unternehmen durchaus inspirierend.

INFO  Anfang Juni hat die Puren in Überlingen ihr 50. Firmenjubiläum gefeiert. Tragendes Thema der Feierlichkeiten war der positive Gründergeist und die gebündelte Konzentration des Gründers Hans Bommer auf den vor 50 Jahren noch völlig neuen Dämmstoff Polyurethan. Bommer gelang, woran seinerzeit einige Großkonzerne scheiterten_ Die zuverlässige und schnelle Produktion eines neuen bis dato nicht bekannten Hochleistungsdämmstoffes im qualitativ besonders hochwertigen und anspruchsvollen Blockschaumverfahren. Heute produziert das familiengeführte Unternehmen ein breites Portfolio an Dämmstoffen für das Steildach (Aufsparrendämmung), Flachdach, Fassade (WDVS, hinterlüftete Fassade und zweischaliges Mauerwerk) und viele Dämm- und Konstruktionswerkstoffe für die industrielle Weiterverarbeitung (Fenster- und Türenproduktion, Fahrzeug-, Waggon- und Schiffsbau, Anlagen- und Modellbau usw.). Zum Unternehmen gehören auch die Bereiche »purSonic«-Soundsysteme sowie »bomat«-Heiztechnik.
Zum Stammsitz in Überlingen kamen neben verschiedenen deutschen Standorten in den 1990er-Jahren nach ersten Kontakten in China zunächst 1996 ein erstes Joint-Venture, das 2007 durch die Gründung der Firma Shanghai Huafon Puren Polyurethane Ltd. ergänzt wurde. Puren erzielt einen jährlichen Umsatz von rund 100 Mio. Euro. jr


Bodenbeläge & Aufbau

Mittelständischer Unternehmergeist am Bodensee Dämmstoff-Pionier Puren feiert 50-jähriges Jubiläum

Mittelständische Famlienunternehmen werden gerne als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet. Den Beweis dafür liefern Unternehmen wie Puren Vor 50 Jahren gegründet von Hans Bommer, dem Spross einer erfolgreichen Überlinger Erfinder- und Unternehmerfamilie – und zwar auf Anraten seines Vaters Franz, der in einem Traditions-Wirtshaus am Stammtisch von einem neuen Material aus den USA mit hervorragenden Dämmeigenschaften erzählt bekam. Die Rede war von »Urethan« oder so ähnlich. Sein Interesse war geweckt, und erste Recherchen führten schnell zum Polyurethan und der Gründung der »Puren Schaumstoff GmbH«. Der baustoffPARTNER hat das Unternehmen in Überlingen besucht und mit Dr. Andreas Huther, seit 2012 alleiniger Geschäftsführer, einen Blick auf die erfolgreiche Vergangenheit und eine spannende Zukunft geworfen.

Lesedauer: min

Von Jan RiekenEine Mischnung aus Zuversicht, Rastlosigkeit und Ehrgeiz dürfte im Spiel gewesen sein, als Franz Bommer begann, sich über diesen Wunder-Werkstoff schlau zu machen. Am Stammtisch im Überlinger Gasthaus »Ochsen« hatte der USA-Reisende berichtet, dass eine zwei Zentimeter dünne Schicht des Materials auf einer Eisschicht ausreiche, um beim Sitzen den Eindruck zu verschaffen, man sitze auf einem Ofen..

Franz Bommer nahm Kontakt zu einem Maschinenbauer auf, der von der Verwendung flüssiger Komponenten wusste und ihm eine Protoypen-Anlage konstruierte. Gleichzeitig beauftragte er seinen Sohn Hans, der als Diplom-Kaufmann gerade in den Anfängen seiner Dissertation steckte, mit weiteren Recherchen über das Material und seine Anwendungsmöglichkeiten.

Startup-Atmosphäre im leergeräumten Lagerraum

Die leidenschaftliche Begeisterung von Vater und Sohn für den Werkstoff PU führte schließlich zur Unternehensgründung, die der Vater aus Altersgründen nicht mehr schultern wollte und stattdessen seinen Sohn Hans dafür gewinnen konnte. Die Dissertation ließ dieser – natürlich nach Absprache mit der Universität – ruhen, um sich einer Unternehmung zu widmen, aus der in den folgenden 44 Jahren unter seiner Führung eine international tätige Unternehmensgruppe mit mehr als 300 Beschäftigten werden sollte.

Die Anfänge in einerr leergeräumten Werkstatt des elterlichen Brennstoffhandels standen ganz im Zeichen unzähliger Experimente. Zunächst ging es nämlich darum, dem Poly­urethan die Kompliziertheit zu nehmen und effiziente Produktionsverfahren zu entwickeln. Hierfür haben Hans Bommer und seine beiden Mitstreiter Kenntnisse aus der Fertigung von PU-Weichschaum, wie er zur Herstellung von Kissen und Matratzen verwendet wird, für die Produktion von PU-Hartschaum mit geringer Rohdichte und entsprechend hohem Dämmwert nutzbar gemacht, anfangs im Austausch mit Spezialsiten des heutgen Chemie-Konzerns Bayer. Die Dämmplatten wurden einzeln (im so genannten diskontinuierlichen Verfahren) in Platten gegossen – ein aufwendiger und langwieriger Prozess.Viel Erfindergeist und großes Durchhaltevermögen

Bis das Blockschaumverfahren in die heute praktizierte Herstellung von PU-Hartschaum im (inzwischen kontinuierlichen, also endlosen) Verfahren Einzug halten konnte, war viel Hirnschmalz und Herzblut gefragt – »Tugenden, über die ein mittelständischer Familienbetrieb eher verfügt als große Konzerne, die oft nur von Quartal zu Quartal denken und handeln«, sagt Andreas Huther, der seit 10 Jahren im Unternehmen ist und im Jahr 2012 vom Gründer den Staffelstab der Unternehmensleitung übernommen hat.


Ehrgeiz und Ausdauer von Hans Bommer, der heute im Beirat des Unternehmens sitzt, wurden belohnt_ Als »Nebenprodukt« allen Forschens und Experimentierens wurde 1970 eher durch Zufall »Öl-Ex« erfunden – ein PU-Granulat, das noch heute zur Bekämpfung von Ölverschmutzungen eingesetzt wird, sowohl auf Böden als auch im Wasser.

Beschleunigte Prozesse ebnen Weg zur Großserien-Fertigung

Einen Meilenstein haben die PU-Pioniere im Jahr 1972 zu feiern, als es erstmals gelingt, den Produktionsprozess zu beschleunigen. »Während zuvor die Herstellung eines PU-Blocks zwei Stunden dauerte, ist es erstmals gelungen, dieses Zeitfenster auf zehn Minuten zu reduzieren«, berichtet Huther. Der Grundstein für eine schnellere Serienproduktion war gelegt_ 1976 beginnt auf der ersten Doppelbandanlage die kontinuierliche Fertigung von Plattenware vor allem für Dachdämmungen.

Im Jahr 1980 nimmt Puren als einer der ersten Hersteller eine kontinuierlich laufende Produktionsstraße für PU-Blöcke in Betrieb. »Die Reaktionszeit bei Hartschaum konnte mit diesem Schritt auf 1,5 bis zwei Minuten reduziert werden«, berichtet Huther.

In dieser Phase übernimmt Puren Standorte in Abtsgmünd bei Aalen (1988), Wiesloch bei heidelberg (1989), Neuenhagen bei Berlin (1990) und Ober­marchtal bei Riedlingen (1990), wo heute die Fertigung des Werkstoffs »Purenit« im geschlossenen Wertstoffkreislauf angesiedelt ist (s. Infokasten).

Dämmende Konstruktionen mit PU-Hartschaum

Heute ist Puren mit verschiedensten Rezepturen für verschiedenste Anforderungen technologisch breit aufgestellt und steht für Hochleistungs-PU-Dämmstoffe, die höchste Anforderungen erfüllen und Maßstäbe setzen sollen als Dach-, Decken-, Perimeter- oder Fassadendämmungen. Ihre Dämmeigenschaften erlauben schlanke Konstruktionen und erfüllen mühelos alle heutigen und zukünftigen Forderungen bis hin zum Passivhaus.

Einer der Hauptgründe für die guten Dämmeigenschaften liegt dabei in der geringen Rohdichte des Materials. Inzwischen hat sich PU-Hartschaum aber längst auch als Konstruktionsmaterial etabliert, berichtet Hüther, »dann allerdings mit einer höheren Dichte, die Dämmung, Leichtigkeit und Stabilität miteinander vereint.«

Das Innenleben einer Außentür beim neuen ICE 4 besteht ebenso aus Puren-­Produkten wie der Aufbau eines Klassikers der Verteilerlogistik_ Die Paketzustell-Fahrzeuge von DHL/ deutsche Post, seit 1985 auf deutschen Straßen unterwegs und im Erstauftrag 8 710 mal gebaut, haben einen Aufbau aus PU-Kunstruktionsdämmstoff »made in Überlingen«. Die Ausschreibung haben Puren und Fahrzeugbauer Kögel damals dank der Gewichtsersparnis gewonnen, die laut Huther den Dieselverbrauch um 0,5 bis 0,8 l pro 100 km senkt. »Inzwischen sind 22 000 dieser Fahrzege im Einsatz – da kommt dann schon was zusammen«, rechnet er vor. Leichtgewichtige, wärmebrückenfreie Konstruktionen mit PU kommen auch bei den Aufbauten von Kühlfahrzeugen zum Einsatz.Recycelbar und mit Umweltsiegel ausgezeichnet

Auch der Umweltaspekt spielt eine Rolle, denn der Werkstoff lässt sich komplett recyceln. »Über die Recycling-Quote lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt leider nichts sagen, denn die Fahrzeuge sind ja zum allergrößten Teil noch im Einsatz«, erläutert Hüther. Diese Aussage gilt auch für das Recycling von Dach- und Gebäudedämmungen, die ebenfalls in denmmietsen Fällen – von einigen Rückbauten abgesehen – noch ihren Dienst versehen. Fest steht_ Puren legt allergrößten Wert auf den umweltverträglichen Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen.

Doch PU punktet nicht nur als Leichtgewicht_ Da die verwendeten Rohstoffe im Polyurethan eine neue Verbindung eingehen, ist das Material inert, also nahezu frei von Reaktionen mit der Umgebung. Huther verweist auf regelmäßige Tests durch das Fraunhofer-Institut und ist stolz auf das »Pure Life«-Umweltsiegel, das Polyurathan als unbedenklich in Sachen Wohngesundheit ausweist. Ins Leben gerufen wurde dieses Siegel übrigens vom Industrieverband Hartschaum (IVPU), an dessen Gründung im Jahre 1973 Unternehmensgründer Hans Bommer mitwirkte und in dessen Vorstand er mehr als 30 Jahre aktiv war, davon 14 Jahre als Vorsitzender. Die Stimme im Vorstand hat wie die Unternehmensleitung Dr. Andreas Huther vom Firmengründer übernommen.

Teil der guten Umweltverträglichkeit ist auch, dass PU keinerlei Allergien auslöst – »ein Grund dafür, dass sich Allergiker meist für Matratzen aus Polyurethan entscheiden«, sagt Huether. Außerdem, das zeichne auch die »Öl-Ex«-Produkte aus, sei PU trinkwassergeeignet und nicht toxisch auf Fische. Für Andres Huther geht es auch in Zukunft darum, »diesen Dreiklang aus Produkteigenschaften in Bezug auf Wasser, Allergiefreundlichkeit und zertifizierter Umweltverträglichkeit durch das ›PureLife‹-Siegel nicht zu zerstören«.

Die Kombination von Dämmung und Stabilität bietet Puren auch für genutzte Flachdächer mit Photovoltaik- oder Grünanlagen sowie das Innenleben von Haustüren an, und auch für Fenster versprechen PU-Elemente mit der passenden Rohdichte stabile Konstruktionen ohne Wärmebrücken.

Effiziente Dämmung soll Wohnraum bezahlbar machen

Beim Neubau einer Halle auf dem Überlinger Werksgelände hat Puren eine Kombination von PU-Ausgangsmaterial mit Betonfertigteilen selbst eingesetzt und ausprobiert_ Der Bau erreicht dank seiner effizienten Dämmung und ausgefeiltem Energiekonzept laut Andreas Huther »KfW 70«-Standard. Zum Einsatz kam eine PU-Kerndämmung in Betonfertigteilprodukten sowie eine schlank gedämmte Wandkonstruktion, die auch einen wichtigen Beitrag für den energiesparenden und bezahlbaren Mietwohnungsbau leisten soll – ein Bereich, in dem sich Puren-Geschäftsführer Huther stark engagiert.

Bei diesem Engagement Setzt er auf »LowTech«: Nicht immer noch mehr Steuerung sorgt einer Auffassung nach für ein erfolgreiches Energiekonzept, sondern eine effiziente Dämmung mit PU. »Durch die dünnere Gebäudehülle sparen wir bei einem Wohnprojekt im raum Überlingen etwa 200 m2 Wohnfläche«, erläutert er. »Das bringt uns unserem Ziel näher, auch ohne finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Geldern mit der Miete 10 % unter dem ortsüblichen Level zu bleiben.«

Aber auch Bauteile aus »Purenit« (s. Infokasten) können einen großen Anteil zur Energieeffizienz erbringen. Das Attikaelement aus dem wiederverwerteten Material zum Beispiel wurde vom Passivhausinstitut zertifiziert. Entstanden ist das Bauteil übrigens beim Fachsimpeln auf einer Kundenveranstaltung_ »Für erste Entwürfe musste ein Bierdeckel herhalten«, erinnert sich Huther. Womit klar sein dürfte: Tüftlertum und gesellige Umgebung wie einst im Überlinger Gasthaus »Ochsen« haben nicht nur für die Gründerfamilie eine Rolle gespielt, sondern wirken auch auf die Akteure im heutigen Unternehmen durchaus inspirierend.

INFO  Anfang Juni hat die Puren in Überlingen ihr 50. Firmenjubiläum gefeiert. Tragendes Thema der Feierlichkeiten war der positive Gründergeist und die gebündelte Konzentration des Gründers Hans Bommer auf den vor 50 Jahren noch völlig neuen Dämmstoff Polyurethan. Bommer gelang, woran seinerzeit einige Großkonzerne scheiterten_ Die zuverlässige und schnelle Produktion eines neuen bis dato nicht bekannten Hochleistungsdämmstoffes im qualitativ besonders hochwertigen und anspruchsvollen Blockschaumverfahren. Heute produziert das familiengeführte Unternehmen ein breites Portfolio an Dämmstoffen für das Steildach (Aufsparrendämmung), Flachdach, Fassade (WDVS, hinterlüftete Fassade und zweischaliges Mauerwerk) und viele Dämm- und Konstruktionswerkstoffe für die industrielle Weiterverarbeitung (Fenster- und Türenproduktion, Fahrzeug-, Waggon- und Schiffsbau, Anlagen- und Modellbau usw.). Zum Unternehmen gehören auch die Bereiche »purSonic«-Soundsysteme sowie »bomat«-Heiztechnik.
Zum Stammsitz in Überlingen kamen neben verschiedenen deutschen Standorten in den 1990er-Jahren nach ersten Kontakten in China zunächst 1996 ein erstes Joint-Venture, das 2007 durch die Gründung der Firma Shanghai Huafon Puren Polyurethane Ltd. ergänzt wurde. Puren erzielt einen jährlichen Umsatz von rund 100 Mio. Euro. jr


Industrie- und Gewerbebau

Mittelständischer Unternehmergeist am Bodensee Dämmstoff-Pionier Puren feiert 50-jähriges Jubiläum

Mittelständische Famlienunternehmen werden gerne als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet. Den Beweis dafür liefern Unternehmen wie Puren Vor 50 Jahren gegründet von Hans Bommer, dem Spross einer erfolgreichen Überlinger Erfinder- und Unternehmerfamilie – und zwar auf Anraten seines Vaters Franz, der in einem Traditions-Wirtshaus am Stammtisch von einem neuen Material aus den USA mit hervorragenden Dämmeigenschaften erzählt bekam. Die Rede war von »Urethan« oder so ähnlich. Sein Interesse war geweckt, und erste Recherchen führten schnell zum Polyurethan und der Gründung der »Puren Schaumstoff GmbH«. Der baustoffPARTNER hat das Unternehmen in Überlingen besucht und mit Dr. Andreas Huther, seit 2012 alleiniger Geschäftsführer, einen Blick auf die erfolgreiche Vergangenheit und eine spannende Zukunft geworfen.

Lesedauer: min

Von Jan RiekenEine Mischnung aus Zuversicht, Rastlosigkeit und Ehrgeiz dürfte im Spiel gewesen sein, als Franz Bommer begann, sich über diesen Wunder-Werkstoff schlau zu machen. Am Stammtisch im Überlinger Gasthaus »Ochsen« hatte der USA-Reisende berichtet, dass eine zwei Zentimeter dünne Schicht des Materials auf einer Eisschicht ausreiche, um beim Sitzen den Eindruck zu verschaffen, man sitze auf einem Ofen..

Franz Bommer nahm Kontakt zu einem Maschinenbauer auf, der von der Verwendung flüssiger Komponenten wusste und ihm eine Protoypen-Anlage konstruierte. Gleichzeitig beauftragte er seinen Sohn Hans, der als Diplom-Kaufmann gerade in den Anfängen seiner Dissertation steckte, mit weiteren Recherchen über das Material und seine Anwendungsmöglichkeiten.

Startup-Atmosphäre im leergeräumten Lagerraum

Die leidenschaftliche Begeisterung von Vater und Sohn für den Werkstoff PU führte schließlich zur Unternehensgründung, die der Vater aus Altersgründen nicht mehr schultern wollte und stattdessen seinen Sohn Hans dafür gewinnen konnte. Die Dissertation ließ dieser – natürlich nach Absprache mit der Universität – ruhen, um sich einer Unternehmung zu widmen, aus der in den folgenden 44 Jahren unter seiner Führung eine international tätige Unternehmensgruppe mit mehr als 300 Beschäftigten werden sollte.

Die Anfänge in einerr leergeräumten Werkstatt des elterlichen Brennstoffhandels standen ganz im Zeichen unzähliger Experimente. Zunächst ging es nämlich darum, dem Poly­urethan die Kompliziertheit zu nehmen und effiziente Produktionsverfahren zu entwickeln. Hierfür haben Hans Bommer und seine beiden Mitstreiter Kenntnisse aus der Fertigung von PU-Weichschaum, wie er zur Herstellung von Kissen und Matratzen verwendet wird, für die Produktion von PU-Hartschaum mit geringer Rohdichte und entsprechend hohem Dämmwert nutzbar gemacht, anfangs im Austausch mit Spezialsiten des heutgen Chemie-Konzerns Bayer. Die Dämmplatten wurden einzeln (im so genannten diskontinuierlichen Verfahren) in Platten gegossen – ein aufwendiger und langwieriger Prozess.Viel Erfindergeist und großes Durchhaltevermögen

Bis das Blockschaumverfahren in die heute praktizierte Herstellung von PU-Hartschaum im (inzwischen kontinuierlichen, also endlosen) Verfahren Einzug halten konnte, war viel Hirnschmalz und Herzblut gefragt – »Tugenden, über die ein mittelständischer Familienbetrieb eher verfügt als große Konzerne, die oft nur von Quartal zu Quartal denken und handeln«, sagt Andreas Huther, der seit 10 Jahren im Unternehmen ist und im Jahr 2012 vom Gründer den Staffelstab der Unternehmensleitung übernommen hat.


Ehrgeiz und Ausdauer von Hans Bommer, der heute im Beirat des Unternehmens sitzt, wurden belohnt_ Als »Nebenprodukt« allen Forschens und Experimentierens wurde 1970 eher durch Zufall »Öl-Ex« erfunden – ein PU-Granulat, das noch heute zur Bekämpfung von Ölverschmutzungen eingesetzt wird, sowohl auf Böden als auch im Wasser.

Beschleunigte Prozesse ebnen Weg zur Großserien-Fertigung

Einen Meilenstein haben die PU-Pioniere im Jahr 1972 zu feiern, als es erstmals gelingt, den Produktionsprozess zu beschleunigen. »Während zuvor die Herstellung eines PU-Blocks zwei Stunden dauerte, ist es erstmals gelungen, dieses Zeitfenster auf zehn Minuten zu reduzieren«, berichtet Huther. Der Grundstein für eine schnellere Serienproduktion war gelegt_ 1976 beginnt auf der ersten Doppelbandanlage die kontinuierliche Fertigung von Plattenware vor allem für Dachdämmungen.

Im Jahr 1980 nimmt Puren als einer der ersten Hersteller eine kontinuierlich laufende Produktionsstraße für PU-Blöcke in Betrieb. »Die Reaktionszeit bei Hartschaum konnte mit diesem Schritt auf 1,5 bis zwei Minuten reduziert werden«, berichtet Huther.

In dieser Phase übernimmt Puren Standorte in Abtsgmünd bei Aalen (1988), Wiesloch bei heidelberg (1989), Neuenhagen bei Berlin (1990) und Ober­marchtal bei Riedlingen (1990), wo heute die Fertigung des Werkstoffs »Purenit« im geschlossenen Wertstoffkreislauf angesiedelt ist (s. Infokasten).

Dämmende Konstruktionen mit PU-Hartschaum

Heute ist Puren mit verschiedensten Rezepturen für verschiedenste Anforderungen technologisch breit aufgestellt und steht für Hochleistungs-PU-Dämmstoffe, die höchste Anforderungen erfüllen und Maßstäbe setzen sollen als Dach-, Decken-, Perimeter- oder Fassadendämmungen. Ihre Dämmeigenschaften erlauben schlanke Konstruktionen und erfüllen mühelos alle heutigen und zukünftigen Forderungen bis hin zum Passivhaus.

Einer der Hauptgründe für die guten Dämmeigenschaften liegt dabei in der geringen Rohdichte des Materials. Inzwischen hat sich PU-Hartschaum aber längst auch als Konstruktionsmaterial etabliert, berichtet Hüther, »dann allerdings mit einer höheren Dichte, die Dämmung, Leichtigkeit und Stabilität miteinander vereint.«

Das Innenleben einer Außentür beim neuen ICE 4 besteht ebenso aus Puren-­Produkten wie der Aufbau eines Klassikers der Verteilerlogistik_ Die Paketzustell-Fahrzeuge von DHL/ deutsche Post, seit 1985 auf deutschen Straßen unterwegs und im Erstauftrag 8 710 mal gebaut, haben einen Aufbau aus PU-Kunstruktionsdämmstoff »made in Überlingen«. Die Ausschreibung haben Puren und Fahrzeugbauer Kögel damals dank der Gewichtsersparnis gewonnen, die laut Huther den Dieselverbrauch um 0,5 bis 0,8 l pro 100 km senkt. »Inzwischen sind 22 000 dieser Fahrzege im Einsatz – da kommt dann schon was zusammen«, rechnet er vor. Leichtgewichtige, wärmebrückenfreie Konstruktionen mit PU kommen auch bei den Aufbauten von Kühlfahrzeugen zum Einsatz.Recycelbar und mit Umweltsiegel ausgezeichnet

Auch der Umweltaspekt spielt eine Rolle, denn der Werkstoff lässt sich komplett recyceln. »Über die Recycling-Quote lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt leider nichts sagen, denn die Fahrzeuge sind ja zum allergrößten Teil noch im Einsatz«, erläutert Hüther. Diese Aussage gilt auch für das Recycling von Dach- und Gebäudedämmungen, die ebenfalls in denmmietsen Fällen – von einigen Rückbauten abgesehen – noch ihren Dienst versehen. Fest steht_ Puren legt allergrößten Wert auf den umweltverträglichen Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen.

Doch PU punktet nicht nur als Leichtgewicht_ Da die verwendeten Rohstoffe im Polyurethan eine neue Verbindung eingehen, ist das Material inert, also nahezu frei von Reaktionen mit der Umgebung. Huther verweist auf regelmäßige Tests durch das Fraunhofer-Institut und ist stolz auf das »Pure Life«-Umweltsiegel, das Polyurathan als unbedenklich in Sachen Wohngesundheit ausweist. Ins Leben gerufen wurde dieses Siegel übrigens vom Industrieverband Hartschaum (IVPU), an dessen Gründung im Jahre 1973 Unternehmensgründer Hans Bommer mitwirkte und in dessen Vorstand er mehr als 30 Jahre aktiv war, davon 14 Jahre als Vorsitzender. Die Stimme im Vorstand hat wie die Unternehmensleitung Dr. Andreas Huther vom Firmengründer übernommen.

Teil der guten Umweltverträglichkeit ist auch, dass PU keinerlei Allergien auslöst – »ein Grund dafür, dass sich Allergiker meist für Matratzen aus Polyurethan entscheiden«, sagt Huether. Außerdem, das zeichne auch die »Öl-Ex«-Produkte aus, sei PU trinkwassergeeignet und nicht toxisch auf Fische. Für Andres Huther geht es auch in Zukunft darum, »diesen Dreiklang aus Produkteigenschaften in Bezug auf Wasser, Allergiefreundlichkeit und zertifizierter Umweltverträglichkeit durch das ›PureLife‹-Siegel nicht zu zerstören«.

Die Kombination von Dämmung und Stabilität bietet Puren auch für genutzte Flachdächer mit Photovoltaik- oder Grünanlagen sowie das Innenleben von Haustüren an, und auch für Fenster versprechen PU-Elemente mit der passenden Rohdichte stabile Konstruktionen ohne Wärmebrücken.

Effiziente Dämmung soll Wohnraum bezahlbar machen

Beim Neubau einer Halle auf dem Überlinger Werksgelände hat Puren eine Kombination von PU-Ausgangsmaterial mit Betonfertigteilen selbst eingesetzt und ausprobiert_ Der Bau erreicht dank seiner effizienten Dämmung und ausgefeiltem Energiekonzept laut Andreas Huther »KfW 70«-Standard. Zum Einsatz kam eine PU-Kerndämmung in Betonfertigteilprodukten sowie eine schlank gedämmte Wandkonstruktion, die auch einen wichtigen Beitrag für den energiesparenden und bezahlbaren Mietwohnungsbau leisten soll – ein Bereich, in dem sich Puren-Geschäftsführer Huther stark engagiert.

Bei diesem Engagement Setzt er auf »LowTech«: Nicht immer noch mehr Steuerung sorgt einer Auffassung nach für ein erfolgreiches Energiekonzept, sondern eine effiziente Dämmung mit PU. »Durch die dünnere Gebäudehülle sparen wir bei einem Wohnprojekt im raum Überlingen etwa 200 m2 Wohnfläche«, erläutert er. »Das bringt uns unserem Ziel näher, auch ohne finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Geldern mit der Miete 10 % unter dem ortsüblichen Level zu bleiben.«

Aber auch Bauteile aus »Purenit« (s. Infokasten) können einen großen Anteil zur Energieeffizienz erbringen. Das Attikaelement aus dem wiederverwerteten Material zum Beispiel wurde vom Passivhausinstitut zertifiziert. Entstanden ist das Bauteil übrigens beim Fachsimpeln auf einer Kundenveranstaltung_ »Für erste Entwürfe musste ein Bierdeckel herhalten«, erinnert sich Huther. Womit klar sein dürfte: Tüftlertum und gesellige Umgebung wie einst im Überlinger Gasthaus »Ochsen« haben nicht nur für die Gründerfamilie eine Rolle gespielt, sondern wirken auch auf die Akteure im heutigen Unternehmen durchaus inspirierend.

INFO  Anfang Juni hat die Puren in Überlingen ihr 50. Firmenjubiläum gefeiert. Tragendes Thema der Feierlichkeiten war der positive Gründergeist und die gebündelte Konzentration des Gründers Hans Bommer auf den vor 50 Jahren noch völlig neuen Dämmstoff Polyurethan. Bommer gelang, woran seinerzeit einige Großkonzerne scheiterten_ Die zuverlässige und schnelle Produktion eines neuen bis dato nicht bekannten Hochleistungsdämmstoffes im qualitativ besonders hochwertigen und anspruchsvollen Blockschaumverfahren. Heute produziert das familiengeführte Unternehmen ein breites Portfolio an Dämmstoffen für das Steildach (Aufsparrendämmung), Flachdach, Fassade (WDVS, hinterlüftete Fassade und zweischaliges Mauerwerk) und viele Dämm- und Konstruktionswerkstoffe für die industrielle Weiterverarbeitung (Fenster- und Türenproduktion, Fahrzeug-, Waggon- und Schiffsbau, Anlagen- und Modellbau usw.). Zum Unternehmen gehören auch die Bereiche »purSonic«-Soundsysteme sowie »bomat«-Heiztechnik.
Zum Stammsitz in Überlingen kamen neben verschiedenen deutschen Standorten in den 1990er-Jahren nach ersten Kontakten in China zunächst 1996 ein erstes Joint-Venture, das 2007 durch die Gründung der Firma Shanghai Huafon Puren Polyurethane Ltd. ergänzt wurde. Puren erzielt einen jährlichen Umsatz von rund 100 Mio. Euro. jr


Mauerwerk & Beton

Mittelständischer Unternehmergeist am Bodensee Dämmstoff-Pionier Puren feiert 50-jähriges Jubiläum

Mittelständische Famlienunternehmen werden gerne als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet. Den Beweis dafür liefern Unternehmen wie Puren Vor 50 Jahren gegründet von Hans Bommer, dem Spross einer erfolgreichen Überlinger Erfinder- und Unternehmerfamilie – und zwar auf Anraten seines Vaters Franz, der in einem Traditions-Wirtshaus am Stammtisch von einem neuen Material aus den USA mit hervorragenden Dämmeigenschaften erzählt bekam. Die Rede war von »Urethan« oder so ähnlich. Sein Interesse war geweckt, und erste Recherchen führten schnell zum Polyurethan und der Gründung der »Puren Schaumstoff GmbH«. Der baustoffPARTNER hat das Unternehmen in Überlingen besucht und mit Dr. Andreas Huther, seit 2012 alleiniger Geschäftsführer, einen Blick auf die erfolgreiche Vergangenheit und eine spannende Zukunft geworfen.

Lesedauer: min

Von Jan RiekenEine Mischnung aus Zuversicht, Rastlosigkeit und Ehrgeiz dürfte im Spiel gewesen sein, als Franz Bommer begann, sich über diesen Wunder-Werkstoff schlau zu machen. Am Stammtisch im Überlinger Gasthaus »Ochsen« hatte der USA-Reisende berichtet, dass eine zwei Zentimeter dünne Schicht des Materials auf einer Eisschicht ausreiche, um beim Sitzen den Eindruck zu verschaffen, man sitze auf einem Ofen..

Franz Bommer nahm Kontakt zu einem Maschinenbauer auf, der von der Verwendung flüssiger Komponenten wusste und ihm eine Protoypen-Anlage konstruierte. Gleichzeitig beauftragte er seinen Sohn Hans, der als Diplom-Kaufmann gerade in den Anfängen seiner Dissertation steckte, mit weiteren Recherchen über das Material und seine Anwendungsmöglichkeiten.

Startup-Atmosphäre im leergeräumten Lagerraum

Die leidenschaftliche Begeisterung von Vater und Sohn für den Werkstoff PU führte schließlich zur Unternehensgründung, die der Vater aus Altersgründen nicht mehr schultern wollte und stattdessen seinen Sohn Hans dafür gewinnen konnte. Die Dissertation ließ dieser – natürlich nach Absprache mit der Universität – ruhen, um sich einer Unternehmung zu widmen, aus der in den folgenden 44 Jahren unter seiner Führung eine international tätige Unternehmensgruppe mit mehr als 300 Beschäftigten werden sollte.

Die Anfänge in einerr leergeräumten Werkstatt des elterlichen Brennstoffhandels standen ganz im Zeichen unzähliger Experimente. Zunächst ging es nämlich darum, dem Poly­urethan die Kompliziertheit zu nehmen und effiziente Produktionsverfahren zu entwickeln. Hierfür haben Hans Bommer und seine beiden Mitstreiter Kenntnisse aus der Fertigung von PU-Weichschaum, wie er zur Herstellung von Kissen und Matratzen verwendet wird, für die Produktion von PU-Hartschaum mit geringer Rohdichte und entsprechend hohem Dämmwert nutzbar gemacht, anfangs im Austausch mit Spezialsiten des heutgen Chemie-Konzerns Bayer. Die Dämmplatten wurden einzeln (im so genannten diskontinuierlichen Verfahren) in Platten gegossen – ein aufwendiger und langwieriger Prozess.Viel Erfindergeist und großes Durchhaltevermögen

Bis das Blockschaumverfahren in die heute praktizierte Herstellung von PU-Hartschaum im (inzwischen kontinuierlichen, also endlosen) Verfahren Einzug halten konnte, war viel Hirnschmalz und Herzblut gefragt – »Tugenden, über die ein mittelständischer Familienbetrieb eher verfügt als große Konzerne, die oft nur von Quartal zu Quartal denken und handeln«, sagt Andreas Huther, der seit 10 Jahren im Unternehmen ist und im Jahr 2012 vom Gründer den Staffelstab der Unternehmensleitung übernommen hat.


Ehrgeiz und Ausdauer von Hans Bommer, der heute im Beirat des Unternehmens sitzt, wurden belohnt_ Als »Nebenprodukt« allen Forschens und Experimentierens wurde 1970 eher durch Zufall »Öl-Ex« erfunden – ein PU-Granulat, das noch heute zur Bekämpfung von Ölverschmutzungen eingesetzt wird, sowohl auf Böden als auch im Wasser.

Beschleunigte Prozesse ebnen Weg zur Großserien-Fertigung

Einen Meilenstein haben die PU-Pioniere im Jahr 1972 zu feiern, als es erstmals gelingt, den Produktionsprozess zu beschleunigen. »Während zuvor die Herstellung eines PU-Blocks zwei Stunden dauerte, ist es erstmals gelungen, dieses Zeitfenster auf zehn Minuten zu reduzieren«, berichtet Huther. Der Grundstein für eine schnellere Serienproduktion war gelegt_ 1976 beginnt auf der ersten Doppelbandanlage die kontinuierliche Fertigung von Plattenware vor allem für Dachdämmungen.

Im Jahr 1980 nimmt Puren als einer der ersten Hersteller eine kontinuierlich laufende Produktionsstraße für PU-Blöcke in Betrieb. »Die Reaktionszeit bei Hartschaum konnte mit diesem Schritt auf 1,5 bis zwei Minuten reduziert werden«, berichtet Huther.

In dieser Phase übernimmt Puren Standorte in Abtsgmünd bei Aalen (1988), Wiesloch bei heidelberg (1989), Neuenhagen bei Berlin (1990) und Ober­marchtal bei Riedlingen (1990), wo heute die Fertigung des Werkstoffs »Purenit« im geschlossenen Wertstoffkreislauf angesiedelt ist (s. Infokasten).

Dämmende Konstruktionen mit PU-Hartschaum

Heute ist Puren mit verschiedensten Rezepturen für verschiedenste Anforderungen technologisch breit aufgestellt und steht für Hochleistungs-PU-Dämmstoffe, die höchste Anforderungen erfüllen und Maßstäbe setzen sollen als Dach-, Decken-, Perimeter- oder Fassadendämmungen. Ihre Dämmeigenschaften erlauben schlanke Konstruktionen und erfüllen mühelos alle heutigen und zukünftigen Forderungen bis hin zum Passivhaus.

Einer der Hauptgründe für die guten Dämmeigenschaften liegt dabei in der geringen Rohdichte des Materials. Inzwischen hat sich PU-Hartschaum aber längst auch als Konstruktionsmaterial etabliert, berichtet Hüther, »dann allerdings mit einer höheren Dichte, die Dämmung, Leichtigkeit und Stabilität miteinander vereint.«

Das Innenleben einer Außentür beim neuen ICE 4 besteht ebenso aus Puren-­Produkten wie der Aufbau eines Klassikers der Verteilerlogistik_ Die Paketzustell-Fahrzeuge von DHL/ deutsche Post, seit 1985 auf deutschen Straßen unterwegs und im Erstauftrag 8 710 mal gebaut, haben einen Aufbau aus PU-Kunstruktionsdämmstoff »made in Überlingen«. Die Ausschreibung haben Puren und Fahrzeugbauer Kögel damals dank der Gewichtsersparnis gewonnen, die laut Huther den Dieselverbrauch um 0,5 bis 0,8 l pro 100 km senkt. »Inzwischen sind 22 000 dieser Fahrzege im Einsatz – da kommt dann schon was zusammen«, rechnet er vor. Leichtgewichtige, wärmebrückenfreie Konstruktionen mit PU kommen auch bei den Aufbauten von Kühlfahrzeugen zum Einsatz.Recycelbar und mit Umweltsiegel ausgezeichnet

Auch der Umweltaspekt spielt eine Rolle, denn der Werkstoff lässt sich komplett recyceln. »Über die Recycling-Quote lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt leider nichts sagen, denn die Fahrzeuge sind ja zum allergrößten Teil noch im Einsatz«, erläutert Hüther. Diese Aussage gilt auch für das Recycling von Dach- und Gebäudedämmungen, die ebenfalls in denmmietsen Fällen – von einigen Rückbauten abgesehen – noch ihren Dienst versehen. Fest steht_ Puren legt allergrößten Wert auf den umweltverträglichen Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen.

Doch PU punktet nicht nur als Leichtgewicht_ Da die verwendeten Rohstoffe im Polyurethan eine neue Verbindung eingehen, ist das Material inert, also nahezu frei von Reaktionen mit der Umgebung. Huther verweist auf regelmäßige Tests durch das Fraunhofer-Institut und ist stolz auf das »Pure Life«-Umweltsiegel, das Polyurathan als unbedenklich in Sachen Wohngesundheit ausweist. Ins Leben gerufen wurde dieses Siegel übrigens vom Industrieverband Hartschaum (IVPU), an dessen Gründung im Jahre 1973 Unternehmensgründer Hans Bommer mitwirkte und in dessen Vorstand er mehr als 30 Jahre aktiv war, davon 14 Jahre als Vorsitzender. Die Stimme im Vorstand hat wie die Unternehmensleitung Dr. Andreas Huther vom Firmengründer übernommen.

Teil der guten Umweltverträglichkeit ist auch, dass PU keinerlei Allergien auslöst – »ein Grund dafür, dass sich Allergiker meist für Matratzen aus Polyurethan entscheiden«, sagt Huether. Außerdem, das zeichne auch die »Öl-Ex«-Produkte aus, sei PU trinkwassergeeignet und nicht toxisch auf Fische. Für Andres Huther geht es auch in Zukunft darum, »diesen Dreiklang aus Produkteigenschaften in Bezug auf Wasser, Allergiefreundlichkeit und zertifizierter Umweltverträglichkeit durch das ›PureLife‹-Siegel nicht zu zerstören«.

Die Kombination von Dämmung und Stabilität bietet Puren auch für genutzte Flachdächer mit Photovoltaik- oder Grünanlagen sowie das Innenleben von Haustüren an, und auch für Fenster versprechen PU-Elemente mit der passenden Rohdichte stabile Konstruktionen ohne Wärmebrücken.

Effiziente Dämmung soll Wohnraum bezahlbar machen

Beim Neubau einer Halle auf dem Überlinger Werksgelände hat Puren eine Kombination von PU-Ausgangsmaterial mit Betonfertigteilen selbst eingesetzt und ausprobiert_ Der Bau erreicht dank seiner effizienten Dämmung und ausgefeiltem Energiekonzept laut Andreas Huther »KfW 70«-Standard. Zum Einsatz kam eine PU-Kerndämmung in Betonfertigteilprodukten sowie eine schlank gedämmte Wandkonstruktion, die auch einen wichtigen Beitrag für den energiesparenden und bezahlbaren Mietwohnungsbau leisten soll – ein Bereich, in dem sich Puren-Geschäftsführer Huther stark engagiert.

Bei diesem Engagement Setzt er auf »LowTech«: Nicht immer noch mehr Steuerung sorgt einer Auffassung nach für ein erfolgreiches Energiekonzept, sondern eine effiziente Dämmung mit PU. »Durch die dünnere Gebäudehülle sparen wir bei einem Wohnprojekt im raum Überlingen etwa 200 m2 Wohnfläche«, erläutert er. »Das bringt uns unserem Ziel näher, auch ohne finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Geldern mit der Miete 10 % unter dem ortsüblichen Level zu bleiben.«

Aber auch Bauteile aus »Purenit« (s. Infokasten) können einen großen Anteil zur Energieeffizienz erbringen. Das Attikaelement aus dem wiederverwerteten Material zum Beispiel wurde vom Passivhausinstitut zertifiziert. Entstanden ist das Bauteil übrigens beim Fachsimpeln auf einer Kundenveranstaltung_ »Für erste Entwürfe musste ein Bierdeckel herhalten«, erinnert sich Huther. Womit klar sein dürfte: Tüftlertum und gesellige Umgebung wie einst im Überlinger Gasthaus »Ochsen« haben nicht nur für die Gründerfamilie eine Rolle gespielt, sondern wirken auch auf die Akteure im heutigen Unternehmen durchaus inspirierend.

INFO  Anfang Juni hat die Puren in Überlingen ihr 50. Firmenjubiläum gefeiert. Tragendes Thema der Feierlichkeiten war der positive Gründergeist und die gebündelte Konzentration des Gründers Hans Bommer auf den vor 50 Jahren noch völlig neuen Dämmstoff Polyurethan. Bommer gelang, woran seinerzeit einige Großkonzerne scheiterten_ Die zuverlässige und schnelle Produktion eines neuen bis dato nicht bekannten Hochleistungsdämmstoffes im qualitativ besonders hochwertigen und anspruchsvollen Blockschaumverfahren. Heute produziert das familiengeführte Unternehmen ein breites Portfolio an Dämmstoffen für das Steildach (Aufsparrendämmung), Flachdach, Fassade (WDVS, hinterlüftete Fassade und zweischaliges Mauerwerk) und viele Dämm- und Konstruktionswerkstoffe für die industrielle Weiterverarbeitung (Fenster- und Türenproduktion, Fahrzeug-, Waggon- und Schiffsbau, Anlagen- und Modellbau usw.). Zum Unternehmen gehören auch die Bereiche »purSonic«-Soundsysteme sowie »bomat«-Heiztechnik.
Zum Stammsitz in Überlingen kamen neben verschiedenen deutschen Standorten in den 1990er-Jahren nach ersten Kontakten in China zunächst 1996 ein erstes Joint-Venture, das 2007 durch die Gründung der Firma Shanghai Huafon Puren Polyurethane Ltd. ergänzt wurde. Puren erzielt einen jährlichen Umsatz von rund 100 Mio. Euro. jr


Werkzeuge

Mittelständischer Unternehmergeist am Bodensee Dämmstoff-Pionier Puren feiert 50-jähriges Jubiläum

Mittelständische Famlienunternehmen werden gerne als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet. Den Beweis dafür liefern Unternehmen wie Puren Vor 50 Jahren gegründet von Hans Bommer, dem Spross einer erfolgreichen Überlinger Erfinder- und Unternehmerfamilie – und zwar auf Anraten seines Vaters Franz, der in einem Traditions-Wirtshaus am Stammtisch von einem neuen Material aus den USA mit hervorragenden Dämmeigenschaften erzählt bekam. Die Rede war von »Urethan« oder so ähnlich. Sein Interesse war geweckt, und erste Recherchen führten schnell zum Polyurethan und der Gründung der »Puren Schaumstoff GmbH«. Der baustoffPARTNER hat das Unternehmen in Überlingen besucht und mit Dr. Andreas Huther, seit 2012 alleiniger Geschäftsführer, einen Blick auf die erfolgreiche Vergangenheit und eine spannende Zukunft geworfen.

Lesedauer: min

Von Jan RiekenEine Mischnung aus Zuversicht, Rastlosigkeit und Ehrgeiz dürfte im Spiel gewesen sein, als Franz Bommer begann, sich über diesen Wunder-Werkstoff schlau zu machen. Am Stammtisch im Überlinger Gasthaus »Ochsen« hatte der USA-Reisende berichtet, dass eine zwei Zentimeter dünne Schicht des Materials auf einer Eisschicht ausreiche, um beim Sitzen den Eindruck zu verschaffen, man sitze auf einem Ofen..

Franz Bommer nahm Kontakt zu einem Maschinenbauer auf, der von der Verwendung flüssiger Komponenten wusste und ihm eine Protoypen-Anlage konstruierte. Gleichzeitig beauftragte er seinen Sohn Hans, der als Diplom-Kaufmann gerade in den Anfängen seiner Dissertation steckte, mit weiteren Recherchen über das Material und seine Anwendungsmöglichkeiten.

Startup-Atmosphäre im leergeräumten Lagerraum

Die leidenschaftliche Begeisterung von Vater und Sohn für den Werkstoff PU führte schließlich zur Unternehensgründung, die der Vater aus Altersgründen nicht mehr schultern wollte und stattdessen seinen Sohn Hans dafür gewinnen konnte. Die Dissertation ließ dieser – natürlich nach Absprache mit der Universität – ruhen, um sich einer Unternehmung zu widmen, aus der in den folgenden 44 Jahren unter seiner Führung eine international tätige Unternehmensgruppe mit mehr als 300 Beschäftigten werden sollte.

Die Anfänge in einerr leergeräumten Werkstatt des elterlichen Brennstoffhandels standen ganz im Zeichen unzähliger Experimente. Zunächst ging es nämlich darum, dem Poly­urethan die Kompliziertheit zu nehmen und effiziente Produktionsverfahren zu entwickeln. Hierfür haben Hans Bommer und seine beiden Mitstreiter Kenntnisse aus der Fertigung von PU-Weichschaum, wie er zur Herstellung von Kissen und Matratzen verwendet wird, für die Produktion von PU-Hartschaum mit geringer Rohdichte und entsprechend hohem Dämmwert nutzbar gemacht, anfangs im Austausch mit Spezialsiten des heutgen Chemie-Konzerns Bayer. Die Dämmplatten wurden einzeln (im so genannten diskontinuierlichen Verfahren) in Platten gegossen – ein aufwendiger und langwieriger Prozess.Viel Erfindergeist und großes Durchhaltevermögen

Bis das Blockschaumverfahren in die heute praktizierte Herstellung von PU-Hartschaum im (inzwischen kontinuierlichen, also endlosen) Verfahren Einzug halten konnte, war viel Hirnschmalz und Herzblut gefragt – »Tugenden, über die ein mittelständischer Familienbetrieb eher verfügt als große Konzerne, die oft nur von Quartal zu Quartal denken und handeln«, sagt Andreas Huther, der seit 10 Jahren im Unternehmen ist und im Jahr 2012 vom Gründer den Staffelstab der Unternehmensleitung übernommen hat.


Ehrgeiz und Ausdauer von Hans Bommer, der heute im Beirat des Unternehmens sitzt, wurden belohnt_ Als »Nebenprodukt« allen Forschens und Experimentierens wurde 1970 eher durch Zufall »Öl-Ex« erfunden – ein PU-Granulat, das noch heute zur Bekämpfung von Ölverschmutzungen eingesetzt wird, sowohl auf Böden als auch im Wasser.

Beschleunigte Prozesse ebnen Weg zur Großserien-Fertigung

Einen Meilenstein haben die PU-Pioniere im Jahr 1972 zu feiern, als es erstmals gelingt, den Produktionsprozess zu beschleunigen. »Während zuvor die Herstellung eines PU-Blocks zwei Stunden dauerte, ist es erstmals gelungen, dieses Zeitfenster auf zehn Minuten zu reduzieren«, berichtet Huther. Der Grundstein für eine schnellere Serienproduktion war gelegt_ 1976 beginnt auf der ersten Doppelbandanlage die kontinuierliche Fertigung von Plattenware vor allem für Dachdämmungen.

Im Jahr 1980 nimmt Puren als einer der ersten Hersteller eine kontinuierlich laufende Produktionsstraße für PU-Blöcke in Betrieb. »Die Reaktionszeit bei Hartschaum konnte mit diesem Schritt auf 1,5 bis zwei Minuten reduziert werden«, berichtet Huther.

In dieser Phase übernimmt Puren Standorte in Abtsgmünd bei Aalen (1988), Wiesloch bei heidelberg (1989), Neuenhagen bei Berlin (1990) und Ober­marchtal bei Riedlingen (1990), wo heute die Fertigung des Werkstoffs »Purenit« im geschlossenen Wertstoffkreislauf angesiedelt ist (s. Infokasten).

Dämmende Konstruktionen mit PU-Hartschaum

Heute ist Puren mit verschiedensten Rezepturen für verschiedenste Anforderungen technologisch breit aufgestellt und steht für Hochleistungs-PU-Dämmstoffe, die höchste Anforderungen erfüllen und Maßstäbe setzen sollen als Dach-, Decken-, Perimeter- oder Fassadendämmungen. Ihre Dämmeigenschaften erlauben schlanke Konstruktionen und erfüllen mühelos alle heutigen und zukünftigen Forderungen bis hin zum Passivhaus.

Einer der Hauptgründe für die guten Dämmeigenschaften liegt dabei in der geringen Rohdichte des Materials. Inzwischen hat sich PU-Hartschaum aber längst auch als Konstruktionsmaterial etabliert, berichtet Hüther, »dann allerdings mit einer höheren Dichte, die Dämmung, Leichtigkeit und Stabilität miteinander vereint.«

Das Innenleben einer Außentür beim neuen ICE 4 besteht ebenso aus Puren-­Produkten wie der Aufbau eines Klassikers der Verteilerlogistik_ Die Paketzustell-Fahrzeuge von DHL/ deutsche Post, seit 1985 auf deutschen Straßen unterwegs und im Erstauftrag 8 710 mal gebaut, haben einen Aufbau aus PU-Kunstruktionsdämmstoff »made in Überlingen«. Die Ausschreibung haben Puren und Fahrzeugbauer Kögel damals dank der Gewichtsersparnis gewonnen, die laut Huther den Dieselverbrauch um 0,5 bis 0,8 l pro 100 km senkt. »Inzwischen sind 22 000 dieser Fahrzege im Einsatz – da kommt dann schon was zusammen«, rechnet er vor. Leichtgewichtige, wärmebrückenfreie Konstruktionen mit PU kommen auch bei den Aufbauten von Kühlfahrzeugen zum Einsatz.Recycelbar und mit Umweltsiegel ausgezeichnet

Auch der Umweltaspekt spielt eine Rolle, denn der Werkstoff lässt sich komplett recyceln. »Über die Recycling-Quote lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt leider nichts sagen, denn die Fahrzeuge sind ja zum allergrößten Teil noch im Einsatz«, erläutert Hüther. Diese Aussage gilt auch für das Recycling von Dach- und Gebäudedämmungen, die ebenfalls in denmmietsen Fällen – von einigen Rückbauten abgesehen – noch ihren Dienst versehen. Fest steht_ Puren legt allergrößten Wert auf den umweltverträglichen Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen.

Doch PU punktet nicht nur als Leichtgewicht_ Da die verwendeten Rohstoffe im Polyurethan eine neue Verbindung eingehen, ist das Material inert, also nahezu frei von Reaktionen mit der Umgebung. Huther verweist auf regelmäßige Tests durch das Fraunhofer-Institut und ist stolz auf das »Pure Life«-Umweltsiegel, das Polyurathan als unbedenklich in Sachen Wohngesundheit ausweist. Ins Leben gerufen wurde dieses Siegel übrigens vom Industrieverband Hartschaum (IVPU), an dessen Gründung im Jahre 1973 Unternehmensgründer Hans Bommer mitwirkte und in dessen Vorstand er mehr als 30 Jahre aktiv war, davon 14 Jahre als Vorsitzender. Die Stimme im Vorstand hat wie die Unternehmensleitung Dr. Andreas Huther vom Firmengründer übernommen.

Teil der guten Umweltverträglichkeit ist auch, dass PU keinerlei Allergien auslöst – »ein Grund dafür, dass sich Allergiker meist für Matratzen aus Polyurethan entscheiden«, sagt Huether. Außerdem, das zeichne auch die »Öl-Ex«-Produkte aus, sei PU trinkwassergeeignet und nicht toxisch auf Fische. Für Andres Huther geht es auch in Zukunft darum, »diesen Dreiklang aus Produkteigenschaften in Bezug auf Wasser, Allergiefreundlichkeit und zertifizierter Umweltverträglichkeit durch das ›PureLife‹-Siegel nicht zu zerstören«.

Die Kombination von Dämmung und Stabilität bietet Puren auch für genutzte Flachdächer mit Photovoltaik- oder Grünanlagen sowie das Innenleben von Haustüren an, und auch für Fenster versprechen PU-Elemente mit der passenden Rohdichte stabile Konstruktionen ohne Wärmebrücken.

Effiziente Dämmung soll Wohnraum bezahlbar machen

Beim Neubau einer Halle auf dem Überlinger Werksgelände hat Puren eine Kombination von PU-Ausgangsmaterial mit Betonfertigteilen selbst eingesetzt und ausprobiert_ Der Bau erreicht dank seiner effizienten Dämmung und ausgefeiltem Energiekonzept laut Andreas Huther »KfW 70«-Standard. Zum Einsatz kam eine PU-Kerndämmung in Betonfertigteilprodukten sowie eine schlank gedämmte Wandkonstruktion, die auch einen wichtigen Beitrag für den energiesparenden und bezahlbaren Mietwohnungsbau leisten soll – ein Bereich, in dem sich Puren-Geschäftsführer Huther stark engagiert.

Bei diesem Engagement Setzt er auf »LowTech«: Nicht immer noch mehr Steuerung sorgt einer Auffassung nach für ein erfolgreiches Energiekonzept, sondern eine effiziente Dämmung mit PU. »Durch die dünnere Gebäudehülle sparen wir bei einem Wohnprojekt im raum Überlingen etwa 200 m2 Wohnfläche«, erläutert er. »Das bringt uns unserem Ziel näher, auch ohne finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Geldern mit der Miete 10 % unter dem ortsüblichen Level zu bleiben.«

Aber auch Bauteile aus »Purenit« (s. Infokasten) können einen großen Anteil zur Energieeffizienz erbringen. Das Attikaelement aus dem wiederverwerteten Material zum Beispiel wurde vom Passivhausinstitut zertifiziert. Entstanden ist das Bauteil übrigens beim Fachsimpeln auf einer Kundenveranstaltung_ »Für erste Entwürfe musste ein Bierdeckel herhalten«, erinnert sich Huther. Womit klar sein dürfte: Tüftlertum und gesellige Umgebung wie einst im Überlinger Gasthaus »Ochsen« haben nicht nur für die Gründerfamilie eine Rolle gespielt, sondern wirken auch auf die Akteure im heutigen Unternehmen durchaus inspirierend.

INFO  Anfang Juni hat die Puren in Überlingen ihr 50. Firmenjubiläum gefeiert. Tragendes Thema der Feierlichkeiten war der positive Gründergeist und die gebündelte Konzentration des Gründers Hans Bommer auf den vor 50 Jahren noch völlig neuen Dämmstoff Polyurethan. Bommer gelang, woran seinerzeit einige Großkonzerne scheiterten_ Die zuverlässige und schnelle Produktion eines neuen bis dato nicht bekannten Hochleistungsdämmstoffes im qualitativ besonders hochwertigen und anspruchsvollen Blockschaumverfahren. Heute produziert das familiengeführte Unternehmen ein breites Portfolio an Dämmstoffen für das Steildach (Aufsparrendämmung), Flachdach, Fassade (WDVS, hinterlüftete Fassade und zweischaliges Mauerwerk) und viele Dämm- und Konstruktionswerkstoffe für die industrielle Weiterverarbeitung (Fenster- und Türenproduktion, Fahrzeug-, Waggon- und Schiffsbau, Anlagen- und Modellbau usw.). Zum Unternehmen gehören auch die Bereiche »purSonic«-Soundsysteme sowie »bomat«-Heiztechnik.
Zum Stammsitz in Überlingen kamen neben verschiedenen deutschen Standorten in den 1990er-Jahren nach ersten Kontakten in China zunächst 1996 ein erstes Joint-Venture, das 2007 durch die Gründung der Firma Shanghai Huafon Puren Polyurethane Ltd. ergänzt wurde. Puren erzielt einen jährlichen Umsatz von rund 100 Mio. Euro. jr


Das Bad

Mittelständischer Unternehmergeist am Bodensee Dämmstoff-Pionier Puren feiert 50-jähriges Jubiläum

Mittelständische Famlienunternehmen werden gerne als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet. Den Beweis dafür liefern Unternehmen wie Puren Vor 50 Jahren gegründet von Hans Bommer, dem Spross einer erfolgreichen Überlinger Erfinder- und Unternehmerfamilie – und zwar auf Anraten seines Vaters Franz, der in einem Traditions-Wirtshaus am Stammtisch von einem neuen Material aus den USA mit hervorragenden Dämmeigenschaften erzählt bekam. Die Rede war von »Urethan« oder so ähnlich. Sein Interesse war geweckt, und erste Recherchen führten schnell zum Polyurethan und der Gründung der »Puren Schaumstoff GmbH«. Der baustoffPARTNER hat das Unternehmen in Überlingen besucht und mit Dr. Andreas Huther, seit 2012 alleiniger Geschäftsführer, einen Blick auf die erfolgreiche Vergangenheit und eine spannende Zukunft geworfen.

Lesedauer: min

Von Jan RiekenEine Mischnung aus Zuversicht, Rastlosigkeit und Ehrgeiz dürfte im Spiel gewesen sein, als Franz Bommer begann, sich über diesen Wunder-Werkstoff schlau zu machen. Am Stammtisch im Überlinger Gasthaus »Ochsen« hatte der USA-Reisende berichtet, dass eine zwei Zentimeter dünne Schicht des Materials auf einer Eisschicht ausreiche, um beim Sitzen den Eindruck zu verschaffen, man sitze auf einem Ofen..

Franz Bommer nahm Kontakt zu einem Maschinenbauer auf, der von der Verwendung flüssiger Komponenten wusste und ihm eine Protoypen-Anlage konstruierte. Gleichzeitig beauftragte er seinen Sohn Hans, der als Diplom-Kaufmann gerade in den Anfängen seiner Dissertation steckte, mit weiteren Recherchen über das Material und seine Anwendungsmöglichkeiten.

Startup-Atmosphäre im leergeräumten Lagerraum

Die leidenschaftliche Begeisterung von Vater und Sohn für den Werkstoff PU führte schließlich zur Unternehensgründung, die der Vater aus Altersgründen nicht mehr schultern wollte und stattdessen seinen Sohn Hans dafür gewinnen konnte. Die Dissertation ließ dieser – natürlich nach Absprache mit der Universität – ruhen, um sich einer Unternehmung zu widmen, aus der in den folgenden 44 Jahren unter seiner Führung eine international tätige Unternehmensgruppe mit mehr als 300 Beschäftigten werden sollte.

Die Anfänge in einerr leergeräumten Werkstatt des elterlichen Brennstoffhandels standen ganz im Zeichen unzähliger Experimente. Zunächst ging es nämlich darum, dem Poly­urethan die Kompliziertheit zu nehmen und effiziente Produktionsverfahren zu entwickeln. Hierfür haben Hans Bommer und seine beiden Mitstreiter Kenntnisse aus der Fertigung von PU-Weichschaum, wie er zur Herstellung von Kissen und Matratzen verwendet wird, für die Produktion von PU-Hartschaum mit geringer Rohdichte und entsprechend hohem Dämmwert nutzbar gemacht, anfangs im Austausch mit Spezialsiten des heutgen Chemie-Konzerns Bayer. Die Dämmplatten wurden einzeln (im so genannten diskontinuierlichen Verfahren) in Platten gegossen – ein aufwendiger und langwieriger Prozess.Viel Erfindergeist und großes Durchhaltevermögen

Bis das Blockschaumverfahren in die heute praktizierte Herstellung von PU-Hartschaum im (inzwischen kontinuierlichen, also endlosen) Verfahren Einzug halten konnte, war viel Hirnschmalz und Herzblut gefragt – »Tugenden, über die ein mittelständischer Familienbetrieb eher verfügt als große Konzerne, die oft nur von Quartal zu Quartal denken und handeln«, sagt Andreas Huther, der seit 10 Jahren im Unternehmen ist und im Jahr 2012 vom Gründer den Staffelstab der Unternehmensleitung übernommen hat.


Ehrgeiz und Ausdauer von Hans Bommer, der heute im Beirat des Unternehmens sitzt, wurden belohnt_ Als »Nebenprodukt« allen Forschens und Experimentierens wurde 1970 eher durch Zufall »Öl-Ex« erfunden – ein PU-Granulat, das noch heute zur Bekämpfung von Ölverschmutzungen eingesetzt wird, sowohl auf Böden als auch im Wasser.

Beschleunigte Prozesse ebnen Weg zur Großserien-Fertigung

Einen Meilenstein haben die PU-Pioniere im Jahr 1972 zu feiern, als es erstmals gelingt, den Produktionsprozess zu beschleunigen. »Während zuvor die Herstellung eines PU-Blocks zwei Stunden dauerte, ist es erstmals gelungen, dieses Zeitfenster auf zehn Minuten zu reduzieren«, berichtet Huther. Der Grundstein für eine schnellere Serienproduktion war gelegt_ 1976 beginnt auf der ersten Doppelbandanlage die kontinuierliche Fertigung von Plattenware vor allem für Dachdämmungen.

Im Jahr 1980 nimmt Puren als einer der ersten Hersteller eine kontinuierlich laufende Produktionsstraße für PU-Blöcke in Betrieb. »Die Reaktionszeit bei Hartschaum konnte mit diesem Schritt auf 1,5 bis zwei Minuten reduziert werden«, berichtet Huther.

In dieser Phase übernimmt Puren Standorte in Abtsgmünd bei Aalen (1988), Wiesloch bei heidelberg (1989), Neuenhagen bei Berlin (1990) und Ober­marchtal bei Riedlingen (1990), wo heute die Fertigung des Werkstoffs »Purenit« im geschlossenen Wertstoffkreislauf angesiedelt ist (s. Infokasten).

Dämmende Konstruktionen mit PU-Hartschaum

Heute ist Puren mit verschiedensten Rezepturen für verschiedenste Anforderungen technologisch breit aufgestellt und steht für Hochleistungs-PU-Dämmstoffe, die höchste Anforderungen erfüllen und Maßstäbe setzen sollen als Dach-, Decken-, Perimeter- oder Fassadendämmungen. Ihre Dämmeigenschaften erlauben schlanke Konstruktionen und erfüllen mühelos alle heutigen und zukünftigen Forderungen bis hin zum Passivhaus.

Einer der Hauptgründe für die guten Dämmeigenschaften liegt dabei in der geringen Rohdichte des Materials. Inzwischen hat sich PU-Hartschaum aber längst auch als Konstruktionsmaterial etabliert, berichtet Hüther, »dann allerdings mit einer höheren Dichte, die Dämmung, Leichtigkeit und Stabilität miteinander vereint.«

Das Innenleben einer Außentür beim neuen ICE 4 besteht ebenso aus Puren-­Produkten wie der Aufbau eines Klassikers der Verteilerlogistik_ Die Paketzustell-Fahrzeuge von DHL/ deutsche Post, seit 1985 auf deutschen Straßen unterwegs und im Erstauftrag 8 710 mal gebaut, haben einen Aufbau aus PU-Kunstruktionsdämmstoff »made in Überlingen«. Die Ausschreibung haben Puren und Fahrzeugbauer Kögel damals dank der Gewichtsersparnis gewonnen, die laut Huther den Dieselverbrauch um 0,5 bis 0,8 l pro 100 km senkt. »Inzwischen sind 22 000 dieser Fahrzege im Einsatz – da kommt dann schon was zusammen«, rechnet er vor. Leichtgewichtige, wärmebrückenfreie Konstruktionen mit PU kommen auch bei den Aufbauten von Kühlfahrzeugen zum Einsatz.Recycelbar und mit Umweltsiegel ausgezeichnet

Auch der Umweltaspekt spielt eine Rolle, denn der Werkstoff lässt sich komplett recyceln. »Über die Recycling-Quote lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt leider nichts sagen, denn die Fahrzeuge sind ja zum allergrößten Teil noch im Einsatz«, erläutert Hüther. Diese Aussage gilt auch für das Recycling von Dach- und Gebäudedämmungen, die ebenfalls in denmmietsen Fällen – von einigen Rückbauten abgesehen – noch ihren Dienst versehen. Fest steht_ Puren legt allergrößten Wert auf den umweltverträglichen Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen.

Doch PU punktet nicht nur als Leichtgewicht_ Da die verwendeten Rohstoffe im Polyurethan eine neue Verbindung eingehen, ist das Material inert, also nahezu frei von Reaktionen mit der Umgebung. Huther verweist auf regelmäßige Tests durch das Fraunhofer-Institut und ist stolz auf das »Pure Life«-Umweltsiegel, das Polyurathan als unbedenklich in Sachen Wohngesundheit ausweist. Ins Leben gerufen wurde dieses Siegel übrigens vom Industrieverband Hartschaum (IVPU), an dessen Gründung im Jahre 1973 Unternehmensgründer Hans Bommer mitwirkte und in dessen Vorstand er mehr als 30 Jahre aktiv war, davon 14 Jahre als Vorsitzender. Die Stimme im Vorstand hat wie die Unternehmensleitung Dr. Andreas Huther vom Firmengründer übernommen.

Teil der guten Umweltverträglichkeit ist auch, dass PU keinerlei Allergien auslöst – »ein Grund dafür, dass sich Allergiker meist für Matratzen aus Polyurethan entscheiden«, sagt Huether. Außerdem, das zeichne auch die »Öl-Ex«-Produkte aus, sei PU trinkwassergeeignet und nicht toxisch auf Fische. Für Andres Huther geht es auch in Zukunft darum, »diesen Dreiklang aus Produkteigenschaften in Bezug auf Wasser, Allergiefreundlichkeit und zertifizierter Umweltverträglichkeit durch das ›PureLife‹-Siegel nicht zu zerstören«.

Die Kombination von Dämmung und Stabilität bietet Puren auch für genutzte Flachdächer mit Photovoltaik- oder Grünanlagen sowie das Innenleben von Haustüren an, und auch für Fenster versprechen PU-Elemente mit der passenden Rohdichte stabile Konstruktionen ohne Wärmebrücken.

Effiziente Dämmung soll Wohnraum bezahlbar machen

Beim Neubau einer Halle auf dem Überlinger Werksgelände hat Puren eine Kombination von PU-Ausgangsmaterial mit Betonfertigteilen selbst eingesetzt und ausprobiert_ Der Bau erreicht dank seiner effizienten Dämmung und ausgefeiltem Energiekonzept laut Andreas Huther »KfW 70«-Standard. Zum Einsatz kam eine PU-Kerndämmung in Betonfertigteilprodukten sowie eine schlank gedämmte Wandkonstruktion, die auch einen wichtigen Beitrag für den energiesparenden und bezahlbaren Mietwohnungsbau leisten soll – ein Bereich, in dem sich Puren-Geschäftsführer Huther stark engagiert.

Bei diesem Engagement Setzt er auf »LowTech«: Nicht immer noch mehr Steuerung sorgt einer Auffassung nach für ein erfolgreiches Energiekonzept, sondern eine effiziente Dämmung mit PU. »Durch die dünnere Gebäudehülle sparen wir bei einem Wohnprojekt im raum Überlingen etwa 200 m2 Wohnfläche«, erläutert er. »Das bringt uns unserem Ziel näher, auch ohne finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Geldern mit der Miete 10 % unter dem ortsüblichen Level zu bleiben.«

Aber auch Bauteile aus »Purenit« (s. Infokasten) können einen großen Anteil zur Energieeffizienz erbringen. Das Attikaelement aus dem wiederverwerteten Material zum Beispiel wurde vom Passivhausinstitut zertifiziert. Entstanden ist das Bauteil übrigens beim Fachsimpeln auf einer Kundenveranstaltung_ »Für erste Entwürfe musste ein Bierdeckel herhalten«, erinnert sich Huther. Womit klar sein dürfte: Tüftlertum und gesellige Umgebung wie einst im Überlinger Gasthaus »Ochsen« haben nicht nur für die Gründerfamilie eine Rolle gespielt, sondern wirken auch auf die Akteure im heutigen Unternehmen durchaus inspirierend.

INFO  Anfang Juni hat die Puren in Überlingen ihr 50. Firmenjubiläum gefeiert. Tragendes Thema der Feierlichkeiten war der positive Gründergeist und die gebündelte Konzentration des Gründers Hans Bommer auf den vor 50 Jahren noch völlig neuen Dämmstoff Polyurethan. Bommer gelang, woran seinerzeit einige Großkonzerne scheiterten_ Die zuverlässige und schnelle Produktion eines neuen bis dato nicht bekannten Hochleistungsdämmstoffes im qualitativ besonders hochwertigen und anspruchsvollen Blockschaumverfahren. Heute produziert das familiengeführte Unternehmen ein breites Portfolio an Dämmstoffen für das Steildach (Aufsparrendämmung), Flachdach, Fassade (WDVS, hinterlüftete Fassade und zweischaliges Mauerwerk) und viele Dämm- und Konstruktionswerkstoffe für die industrielle Weiterverarbeitung (Fenster- und Türenproduktion, Fahrzeug-, Waggon- und Schiffsbau, Anlagen- und Modellbau usw.). Zum Unternehmen gehören auch die Bereiche »purSonic«-Soundsysteme sowie »bomat«-Heiztechnik.
Zum Stammsitz in Überlingen kamen neben verschiedenen deutschen Standorten in den 1990er-Jahren nach ersten Kontakten in China zunächst 1996 ein erstes Joint-Venture, das 2007 durch die Gründung der Firma Shanghai Huafon Puren Polyurethane Ltd. ergänzt wurde. Puren erzielt einen jährlichen Umsatz von rund 100 Mio. Euro. jr


Das Fenster

Mittelständischer Unternehmergeist am Bodensee Dämmstoff-Pionier Puren feiert 50-jähriges Jubiläum

Mittelständische Famlienunternehmen werden gerne als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet. Den Beweis dafür liefern Unternehmen wie Puren Vor 50 Jahren gegründet von Hans Bommer, dem Spross einer erfolgreichen Überlinger Erfinder- und Unternehmerfamilie – und zwar auf Anraten seines Vaters Franz, der in einem Traditions-Wirtshaus am Stammtisch von einem neuen Material aus den USA mit hervorragenden Dämmeigenschaften erzählt bekam. Die Rede war von »Urethan« oder so ähnlich. Sein Interesse war geweckt, und erste Recherchen führten schnell zum Polyurethan und der Gründung der »Puren Schaumstoff GmbH«. Der baustoffPARTNER hat das Unternehmen in Überlingen besucht und mit Dr. Andreas Huther, seit 2012 alleiniger Geschäftsführer, einen Blick auf die erfolgreiche Vergangenheit und eine spannende Zukunft geworfen.

Lesedauer: min

Von Jan RiekenEine Mischnung aus Zuversicht, Rastlosigkeit und Ehrgeiz dürfte im Spiel gewesen sein, als Franz Bommer begann, sich über diesen Wunder-Werkstoff schlau zu machen. Am Stammtisch im Überlinger Gasthaus »Ochsen« hatte der USA-Reisende berichtet, dass eine zwei Zentimeter dünne Schicht des Materials auf einer Eisschicht ausreiche, um beim Sitzen den Eindruck zu verschaffen, man sitze auf einem Ofen..

Franz Bommer nahm Kontakt zu einem Maschinenbauer auf, der von der Verwendung flüssiger Komponenten wusste und ihm eine Protoypen-Anlage konstruierte. Gleichzeitig beauftragte er seinen Sohn Hans, der als Diplom-Kaufmann gerade in den Anfängen seiner Dissertation steckte, mit weiteren Recherchen über das Material und seine Anwendungsmöglichkeiten.

Startup-Atmosphäre im leergeräumten Lagerraum

Die leidenschaftliche Begeisterung von Vater und Sohn für den Werkstoff PU führte schließlich zur Unternehensgründung, die der Vater aus Altersgründen nicht mehr schultern wollte und stattdessen seinen Sohn Hans dafür gewinnen konnte. Die Dissertation ließ dieser – natürlich nach Absprache mit der Universität – ruhen, um sich einer Unternehmung zu widmen, aus der in den folgenden 44 Jahren unter seiner Führung eine international tätige Unternehmensgruppe mit mehr als 300 Beschäftigten werden sollte.

Die Anfänge in einerr leergeräumten Werkstatt des elterlichen Brennstoffhandels standen ganz im Zeichen unzähliger Experimente. Zunächst ging es nämlich darum, dem Poly­urethan die Kompliziertheit zu nehmen und effiziente Produktionsverfahren zu entwickeln. Hierfür haben Hans Bommer und seine beiden Mitstreiter Kenntnisse aus der Fertigung von PU-Weichschaum, wie er zur Herstellung von Kissen und Matratzen verwendet wird, für die Produktion von PU-Hartschaum mit geringer Rohdichte und entsprechend hohem Dämmwert nutzbar gemacht, anfangs im Austausch mit Spezialsiten des heutgen Chemie-Konzerns Bayer. Die Dämmplatten wurden einzeln (im so genannten diskontinuierlichen Verfahren) in Platten gegossen – ein aufwendiger und langwieriger Prozess.Viel Erfindergeist und großes Durchhaltevermögen

Bis das Blockschaumverfahren in die heute praktizierte Herstellung von PU-Hartschaum im (inzwischen kontinuierlichen, also endlosen) Verfahren Einzug halten konnte, war viel Hirnschmalz und Herzblut gefragt – »Tugenden, über die ein mittelständischer Familienbetrieb eher verfügt als große Konzerne, die oft nur von Quartal zu Quartal denken und handeln«, sagt Andreas Huther, der seit 10 Jahren im Unternehmen ist und im Jahr 2012 vom Gründer den Staffelstab der Unternehmensleitung übernommen hat.


Ehrgeiz und Ausdauer von Hans Bommer, der heute im Beirat des Unternehmens sitzt, wurden belohnt_ Als »Nebenprodukt« allen Forschens und Experimentierens wurde 1970 eher durch Zufall »Öl-Ex« erfunden – ein PU-Granulat, das noch heute zur Bekämpfung von Ölverschmutzungen eingesetzt wird, sowohl auf Böden als auch im Wasser.

Beschleunigte Prozesse ebnen Weg zur Großserien-Fertigung

Einen Meilenstein haben die PU-Pioniere im Jahr 1972 zu feiern, als es erstmals gelingt, den Produktionsprozess zu beschleunigen. »Während zuvor die Herstellung eines PU-Blocks zwei Stunden dauerte, ist es erstmals gelungen, dieses Zeitfenster auf zehn Minuten zu reduzieren«, berichtet Huther. Der Grundstein für eine schnellere Serienproduktion war gelegt_ 1976 beginnt auf der ersten Doppelbandanlage die kontinuierliche Fertigung von Plattenware vor allem für Dachdämmungen.

Im Jahr 1980 nimmt Puren als einer der ersten Hersteller eine kontinuierlich laufende Produktionsstraße für PU-Blöcke in Betrieb. »Die Reaktionszeit bei Hartschaum konnte mit diesem Schritt auf 1,5 bis zwei Minuten reduziert werden«, berichtet Huther.

In dieser Phase übernimmt Puren Standorte in Abtsgmünd bei Aalen (1988), Wiesloch bei heidelberg (1989), Neuenhagen bei Berlin (1990) und Ober­marchtal bei Riedlingen (1990), wo heute die Fertigung des Werkstoffs »Purenit« im geschlossenen Wertstoffkreislauf angesiedelt ist (s. Infokasten).

Dämmende Konstruktionen mit PU-Hartschaum

Heute ist Puren mit verschiedensten Rezepturen für verschiedenste Anforderungen technologisch breit aufgestellt und steht für Hochleistungs-PU-Dämmstoffe, die höchste Anforderungen erfüllen und Maßstäbe setzen sollen als Dach-, Decken-, Perimeter- oder Fassadendämmungen. Ihre Dämmeigenschaften erlauben schlanke Konstruktionen und erfüllen mühelos alle heutigen und zukünftigen Forderungen bis hin zum Passivhaus.

Einer der Hauptgründe für die guten Dämmeigenschaften liegt dabei in der geringen Rohdichte des Materials. Inzwischen hat sich PU-Hartschaum aber längst auch als Konstruktionsmaterial etabliert, berichtet Hüther, »dann allerdings mit einer höheren Dichte, die Dämmung, Leichtigkeit und Stabilität miteinander vereint.«

Das Innenleben einer Außentür beim neuen ICE 4 besteht ebenso aus Puren-­Produkten wie der Aufbau eines Klassikers der Verteilerlogistik_ Die Paketzustell-Fahrzeuge von DHL/ deutsche Post, seit 1985 auf deutschen Straßen unterwegs und im Erstauftrag 8 710 mal gebaut, haben einen Aufbau aus PU-Kunstruktionsdämmstoff »made in Überlingen«. Die Ausschreibung haben Puren und Fahrzeugbauer Kögel damals dank der Gewichtsersparnis gewonnen, die laut Huther den Dieselverbrauch um 0,5 bis 0,8 l pro 100 km senkt. »Inzwischen sind 22 000 dieser Fahrzege im Einsatz – da kommt dann schon was zusammen«, rechnet er vor. Leichtgewichtige, wärmebrückenfreie Konstruktionen mit PU kommen auch bei den Aufbauten von Kühlfahrzeugen zum Einsatz.Recycelbar und mit Umweltsiegel ausgezeichnet

Auch der Umweltaspekt spielt eine Rolle, denn der Werkstoff lässt sich komplett recyceln. »Über die Recycling-Quote lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt leider nichts sagen, denn die Fahrzeuge sind ja zum allergrößten Teil noch im Einsatz«, erläutert Hüther. Diese Aussage gilt auch für das Recycling von Dach- und Gebäudedämmungen, die ebenfalls in denmmietsen Fällen – von einigen Rückbauten abgesehen – noch ihren Dienst versehen. Fest steht_ Puren legt allergrößten Wert auf den umweltverträglichen Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen.

Doch PU punktet nicht nur als Leichtgewicht_ Da die verwendeten Rohstoffe im Polyurethan eine neue Verbindung eingehen, ist das Material inert, also nahezu frei von Reaktionen mit der Umgebung. Huther verweist auf regelmäßige Tests durch das Fraunhofer-Institut und ist stolz auf das »Pure Life«-Umweltsiegel, das Polyurathan als unbedenklich in Sachen Wohngesundheit ausweist. Ins Leben gerufen wurde dieses Siegel übrigens vom Industrieverband Hartschaum (IVPU), an dessen Gründung im Jahre 1973 Unternehmensgründer Hans Bommer mitwirkte und in dessen Vorstand er mehr als 30 Jahre aktiv war, davon 14 Jahre als Vorsitzender. Die Stimme im Vorstand hat wie die Unternehmensleitung Dr. Andreas Huther vom Firmengründer übernommen.

Teil der guten Umweltverträglichkeit ist auch, dass PU keinerlei Allergien auslöst – »ein Grund dafür, dass sich Allergiker meist für Matratzen aus Polyurethan entscheiden«, sagt Huether. Außerdem, das zeichne auch die »Öl-Ex«-Produkte aus, sei PU trinkwassergeeignet und nicht toxisch auf Fische. Für Andres Huther geht es auch in Zukunft darum, »diesen Dreiklang aus Produkteigenschaften in Bezug auf Wasser, Allergiefreundlichkeit und zertifizierter Umweltverträglichkeit durch das ›PureLife‹-Siegel nicht zu zerstören«.

Die Kombination von Dämmung und Stabilität bietet Puren auch für genutzte Flachdächer mit Photovoltaik- oder Grünanlagen sowie das Innenleben von Haustüren an, und auch für Fenster versprechen PU-Elemente mit der passenden Rohdichte stabile Konstruktionen ohne Wärmebrücken.

Effiziente Dämmung soll Wohnraum bezahlbar machen

Beim Neubau einer Halle auf dem Überlinger Werksgelände hat Puren eine Kombination von PU-Ausgangsmaterial mit Betonfertigteilen selbst eingesetzt und ausprobiert_ Der Bau erreicht dank seiner effizienten Dämmung und ausgefeiltem Energiekonzept laut Andreas Huther »KfW 70«-Standard. Zum Einsatz kam eine PU-Kerndämmung in Betonfertigteilprodukten sowie eine schlank gedämmte Wandkonstruktion, die auch einen wichtigen Beitrag für den energiesparenden und bezahlbaren Mietwohnungsbau leisten soll – ein Bereich, in dem sich Puren-Geschäftsführer Huther stark engagiert.

Bei diesem Engagement Setzt er auf »LowTech«: Nicht immer noch mehr Steuerung sorgt einer Auffassung nach für ein erfolgreiches Energiekonzept, sondern eine effiziente Dämmung mit PU. »Durch die dünnere Gebäudehülle sparen wir bei einem Wohnprojekt im raum Überlingen etwa 200 m2 Wohnfläche«, erläutert er. »Das bringt uns unserem Ziel näher, auch ohne finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Geldern mit der Miete 10 % unter dem ortsüblichen Level zu bleiben.«

Aber auch Bauteile aus »Purenit« (s. Infokasten) können einen großen Anteil zur Energieeffizienz erbringen. Das Attikaelement aus dem wiederverwerteten Material zum Beispiel wurde vom Passivhausinstitut zertifiziert. Entstanden ist das Bauteil übrigens beim Fachsimpeln auf einer Kundenveranstaltung_ »Für erste Entwürfe musste ein Bierdeckel herhalten«, erinnert sich Huther. Womit klar sein dürfte: Tüftlertum und gesellige Umgebung wie einst im Überlinger Gasthaus »Ochsen« haben nicht nur für die Gründerfamilie eine Rolle gespielt, sondern wirken auch auf die Akteure im heutigen Unternehmen durchaus inspirierend.

INFO  Anfang Juni hat die Puren in Überlingen ihr 50. Firmenjubiläum gefeiert. Tragendes Thema der Feierlichkeiten war der positive Gründergeist und die gebündelte Konzentration des Gründers Hans Bommer auf den vor 50 Jahren noch völlig neuen Dämmstoff Polyurethan. Bommer gelang, woran seinerzeit einige Großkonzerne scheiterten_ Die zuverlässige und schnelle Produktion eines neuen bis dato nicht bekannten Hochleistungsdämmstoffes im qualitativ besonders hochwertigen und anspruchsvollen Blockschaumverfahren. Heute produziert das familiengeführte Unternehmen ein breites Portfolio an Dämmstoffen für das Steildach (Aufsparrendämmung), Flachdach, Fassade (WDVS, hinterlüftete Fassade und zweischaliges Mauerwerk) und viele Dämm- und Konstruktionswerkstoffe für die industrielle Weiterverarbeitung (Fenster- und Türenproduktion, Fahrzeug-, Waggon- und Schiffsbau, Anlagen- und Modellbau usw.). Zum Unternehmen gehören auch die Bereiche »purSonic«-Soundsysteme sowie »bomat«-Heiztechnik.
Zum Stammsitz in Überlingen kamen neben verschiedenen deutschen Standorten in den 1990er-Jahren nach ersten Kontakten in China zunächst 1996 ein erstes Joint-Venture, das 2007 durch die Gründung der Firma Shanghai Huafon Puren Polyurethane Ltd. ergänzt wurde. Puren erzielt einen jährlichen Umsatz von rund 100 Mio. Euro. jr


Innenausbau

Mittelständischer Unternehmergeist am Bodensee Dämmstoff-Pionier Puren feiert 50-jähriges Jubiläum

Mittelständische Famlienunternehmen werden gerne als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet. Den Beweis dafür liefern Unternehmen wie Puren Vor 50 Jahren gegründet von Hans Bommer, dem Spross einer erfolgreichen Überlinger Erfinder- und Unternehmerfamilie – und zwar auf Anraten seines Vaters Franz, der in einem Traditions-Wirtshaus am Stammtisch von einem neuen Material aus den USA mit hervorragenden Dämmeigenschaften erzählt bekam. Die Rede war von »Urethan« oder so ähnlich. Sein Interesse war geweckt, und erste Recherchen führten schnell zum Polyurethan und der Gründung der »Puren Schaumstoff GmbH«. Der baustoffPARTNER hat das Unternehmen in Überlingen besucht und mit Dr. Andreas Huther, seit 2012 alleiniger Geschäftsführer, einen Blick auf die erfolgreiche Vergangenheit und eine spannende Zukunft geworfen.

Lesedauer: min

Von Jan RiekenEine Mischnung aus Zuversicht, Rastlosigkeit und Ehrgeiz dürfte im Spiel gewesen sein, als Franz Bommer begann, sich über diesen Wunder-Werkstoff schlau zu machen. Am Stammtisch im Überlinger Gasthaus »Ochsen« hatte der USA-Reisende berichtet, dass eine zwei Zentimeter dünne Schicht des Materials auf einer Eisschicht ausreiche, um beim Sitzen den Eindruck zu verschaffen, man sitze auf einem Ofen..

Franz Bommer nahm Kontakt zu einem Maschinenbauer auf, der von der Verwendung flüssiger Komponenten wusste und ihm eine Protoypen-Anlage konstruierte. Gleichzeitig beauftragte er seinen Sohn Hans, der als Diplom-Kaufmann gerade in den Anfängen seiner Dissertation steckte, mit weiteren Recherchen über das Material und seine Anwendungsmöglichkeiten.

Startup-Atmosphäre im leergeräumten Lagerraum

Die leidenschaftliche Begeisterung von Vater und Sohn für den Werkstoff PU führte schließlich zur Unternehensgründung, die der Vater aus Altersgründen nicht mehr schultern wollte und stattdessen seinen Sohn Hans dafür gewinnen konnte. Die Dissertation ließ dieser – natürlich nach Absprache mit der Universität – ruhen, um sich einer Unternehmung zu widmen, aus der in den folgenden 44 Jahren unter seiner Führung eine international tätige Unternehmensgruppe mit mehr als 300 Beschäftigten werden sollte.

Die Anfänge in einerr leergeräumten Werkstatt des elterlichen Brennstoffhandels standen ganz im Zeichen unzähliger Experimente. Zunächst ging es nämlich darum, dem Poly­urethan die Kompliziertheit zu nehmen und effiziente Produktionsverfahren zu entwickeln. Hierfür haben Hans Bommer und seine beiden Mitstreiter Kenntnisse aus der Fertigung von PU-Weichschaum, wie er zur Herstellung von Kissen und Matratzen verwendet wird, für die Produktion von PU-Hartschaum mit geringer Rohdichte und entsprechend hohem Dämmwert nutzbar gemacht, anfangs im Austausch mit Spezialsiten des heutgen Chemie-Konzerns Bayer. Die Dämmplatten wurden einzeln (im so genannten diskontinuierlichen Verfahren) in Platten gegossen – ein aufwendiger und langwieriger Prozess.Viel Erfindergeist und großes Durchhaltevermögen

Bis das Blockschaumverfahren in die heute praktizierte Herstellung von PU-Hartschaum im (inzwischen kontinuierlichen, also endlosen) Verfahren Einzug halten konnte, war viel Hirnschmalz und Herzblut gefragt – »Tugenden, über die ein mittelständischer Familienbetrieb eher verfügt als große Konzerne, die oft nur von Quartal zu Quartal denken und handeln«, sagt Andreas Huther, der seit 10 Jahren im Unternehmen ist und im Jahr 2012 vom Gründer den Staffelstab der Unternehmensleitung übernommen hat.


Ehrgeiz und Ausdauer von Hans Bommer, der heute im Beirat des Unternehmens sitzt, wurden belohnt_ Als »Nebenprodukt« allen Forschens und Experimentierens wurde 1970 eher durch Zufall »Öl-Ex« erfunden – ein PU-Granulat, das noch heute zur Bekämpfung von Ölverschmutzungen eingesetzt wird, sowohl auf Böden als auch im Wasser.

Beschleunigte Prozesse ebnen Weg zur Großserien-Fertigung

Einen Meilenstein haben die PU-Pioniere im Jahr 1972 zu feiern, als es erstmals gelingt, den Produktionsprozess zu beschleunigen. »Während zuvor die Herstellung eines PU-Blocks zwei Stunden dauerte, ist es erstmals gelungen, dieses Zeitfenster auf zehn Minuten zu reduzieren«, berichtet Huther. Der Grundstein für eine schnellere Serienproduktion war gelegt_ 1976 beginnt auf der ersten Doppelbandanlage die kontinuierliche Fertigung von Plattenware vor allem für Dachdämmungen.

Im Jahr 1980 nimmt Puren als einer der ersten Hersteller eine kontinuierlich laufende Produktionsstraße für PU-Blöcke in Betrieb. »Die Reaktionszeit bei Hartschaum konnte mit diesem Schritt auf 1,5 bis zwei Minuten reduziert werden«, berichtet Huther.

In dieser Phase übernimmt Puren Standorte in Abtsgmünd bei Aalen (1988), Wiesloch bei heidelberg (1989), Neuenhagen bei Berlin (1990) und Ober­marchtal bei Riedlingen (1990), wo heute die Fertigung des Werkstoffs »Purenit« im geschlossenen Wertstoffkreislauf angesiedelt ist (s. Infokasten).

Dämmende Konstruktionen mit PU-Hartschaum

Heute ist Puren mit verschiedensten Rezepturen für verschiedenste Anforderungen technologisch breit aufgestellt und steht für Hochleistungs-PU-Dämmstoffe, die höchste Anforderungen erfüllen und Maßstäbe setzen sollen als Dach-, Decken-, Perimeter- oder Fassadendämmungen. Ihre Dämmeigenschaften erlauben schlanke Konstruktionen und erfüllen mühelos alle heutigen und zukünftigen Forderungen bis hin zum Passivhaus.

Einer der Hauptgründe für die guten Dämmeigenschaften liegt dabei in der geringen Rohdichte des Materials. Inzwischen hat sich PU-Hartschaum aber längst auch als Konstruktionsmaterial etabliert, berichtet Hüther, »dann allerdings mit einer höheren Dichte, die Dämmung, Leichtigkeit und Stabilität miteinander vereint.«

Das Innenleben einer Außentür beim neuen ICE 4 besteht ebenso aus Puren-­Produkten wie der Aufbau eines Klassikers der Verteilerlogistik_ Die Paketzustell-Fahrzeuge von DHL/ deutsche Post, seit 1985 auf deutschen Straßen unterwegs und im Erstauftrag 8 710 mal gebaut, haben einen Aufbau aus PU-Kunstruktionsdämmstoff »made in Überlingen«. Die Ausschreibung haben Puren und Fahrzeugbauer Kögel damals dank der Gewichtsersparnis gewonnen, die laut Huther den Dieselverbrauch um 0,5 bis 0,8 l pro 100 km senkt. »Inzwischen sind 22 000 dieser Fahrzege im Einsatz – da kommt dann schon was zusammen«, rechnet er vor. Leichtgewichtige, wärmebrückenfreie Konstruktionen mit PU kommen auch bei den Aufbauten von Kühlfahrzeugen zum Einsatz.Recycelbar und mit Umweltsiegel ausgezeichnet

Auch der Umweltaspekt spielt eine Rolle, denn der Werkstoff lässt sich komplett recyceln. »Über die Recycling-Quote lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt leider nichts sagen, denn die Fahrzeuge sind ja zum allergrößten Teil noch im Einsatz«, erläutert Hüther. Diese Aussage gilt auch für das Recycling von Dach- und Gebäudedämmungen, die ebenfalls in denmmietsen Fällen – von einigen Rückbauten abgesehen – noch ihren Dienst versehen. Fest steht_ Puren legt allergrößten Wert auf den umweltverträglichen Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen.

Doch PU punktet nicht nur als Leichtgewicht_ Da die verwendeten Rohstoffe im Polyurethan eine neue Verbindung eingehen, ist das Material inert, also nahezu frei von Reaktionen mit der Umgebung. Huther verweist auf regelmäßige Tests durch das Fraunhofer-Institut und ist stolz auf das »Pure Life«-Umweltsiegel, das Polyurathan als unbedenklich in Sachen Wohngesundheit ausweist. Ins Leben gerufen wurde dieses Siegel übrigens vom Industrieverband Hartschaum (IVPU), an dessen Gründung im Jahre 1973 Unternehmensgründer Hans Bommer mitwirkte und in dessen Vorstand er mehr als 30 Jahre aktiv war, davon 14 Jahre als Vorsitzender. Die Stimme im Vorstand hat wie die Unternehmensleitung Dr. Andreas Huther vom Firmengründer übernommen.

Teil der guten Umweltverträglichkeit ist auch, dass PU keinerlei Allergien auslöst – »ein Grund dafür, dass sich Allergiker meist für Matratzen aus Polyurethan entscheiden«, sagt Huether. Außerdem, das zeichne auch die »Öl-Ex«-Produkte aus, sei PU trinkwassergeeignet und nicht toxisch auf Fische. Für Andres Huther geht es auch in Zukunft darum, »diesen Dreiklang aus Produkteigenschaften in Bezug auf Wasser, Allergiefreundlichkeit und zertifizierter Umweltverträglichkeit durch das ›PureLife‹-Siegel nicht zu zerstören«.

Die Kombination von Dämmung und Stabilität bietet Puren auch für genutzte Flachdächer mit Photovoltaik- oder Grünanlagen sowie das Innenleben von Haustüren an, und auch für Fenster versprechen PU-Elemente mit der passenden Rohdichte stabile Konstruktionen ohne Wärmebrücken.

Effiziente Dämmung soll Wohnraum bezahlbar machen

Beim Neubau einer Halle auf dem Überlinger Werksgelände hat Puren eine Kombination von PU-Ausgangsmaterial mit Betonfertigteilen selbst eingesetzt und ausprobiert_ Der Bau erreicht dank seiner effizienten Dämmung und ausgefeiltem Energiekonzept laut Andreas Huther »KfW 70«-Standard. Zum Einsatz kam eine PU-Kerndämmung in Betonfertigteilprodukten sowie eine schlank gedämmte Wandkonstruktion, die auch einen wichtigen Beitrag für den energiesparenden und bezahlbaren Mietwohnungsbau leisten soll – ein Bereich, in dem sich Puren-Geschäftsführer Huther stark engagiert.

Bei diesem Engagement Setzt er auf »LowTech«: Nicht immer noch mehr Steuerung sorgt einer Auffassung nach für ein erfolgreiches Energiekonzept, sondern eine effiziente Dämmung mit PU. »Durch die dünnere Gebäudehülle sparen wir bei einem Wohnprojekt im raum Überlingen etwa 200 m2 Wohnfläche«, erläutert er. »Das bringt uns unserem Ziel näher, auch ohne finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Geldern mit der Miete 10 % unter dem ortsüblichen Level zu bleiben.«

Aber auch Bauteile aus »Purenit« (s. Infokasten) können einen großen Anteil zur Energieeffizienz erbringen. Das Attikaelement aus dem wiederverwerteten Material zum Beispiel wurde vom Passivhausinstitut zertifiziert. Entstanden ist das Bauteil übrigens beim Fachsimpeln auf einer Kundenveranstaltung_ »Für erste Entwürfe musste ein Bierdeckel herhalten«, erinnert sich Huther. Womit klar sein dürfte: Tüftlertum und gesellige Umgebung wie einst im Überlinger Gasthaus »Ochsen« haben nicht nur für die Gründerfamilie eine Rolle gespielt, sondern wirken auch auf die Akteure im heutigen Unternehmen durchaus inspirierend.

INFO  Anfang Juni hat die Puren in Überlingen ihr 50. Firmenjubiläum gefeiert. Tragendes Thema der Feierlichkeiten war der positive Gründergeist und die gebündelte Konzentration des Gründers Hans Bommer auf den vor 50 Jahren noch völlig neuen Dämmstoff Polyurethan. Bommer gelang, woran seinerzeit einige Großkonzerne scheiterten_ Die zuverlässige und schnelle Produktion eines neuen bis dato nicht bekannten Hochleistungsdämmstoffes im qualitativ besonders hochwertigen und anspruchsvollen Blockschaumverfahren. Heute produziert das familiengeführte Unternehmen ein breites Portfolio an Dämmstoffen für das Steildach (Aufsparrendämmung), Flachdach, Fassade (WDVS, hinterlüftete Fassade und zweischaliges Mauerwerk) und viele Dämm- und Konstruktionswerkstoffe für die industrielle Weiterverarbeitung (Fenster- und Türenproduktion, Fahrzeug-, Waggon- und Schiffsbau, Anlagen- und Modellbau usw.). Zum Unternehmen gehören auch die Bereiche »purSonic«-Soundsysteme sowie »bomat«-Heiztechnik.
Zum Stammsitz in Überlingen kamen neben verschiedenen deutschen Standorten in den 1990er-Jahren nach ersten Kontakten in China zunächst 1996 ein erstes Joint-Venture, das 2007 durch die Gründung der Firma Shanghai Huafon Puren Polyurethane Ltd. ergänzt wurde. Puren erzielt einen jährlichen Umsatz von rund 100 Mio. Euro. jr


Die Türe

Mittelständischer Unternehmergeist am Bodensee Dämmstoff-Pionier Puren feiert 50-jähriges Jubiläum

Mittelständische Famlienunternehmen werden gerne als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet. Den Beweis dafür liefern Unternehmen wie Puren Vor 50 Jahren gegründet von Hans Bommer, dem Spross einer erfolgreichen Überlinger Erfinder- und Unternehmerfamilie – und zwar auf Anraten seines Vaters Franz, der in einem Traditions-Wirtshaus am Stammtisch von einem neuen Material aus den USA mit hervorragenden Dämmeigenschaften erzählt bekam. Die Rede war von »Urethan« oder so ähnlich. Sein Interesse war geweckt, und erste Recherchen führten schnell zum Polyurethan und der Gründung der »Puren Schaumstoff GmbH«. Der baustoffPARTNER hat das Unternehmen in Überlingen besucht und mit Dr. Andreas Huther, seit 2012 alleiniger Geschäftsführer, einen Blick auf die erfolgreiche Vergangenheit und eine spannende Zukunft geworfen.

Lesedauer: min

Von Jan RiekenEine Mischnung aus Zuversicht, Rastlosigkeit und Ehrgeiz dürfte im Spiel gewesen sein, als Franz Bommer begann, sich über diesen Wunder-Werkstoff schlau zu machen. Am Stammtisch im Überlinger Gasthaus »Ochsen« hatte der USA-Reisende berichtet, dass eine zwei Zentimeter dünne Schicht des Materials auf einer Eisschicht ausreiche, um beim Sitzen den Eindruck zu verschaffen, man sitze auf einem Ofen..

Franz Bommer nahm Kontakt zu einem Maschinenbauer auf, der von der Verwendung flüssiger Komponenten wusste und ihm eine Protoypen-Anlage konstruierte. Gleichzeitig beauftragte er seinen Sohn Hans, der als Diplom-Kaufmann gerade in den Anfängen seiner Dissertation steckte, mit weiteren Recherchen über das Material und seine Anwendungsmöglichkeiten.

Startup-Atmosphäre im leergeräumten Lagerraum

Die leidenschaftliche Begeisterung von Vater und Sohn für den Werkstoff PU führte schließlich zur Unternehensgründung, die der Vater aus Altersgründen nicht mehr schultern wollte und stattdessen seinen Sohn Hans dafür gewinnen konnte. Die Dissertation ließ dieser – natürlich nach Absprache mit der Universität – ruhen, um sich einer Unternehmung zu widmen, aus der in den folgenden 44 Jahren unter seiner Führung eine international tätige Unternehmensgruppe mit mehr als 300 Beschäftigten werden sollte.

Die Anfänge in einerr leergeräumten Werkstatt des elterlichen Brennstoffhandels standen ganz im Zeichen unzähliger Experimente. Zunächst ging es nämlich darum, dem Poly­urethan die Kompliziertheit zu nehmen und effiziente Produktionsverfahren zu entwickeln. Hierfür haben Hans Bommer und seine beiden Mitstreiter Kenntnisse aus der Fertigung von PU-Weichschaum, wie er zur Herstellung von Kissen und Matratzen verwendet wird, für die Produktion von PU-Hartschaum mit geringer Rohdichte und entsprechend hohem Dämmwert nutzbar gemacht, anfangs im Austausch mit Spezialsiten des heutgen Chemie-Konzerns Bayer. Die Dämmplatten wurden einzeln (im so genannten diskontinuierlichen Verfahren) in Platten gegossen – ein aufwendiger und langwieriger Prozess.Viel Erfindergeist und großes Durchhaltevermögen

Bis das Blockschaumverfahren in die heute praktizierte Herstellung von PU-Hartschaum im (inzwischen kontinuierlichen, also endlosen) Verfahren Einzug halten konnte, war viel Hirnschmalz und Herzblut gefragt – »Tugenden, über die ein mittelständischer Familienbetrieb eher verfügt als große Konzerne, die oft nur von Quartal zu Quartal denken und handeln«, sagt Andreas Huther, der seit 10 Jahren im Unternehmen ist und im Jahr 2012 vom Gründer den Staffelstab der Unternehmensleitung übernommen hat.


Ehrgeiz und Ausdauer von Hans Bommer, der heute im Beirat des Unternehmens sitzt, wurden belohnt_ Als »Nebenprodukt« allen Forschens und Experimentierens wurde 1970 eher durch Zufall »Öl-Ex« erfunden – ein PU-Granulat, das noch heute zur Bekämpfung von Ölverschmutzungen eingesetzt wird, sowohl auf Böden als auch im Wasser.

Beschleunigte Prozesse ebnen Weg zur Großserien-Fertigung

Einen Meilenstein haben die PU-Pioniere im Jahr 1972 zu feiern, als es erstmals gelingt, den Produktionsprozess zu beschleunigen. »Während zuvor die Herstellung eines PU-Blocks zwei Stunden dauerte, ist es erstmals gelungen, dieses Zeitfenster auf zehn Minuten zu reduzieren«, berichtet Huther. Der Grundstein für eine schnellere Serienproduktion war gelegt_ 1976 beginnt auf der ersten Doppelbandanlage die kontinuierliche Fertigung von Plattenware vor allem für Dachdämmungen.

Im Jahr 1980 nimmt Puren als einer der ersten Hersteller eine kontinuierlich laufende Produktionsstraße für PU-Blöcke in Betrieb. »Die Reaktionszeit bei Hartschaum konnte mit diesem Schritt auf 1,5 bis zwei Minuten reduziert werden«, berichtet Huther.

In dieser Phase übernimmt Puren Standorte in Abtsgmünd bei Aalen (1988), Wiesloch bei heidelberg (1989), Neuenhagen bei Berlin (1990) und Ober­marchtal bei Riedlingen (1990), wo heute die Fertigung des Werkstoffs »Purenit« im geschlossenen Wertstoffkreislauf angesiedelt ist (s. Infokasten).

Dämmende Konstruktionen mit PU-Hartschaum

Heute ist Puren mit verschiedensten Rezepturen für verschiedenste Anforderungen technologisch breit aufgestellt und steht für Hochleistungs-PU-Dämmstoffe, die höchste Anforderungen erfüllen und Maßstäbe setzen sollen als Dach-, Decken-, Perimeter- oder Fassadendämmungen. Ihre Dämmeigenschaften erlauben schlanke Konstruktionen und erfüllen mühelos alle heutigen und zukünftigen Forderungen bis hin zum Passivhaus.

Einer der Hauptgründe für die guten Dämmeigenschaften liegt dabei in der geringen Rohdichte des Materials. Inzwischen hat sich PU-Hartschaum aber längst auch als Konstruktionsmaterial etabliert, berichtet Hüther, »dann allerdings mit einer höheren Dichte, die Dämmung, Leichtigkeit und Stabilität miteinander vereint.«

Das Innenleben einer Außentür beim neuen ICE 4 besteht ebenso aus Puren-­Produkten wie der Aufbau eines Klassikers der Verteilerlogistik_ Die Paketzustell-Fahrzeuge von DHL/ deutsche Post, seit 1985 auf deutschen Straßen unterwegs und im Erstauftrag 8 710 mal gebaut, haben einen Aufbau aus PU-Kunstruktionsdämmstoff »made in Überlingen«. Die Ausschreibung haben Puren und Fahrzeugbauer Kögel damals dank der Gewichtsersparnis gewonnen, die laut Huther den Dieselverbrauch um 0,5 bis 0,8 l pro 100 km senkt. »Inzwischen sind 22 000 dieser Fahrzege im Einsatz – da kommt dann schon was zusammen«, rechnet er vor. Leichtgewichtige, wärmebrückenfreie Konstruktionen mit PU kommen auch bei den Aufbauten von Kühlfahrzeugen zum Einsatz.Recycelbar und mit Umweltsiegel ausgezeichnet

Auch der Umweltaspekt spielt eine Rolle, denn der Werkstoff lässt sich komplett recyceln. »Über die Recycling-Quote lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt leider nichts sagen, denn die Fahrzeuge sind ja zum allergrößten Teil noch im Einsatz«, erläutert Hüther. Diese Aussage gilt auch für das Recycling von Dach- und Gebäudedämmungen, die ebenfalls in denmmietsen Fällen – von einigen Rückbauten abgesehen – noch ihren Dienst versehen. Fest steht_ Puren legt allergrößten Wert auf den umweltverträglichen Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen.

Doch PU punktet nicht nur als Leichtgewicht_ Da die verwendeten Rohstoffe im Polyurethan eine neue Verbindung eingehen, ist das Material inert, also nahezu frei von Reaktionen mit der Umgebung. Huther verweist auf regelmäßige Tests durch das Fraunhofer-Institut und ist stolz auf das »Pure Life«-Umweltsiegel, das Polyurathan als unbedenklich in Sachen Wohngesundheit ausweist. Ins Leben gerufen wurde dieses Siegel übrigens vom Industrieverband Hartschaum (IVPU), an dessen Gründung im Jahre 1973 Unternehmensgründer Hans Bommer mitwirkte und in dessen Vorstand er mehr als 30 Jahre aktiv war, davon 14 Jahre als Vorsitzender. Die Stimme im Vorstand hat wie die Unternehmensleitung Dr. Andreas Huther vom Firmengründer übernommen.

Teil der guten Umweltverträglichkeit ist auch, dass PU keinerlei Allergien auslöst – »ein Grund dafür, dass sich Allergiker meist für Matratzen aus Polyurethan entscheiden«, sagt Huether. Außerdem, das zeichne auch die »Öl-Ex«-Produkte aus, sei PU trinkwassergeeignet und nicht toxisch auf Fische. Für Andres Huther geht es auch in Zukunft darum, »diesen Dreiklang aus Produkteigenschaften in Bezug auf Wasser, Allergiefreundlichkeit und zertifizierter Umweltverträglichkeit durch das ›PureLife‹-Siegel nicht zu zerstören«.

Die Kombination von Dämmung und Stabilität bietet Puren auch für genutzte Flachdächer mit Photovoltaik- oder Grünanlagen sowie das Innenleben von Haustüren an, und auch für Fenster versprechen PU-Elemente mit der passenden Rohdichte stabile Konstruktionen ohne Wärmebrücken.

Effiziente Dämmung soll Wohnraum bezahlbar machen

Beim Neubau einer Halle auf dem Überlinger Werksgelände hat Puren eine Kombination von PU-Ausgangsmaterial mit Betonfertigteilen selbst eingesetzt und ausprobiert_ Der Bau erreicht dank seiner effizienten Dämmung und ausgefeiltem Energiekonzept laut Andreas Huther »KfW 70«-Standard. Zum Einsatz kam eine PU-Kerndämmung in Betonfertigteilprodukten sowie eine schlank gedämmte Wandkonstruktion, die auch einen wichtigen Beitrag für den energiesparenden und bezahlbaren Mietwohnungsbau leisten soll – ein Bereich, in dem sich Puren-Geschäftsführer Huther stark engagiert.

Bei diesem Engagement Setzt er auf »LowTech«: Nicht immer noch mehr Steuerung sorgt einer Auffassung nach für ein erfolgreiches Energiekonzept, sondern eine effiziente Dämmung mit PU. »Durch die dünnere Gebäudehülle sparen wir bei einem Wohnprojekt im raum Überlingen etwa 200 m2 Wohnfläche«, erläutert er. »Das bringt uns unserem Ziel näher, auch ohne finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Geldern mit der Miete 10 % unter dem ortsüblichen Level zu bleiben.«

Aber auch Bauteile aus »Purenit« (s. Infokasten) können einen großen Anteil zur Energieeffizienz erbringen. Das Attikaelement aus dem wiederverwerteten Material zum Beispiel wurde vom Passivhausinstitut zertifiziert. Entstanden ist das Bauteil übrigens beim Fachsimpeln auf einer Kundenveranstaltung_ »Für erste Entwürfe musste ein Bierdeckel herhalten«, erinnert sich Huther. Womit klar sein dürfte: Tüftlertum und gesellige Umgebung wie einst im Überlinger Gasthaus »Ochsen« haben nicht nur für die Gründerfamilie eine Rolle gespielt, sondern wirken auch auf die Akteure im heutigen Unternehmen durchaus inspirierend.

INFO  Anfang Juni hat die Puren in Überlingen ihr 50. Firmenjubiläum gefeiert. Tragendes Thema der Feierlichkeiten war der positive Gründergeist und die gebündelte Konzentration des Gründers Hans Bommer auf den vor 50 Jahren noch völlig neuen Dämmstoff Polyurethan. Bommer gelang, woran seinerzeit einige Großkonzerne scheiterten_ Die zuverlässige und schnelle Produktion eines neuen bis dato nicht bekannten Hochleistungsdämmstoffes im qualitativ besonders hochwertigen und anspruchsvollen Blockschaumverfahren. Heute produziert das familiengeführte Unternehmen ein breites Portfolio an Dämmstoffen für das Steildach (Aufsparrendämmung), Flachdach, Fassade (WDVS, hinterlüftete Fassade und zweischaliges Mauerwerk) und viele Dämm- und Konstruktionswerkstoffe für die industrielle Weiterverarbeitung (Fenster- und Türenproduktion, Fahrzeug-, Waggon- und Schiffsbau, Anlagen- und Modellbau usw.). Zum Unternehmen gehören auch die Bereiche »purSonic«-Soundsysteme sowie »bomat«-Heiztechnik.
Zum Stammsitz in Überlingen kamen neben verschiedenen deutschen Standorten in den 1990er-Jahren nach ersten Kontakten in China zunächst 1996 ein erstes Joint-Venture, das 2007 durch die Gründung der Firma Shanghai Huafon Puren Polyurethane Ltd. ergänzt wurde. Puren erzielt einen jährlichen Umsatz von rund 100 Mio. Euro. jr


Arbeitsschutz / Arbeitssicherheit

Mittelständischer Unternehmergeist am Bodensee Dämmstoff-Pionier Puren feiert 50-jähriges Jubiläum

Mittelständische Famlienunternehmen werden gerne als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet. Den Beweis dafür liefern Unternehmen wie Puren Vor 50 Jahren gegründet von Hans Bommer, dem Spross einer erfolgreichen Überlinger Erfinder- und Unternehmerfamilie – und zwar auf Anraten seines Vaters Franz, der in einem Traditions-Wirtshaus am Stammtisch von einem neuen Material aus den USA mit hervorragenden Dämmeigenschaften erzählt bekam. Die Rede war von »Urethan« oder so ähnlich. Sein Interesse war geweckt, und erste Recherchen führten schnell zum Polyurethan und der Gründung der »Puren Schaumstoff GmbH«. Der baustoffPARTNER hat das Unternehmen in Überlingen besucht und mit Dr. Andreas Huther, seit 2012 alleiniger Geschäftsführer, einen Blick auf die erfolgreiche Vergangenheit und eine spannende Zukunft geworfen.

Lesedauer: min

Von Jan RiekenEine Mischnung aus Zuversicht, Rastlosigkeit und Ehrgeiz dürfte im Spiel gewesen sein, als Franz Bommer begann, sich über diesen Wunder-Werkstoff schlau zu machen. Am Stammtisch im Überlinger Gasthaus »Ochsen« hatte der USA-Reisende berichtet, dass eine zwei Zentimeter dünne Schicht des Materials auf einer Eisschicht ausreiche, um beim Sitzen den Eindruck zu verschaffen, man sitze auf einem Ofen..

Franz Bommer nahm Kontakt zu einem Maschinenbauer auf, der von der Verwendung flüssiger Komponenten wusste und ihm eine Protoypen-Anlage konstruierte. Gleichzeitig beauftragte er seinen Sohn Hans, der als Diplom-Kaufmann gerade in den Anfängen seiner Dissertation steckte, mit weiteren Recherchen über das Material und seine Anwendungsmöglichkeiten.

Startup-Atmosphäre im leergeräumten Lagerraum

Die leidenschaftliche Begeisterung von Vater und Sohn für den Werkstoff PU führte schließlich zur Unternehensgründung, die der Vater aus Altersgründen nicht mehr schultern wollte und stattdessen seinen Sohn Hans dafür gewinnen konnte. Die Dissertation ließ dieser – natürlich nach Absprache mit der Universität – ruhen, um sich einer Unternehmung zu widmen, aus der in den folgenden 44 Jahren unter seiner Führung eine international tätige Unternehmensgruppe mit mehr als 300 Beschäftigten werden sollte.

Die Anfänge in einerr leergeräumten Werkstatt des elterlichen Brennstoffhandels standen ganz im Zeichen unzähliger Experimente. Zunächst ging es nämlich darum, dem Poly­urethan die Kompliziertheit zu nehmen und effiziente Produktionsverfahren zu entwickeln. Hierfür haben Hans Bommer und seine beiden Mitstreiter Kenntnisse aus der Fertigung von PU-Weichschaum, wie er zur Herstellung von Kissen und Matratzen verwendet wird, für die Produktion von PU-Hartschaum mit geringer Rohdichte und entsprechend hohem Dämmwert nutzbar gemacht, anfangs im Austausch mit Spezialsiten des heutgen Chemie-Konzerns Bayer. Die Dämmplatten wurden einzeln (im so genannten diskontinuierlichen Verfahren) in Platten gegossen – ein aufwendiger und langwieriger Prozess.Viel Erfindergeist und großes Durchhaltevermögen

Bis das Blockschaumverfahren in die heute praktizierte Herstellung von PU-Hartschaum im (inzwischen kontinuierlichen, also endlosen) Verfahren Einzug halten konnte, war viel Hirnschmalz und Herzblut gefragt – »Tugenden, über die ein mittelständischer Familienbetrieb eher verfügt als große Konzerne, die oft nur von Quartal zu Quartal denken und handeln«, sagt Andreas Huther, der seit 10 Jahren im Unternehmen ist und im Jahr 2012 vom Gründer den Staffelstab der Unternehmensleitung übernommen hat.


Ehrgeiz und Ausdauer von Hans Bommer, der heute im Beirat des Unternehmens sitzt, wurden belohnt_ Als »Nebenprodukt« allen Forschens und Experimentierens wurde 1970 eher durch Zufall »Öl-Ex« erfunden – ein PU-Granulat, das noch heute zur Bekämpfung von Ölverschmutzungen eingesetzt wird, sowohl auf Böden als auch im Wasser.

Beschleunigte Prozesse ebnen Weg zur Großserien-Fertigung

Einen Meilenstein haben die PU-Pioniere im Jahr 1972 zu feiern, als es erstmals gelingt, den Produktionsprozess zu beschleunigen. »Während zuvor die Herstellung eines PU-Blocks zwei Stunden dauerte, ist es erstmals gelungen, dieses Zeitfenster auf zehn Minuten zu reduzieren«, berichtet Huther. Der Grundstein für eine schnellere Serienproduktion war gelegt_ 1976 beginnt auf der ersten Doppelbandanlage die kontinuierliche Fertigung von Plattenware vor allem für Dachdämmungen.

Im Jahr 1980 nimmt Puren als einer der ersten Hersteller eine kontinuierlich laufende Produktionsstraße für PU-Blöcke in Betrieb. »Die Reaktionszeit bei Hartschaum konnte mit diesem Schritt auf 1,5 bis zwei Minuten reduziert werden«, berichtet Huther.

In dieser Phase übernimmt Puren Standorte in Abtsgmünd bei Aalen (1988), Wiesloch bei heidelberg (1989), Neuenhagen bei Berlin (1990) und Ober­marchtal bei Riedlingen (1990), wo heute die Fertigung des Werkstoffs »Purenit« im geschlossenen Wertstoffkreislauf angesiedelt ist (s. Infokasten).

Dämmende Konstruktionen mit PU-Hartschaum

Heute ist Puren mit verschiedensten Rezepturen für verschiedenste Anforderungen technologisch breit aufgestellt und steht für Hochleistungs-PU-Dämmstoffe, die höchste Anforderungen erfüllen und Maßstäbe setzen sollen als Dach-, Decken-, Perimeter- oder Fassadendämmungen. Ihre Dämmeigenschaften erlauben schlanke Konstruktionen und erfüllen mühelos alle heutigen und zukünftigen Forderungen bis hin zum Passivhaus.

Einer der Hauptgründe für die guten Dämmeigenschaften liegt dabei in der geringen Rohdichte des Materials. Inzwischen hat sich PU-Hartschaum aber längst auch als Konstruktionsmaterial etabliert, berichtet Hüther, »dann allerdings mit einer höheren Dichte, die Dämmung, Leichtigkeit und Stabilität miteinander vereint.«

Das Innenleben einer Außentür beim neuen ICE 4 besteht ebenso aus Puren-­Produkten wie der Aufbau eines Klassikers der Verteilerlogistik_ Die Paketzustell-Fahrzeuge von DHL/ deutsche Post, seit 1985 auf deutschen Straßen unterwegs und im Erstauftrag 8 710 mal gebaut, haben einen Aufbau aus PU-Kunstruktionsdämmstoff »made in Überlingen«. Die Ausschreibung haben Puren und Fahrzeugbauer Kögel damals dank der Gewichtsersparnis gewonnen, die laut Huther den Dieselverbrauch um 0,5 bis 0,8 l pro 100 km senkt. »Inzwischen sind 22 000 dieser Fahrzege im Einsatz – da kommt dann schon was zusammen«, rechnet er vor. Leichtgewichtige, wärmebrückenfreie Konstruktionen mit PU kommen auch bei den Aufbauten von Kühlfahrzeugen zum Einsatz.Recycelbar und mit Umweltsiegel ausgezeichnet

Auch der Umweltaspekt spielt eine Rolle, denn der Werkstoff lässt sich komplett recyceln. »Über die Recycling-Quote lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt leider nichts sagen, denn die Fahrzeuge sind ja zum allergrößten Teil noch im Einsatz«, erläutert Hüther. Diese Aussage gilt auch für das Recycling von Dach- und Gebäudedämmungen, die ebenfalls in denmmietsen Fällen – von einigen Rückbauten abgesehen – noch ihren Dienst versehen. Fest steht_ Puren legt allergrößten Wert auf den umweltverträglichen Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen.

Doch PU punktet nicht nur als Leichtgewicht_ Da die verwendeten Rohstoffe im Polyurethan eine neue Verbindung eingehen, ist das Material inert, also nahezu frei von Reaktionen mit der Umgebung. Huther verweist auf regelmäßige Tests durch das Fraunhofer-Institut und ist stolz auf das »Pure Life«-Umweltsiegel, das Polyurathan als unbedenklich in Sachen Wohngesundheit ausweist. Ins Leben gerufen wurde dieses Siegel übrigens vom Industrieverband Hartschaum (IVPU), an dessen Gründung im Jahre 1973 Unternehmensgründer Hans Bommer mitwirkte und in dessen Vorstand er mehr als 30 Jahre aktiv war, davon 14 Jahre als Vorsitzender. Die Stimme im Vorstand hat wie die Unternehmensleitung Dr. Andreas Huther vom Firmengründer übernommen.

Teil der guten Umweltverträglichkeit ist auch, dass PU keinerlei Allergien auslöst – »ein Grund dafür, dass sich Allergiker meist für Matratzen aus Polyurethan entscheiden«, sagt Huether. Außerdem, das zeichne auch die »Öl-Ex«-Produkte aus, sei PU trinkwassergeeignet und nicht toxisch auf Fische. Für Andres Huther geht es auch in Zukunft darum, »diesen Dreiklang aus Produkteigenschaften in Bezug auf Wasser, Allergiefreundlichkeit und zertifizierter Umweltverträglichkeit durch das ›PureLife‹-Siegel nicht zu zerstören«.

Die Kombination von Dämmung und Stabilität bietet Puren auch für genutzte Flachdächer mit Photovoltaik- oder Grünanlagen sowie das Innenleben von Haustüren an, und auch für Fenster versprechen PU-Elemente mit der passenden Rohdichte stabile Konstruktionen ohne Wärmebrücken.

Effiziente Dämmung soll Wohnraum bezahlbar machen

Beim Neubau einer Halle auf dem Überlinger Werksgelände hat Puren eine Kombination von PU-Ausgangsmaterial mit Betonfertigteilen selbst eingesetzt und ausprobiert_ Der Bau erreicht dank seiner effizienten Dämmung und ausgefeiltem Energiekonzept laut Andreas Huther »KfW 70«-Standard. Zum Einsatz kam eine PU-Kerndämmung in Betonfertigteilprodukten sowie eine schlank gedämmte Wandkonstruktion, die auch einen wichtigen Beitrag für den energiesparenden und bezahlbaren Mietwohnungsbau leisten soll – ein Bereich, in dem sich Puren-Geschäftsführer Huther stark engagiert.

Bei diesem Engagement Setzt er auf »LowTech«: Nicht immer noch mehr Steuerung sorgt einer Auffassung nach für ein erfolgreiches Energiekonzept, sondern eine effiziente Dämmung mit PU. »Durch die dünnere Gebäudehülle sparen wir bei einem Wohnprojekt im raum Überlingen etwa 200 m2 Wohnfläche«, erläutert er. »Das bringt uns unserem Ziel näher, auch ohne finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Geldern mit der Miete 10 % unter dem ortsüblichen Level zu bleiben.«

Aber auch Bauteile aus »Purenit« (s. Infokasten) können einen großen Anteil zur Energieeffizienz erbringen. Das Attikaelement aus dem wiederverwerteten Material zum Beispiel wurde vom Passivhausinstitut zertifiziert. Entstanden ist das Bauteil übrigens beim Fachsimpeln auf einer Kundenveranstaltung_ »Für erste Entwürfe musste ein Bierdeckel herhalten«, erinnert sich Huther. Womit klar sein dürfte: Tüftlertum und gesellige Umgebung wie einst im Überlinger Gasthaus »Ochsen« haben nicht nur für die Gründerfamilie eine Rolle gespielt, sondern wirken auch auf die Akteure im heutigen Unternehmen durchaus inspirierend.

INFO  Anfang Juni hat die Puren in Überlingen ihr 50. Firmenjubiläum gefeiert. Tragendes Thema der Feierlichkeiten war der positive Gründergeist und die gebündelte Konzentration des Gründers Hans Bommer auf den vor 50 Jahren noch völlig neuen Dämmstoff Polyurethan. Bommer gelang, woran seinerzeit einige Großkonzerne scheiterten_ Die zuverlässige und schnelle Produktion eines neuen bis dato nicht bekannten Hochleistungsdämmstoffes im qualitativ besonders hochwertigen und anspruchsvollen Blockschaumverfahren. Heute produziert das familiengeführte Unternehmen ein breites Portfolio an Dämmstoffen für das Steildach (Aufsparrendämmung), Flachdach, Fassade (WDVS, hinterlüftete Fassade und zweischaliges Mauerwerk) und viele Dämm- und Konstruktionswerkstoffe für die industrielle Weiterverarbeitung (Fenster- und Türenproduktion, Fahrzeug-, Waggon- und Schiffsbau, Anlagen- und Modellbau usw.). Zum Unternehmen gehören auch die Bereiche »purSonic«-Soundsysteme sowie »bomat«-Heiztechnik.
Zum Stammsitz in Überlingen kamen neben verschiedenen deutschen Standorten in den 1990er-Jahren nach ersten Kontakten in China zunächst 1996 ein erstes Joint-Venture, das 2007 durch die Gründung der Firma Shanghai Huafon Puren Polyurethane Ltd. ergänzt wurde. Puren erzielt einen jährlichen Umsatz von rund 100 Mio. Euro. jr


Fassade

Mittelständischer Unternehmergeist am Bodensee Dämmstoff-Pionier Puren feiert 50-jähriges Jubiläum

Mittelständische Famlienunternehmen werden gerne als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet. Den Beweis dafür liefern Unternehmen wie Puren Vor 50 Jahren gegründet von Hans Bommer, dem Spross einer erfolgreichen Überlinger Erfinder- und Unternehmerfamilie – und zwar auf Anraten seines Vaters Franz, der in einem Traditions-Wirtshaus am Stammtisch von einem neuen Material aus den USA mit hervorragenden Dämmeigenschaften erzählt bekam. Die Rede war von »Urethan« oder so ähnlich. Sein Interesse war geweckt, und erste Recherchen führten schnell zum Polyurethan und der Gründung der »Puren Schaumstoff GmbH«. Der baustoffPARTNER hat das Unternehmen in Überlingen besucht und mit Dr. Andreas Huther, seit 2012 alleiniger Geschäftsführer, einen Blick auf die erfolgreiche Vergangenheit und eine spannende Zukunft geworfen.

Lesedauer: min

Von Jan RiekenEine Mischnung aus Zuversicht, Rastlosigkeit und Ehrgeiz dürfte im Spiel gewesen sein, als Franz Bommer begann, sich über diesen Wunder-Werkstoff schlau zu machen. Am Stammtisch im Überlinger Gasthaus »Ochsen« hatte der USA-Reisende berichtet, dass eine zwei Zentimeter dünne Schicht des Materials auf einer Eisschicht ausreiche, um beim Sitzen den Eindruck zu verschaffen, man sitze auf einem Ofen..

Franz Bommer nahm Kontakt zu einem Maschinenbauer auf, der von der Verwendung flüssiger Komponenten wusste und ihm eine Protoypen-Anlage konstruierte. Gleichzeitig beauftragte er seinen Sohn Hans, der als Diplom-Kaufmann gerade in den Anfängen seiner Dissertation steckte, mit weiteren Recherchen über das Material und seine Anwendungsmöglichkeiten.

Startup-Atmosphäre im leergeräumten Lagerraum

Die leidenschaftliche Begeisterung von Vater und Sohn für den Werkstoff PU führte schließlich zur Unternehensgründung, die der Vater aus Altersgründen nicht mehr schultern wollte und stattdessen seinen Sohn Hans dafür gewinnen konnte. Die Dissertation ließ dieser – natürlich nach Absprache mit der Universität – ruhen, um sich einer Unternehmung zu widmen, aus der in den folgenden 44 Jahren unter seiner Führung eine international tätige Unternehmensgruppe mit mehr als 300 Beschäftigten werden sollte.

Die Anfänge in einerr leergeräumten Werkstatt des elterlichen Brennstoffhandels standen ganz im Zeichen unzähliger Experimente. Zunächst ging es nämlich darum, dem Poly­urethan die Kompliziertheit zu nehmen und effiziente Produktionsverfahren zu entwickeln. Hierfür haben Hans Bommer und seine beiden Mitstreiter Kenntnisse aus der Fertigung von PU-Weichschaum, wie er zur Herstellung von Kissen und Matratzen verwendet wird, für die Produktion von PU-Hartschaum mit geringer Rohdichte und entsprechend hohem Dämmwert nutzbar gemacht, anfangs im Austausch mit Spezialsiten des heutgen Chemie-Konzerns Bayer. Die Dämmplatten wurden einzeln (im so genannten diskontinuierlichen Verfahren) in Platten gegossen – ein aufwendiger und langwieriger Prozess.Viel Erfindergeist und großes Durchhaltevermögen

Bis das Blockschaumverfahren in die heute praktizierte Herstellung von PU-Hartschaum im (inzwischen kontinuierlichen, also endlosen) Verfahren Einzug halten konnte, war viel Hirnschmalz und Herzblut gefragt – »Tugenden, über die ein mittelständischer Familienbetrieb eher verfügt als große Konzerne, die oft nur von Quartal zu Quartal denken und handeln«, sagt Andreas Huther, der seit 10 Jahren im Unternehmen ist und im Jahr 2012 vom Gründer den Staffelstab der Unternehmensleitung übernommen hat.


Ehrgeiz und Ausdauer von Hans Bommer, der heute im Beirat des Unternehmens sitzt, wurden belohnt_ Als »Nebenprodukt« allen Forschens und Experimentierens wurde 1970 eher durch Zufall »Öl-Ex« erfunden – ein PU-Granulat, das noch heute zur Bekämpfung von Ölverschmutzungen eingesetzt wird, sowohl auf Böden als auch im Wasser.

Beschleunigte Prozesse ebnen Weg zur Großserien-Fertigung

Einen Meilenstein haben die PU-Pioniere im Jahr 1972 zu feiern, als es erstmals gelingt, den Produktionsprozess zu beschleunigen. »Während zuvor die Herstellung eines PU-Blocks zwei Stunden dauerte, ist es erstmals gelungen, dieses Zeitfenster auf zehn Minuten zu reduzieren«, berichtet Huther. Der Grundstein für eine schnellere Serienproduktion war gelegt_ 1976 beginnt auf der ersten Doppelbandanlage die kontinuierliche Fertigung von Plattenware vor allem für Dachdämmungen.

Im Jahr 1980 nimmt Puren als einer der ersten Hersteller eine kontinuierlich laufende Produktionsstraße für PU-Blöcke in Betrieb. »Die Reaktionszeit bei Hartschaum konnte mit diesem Schritt auf 1,5 bis zwei Minuten reduziert werden«, berichtet Huther.

In dieser Phase übernimmt Puren Standorte in Abtsgmünd bei Aalen (1988), Wiesloch bei heidelberg (1989), Neuenhagen bei Berlin (1990) und Ober­marchtal bei Riedlingen (1990), wo heute die Fertigung des Werkstoffs »Purenit« im geschlossenen Wertstoffkreislauf angesiedelt ist (s. Infokasten).

Dämmende Konstruktionen mit PU-Hartschaum

Heute ist Puren mit verschiedensten Rezepturen für verschiedenste Anforderungen technologisch breit aufgestellt und steht für Hochleistungs-PU-Dämmstoffe, die höchste Anforderungen erfüllen und Maßstäbe setzen sollen als Dach-, Decken-, Perimeter- oder Fassadendämmungen. Ihre Dämmeigenschaften erlauben schlanke Konstruktionen und erfüllen mühelos alle heutigen und zukünftigen Forderungen bis hin zum Passivhaus.

Einer der Hauptgründe für die guten Dämmeigenschaften liegt dabei in der geringen Rohdichte des Materials. Inzwischen hat sich PU-Hartschaum aber längst auch als Konstruktionsmaterial etabliert, berichtet Hüther, »dann allerdings mit einer höheren Dichte, die Dämmung, Leichtigkeit und Stabilität miteinander vereint.«

Das Innenleben einer Außentür beim neuen ICE 4 besteht ebenso aus Puren-­Produkten wie der Aufbau eines Klassikers der Verteilerlogistik_ Die Paketzustell-Fahrzeuge von DHL/ deutsche Post, seit 1985 auf deutschen Straßen unterwegs und im Erstauftrag 8 710 mal gebaut, haben einen Aufbau aus PU-Kunstruktionsdämmstoff »made in Überlingen«. Die Ausschreibung haben Puren und Fahrzeugbauer Kögel damals dank der Gewichtsersparnis gewonnen, die laut Huther den Dieselverbrauch um 0,5 bis 0,8 l pro 100 km senkt. »Inzwischen sind 22 000 dieser Fahrzege im Einsatz – da kommt dann schon was zusammen«, rechnet er vor. Leichtgewichtige, wärmebrückenfreie Konstruktionen mit PU kommen auch bei den Aufbauten von Kühlfahrzeugen zum Einsatz.Recycelbar und mit Umweltsiegel ausgezeichnet

Auch der Umweltaspekt spielt eine Rolle, denn der Werkstoff lässt sich komplett recyceln. »Über die Recycling-Quote lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt leider nichts sagen, denn die Fahrzeuge sind ja zum allergrößten Teil noch im Einsatz«, erläutert Hüther. Diese Aussage gilt auch für das Recycling von Dach- und Gebäudedämmungen, die ebenfalls in denmmietsen Fällen – von einigen Rückbauten abgesehen – noch ihren Dienst versehen. Fest steht_ Puren legt allergrößten Wert auf den umweltverträglichen Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen.

Doch PU punktet nicht nur als Leichtgewicht_ Da die verwendeten Rohstoffe im Polyurethan eine neue Verbindung eingehen, ist das Material inert, also nahezu frei von Reaktionen mit der Umgebung. Huther verweist auf regelmäßige Tests durch das Fraunhofer-Institut und ist stolz auf das »Pure Life«-Umweltsiegel, das Polyurathan als unbedenklich in Sachen Wohngesundheit ausweist. Ins Leben gerufen wurde dieses Siegel übrigens vom Industrieverband Hartschaum (IVPU), an dessen Gründung im Jahre 1973 Unternehmensgründer Hans Bommer mitwirkte und in dessen Vorstand er mehr als 30 Jahre aktiv war, davon 14 Jahre als Vorsitzender. Die Stimme im Vorstand hat wie die Unternehmensleitung Dr. Andreas Huther vom Firmengründer übernommen.

Teil der guten Umweltverträglichkeit ist auch, dass PU keinerlei Allergien auslöst – »ein Grund dafür, dass sich Allergiker meist für Matratzen aus Polyurethan entscheiden«, sagt Huether. Außerdem, das zeichne auch die »Öl-Ex«-Produkte aus, sei PU trinkwassergeeignet und nicht toxisch auf Fische. Für Andres Huther geht es auch in Zukunft darum, »diesen Dreiklang aus Produkteigenschaften in Bezug auf Wasser, Allergiefreundlichkeit und zertifizierter Umweltverträglichkeit durch das ›PureLife‹-Siegel nicht zu zerstören«.

Die Kombination von Dämmung und Stabilität bietet Puren auch für genutzte Flachdächer mit Photovoltaik- oder Grünanlagen sowie das Innenleben von Haustüren an, und auch für Fenster versprechen PU-Elemente mit der passenden Rohdichte stabile Konstruktionen ohne Wärmebrücken.

Effiziente Dämmung soll Wohnraum bezahlbar machen

Beim Neubau einer Halle auf dem Überlinger Werksgelände hat Puren eine Kombination von PU-Ausgangsmaterial mit Betonfertigteilen selbst eingesetzt und ausprobiert_ Der Bau erreicht dank seiner effizienten Dämmung und ausgefeiltem Energiekonzept laut Andreas Huther »KfW 70«-Standard. Zum Einsatz kam eine PU-Kerndämmung in Betonfertigteilprodukten sowie eine schlank gedämmte Wandkonstruktion, die auch einen wichtigen Beitrag für den energiesparenden und bezahlbaren Mietwohnungsbau leisten soll – ein Bereich, in dem sich Puren-Geschäftsführer Huther stark engagiert.

Bei diesem Engagement Setzt er auf »LowTech«: Nicht immer noch mehr Steuerung sorgt einer Auffassung nach für ein erfolgreiches Energiekonzept, sondern eine effiziente Dämmung mit PU. »Durch die dünnere Gebäudehülle sparen wir bei einem Wohnprojekt im raum Überlingen etwa 200 m2 Wohnfläche«, erläutert er. »Das bringt uns unserem Ziel näher, auch ohne finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Geldern mit der Miete 10 % unter dem ortsüblichen Level zu bleiben.«

Aber auch Bauteile aus »Purenit« (s. Infokasten) können einen großen Anteil zur Energieeffizienz erbringen. Das Attikaelement aus dem wiederverwerteten Material zum Beispiel wurde vom Passivhausinstitut zertifiziert. Entstanden ist das Bauteil übrigens beim Fachsimpeln auf einer Kundenveranstaltung_ »Für erste Entwürfe musste ein Bierdeckel herhalten«, erinnert sich Huther. Womit klar sein dürfte: Tüftlertum und gesellige Umgebung wie einst im Überlinger Gasthaus »Ochsen« haben nicht nur für die Gründerfamilie eine Rolle gespielt, sondern wirken auch auf die Akteure im heutigen Unternehmen durchaus inspirierend.

INFO  Anfang Juni hat die Puren in Überlingen ihr 50. Firmenjubiläum gefeiert. Tragendes Thema der Feierlichkeiten war der positive Gründergeist und die gebündelte Konzentration des Gründers Hans Bommer auf den vor 50 Jahren noch völlig neuen Dämmstoff Polyurethan. Bommer gelang, woran seinerzeit einige Großkonzerne scheiterten_ Die zuverlässige und schnelle Produktion eines neuen bis dato nicht bekannten Hochleistungsdämmstoffes im qualitativ besonders hochwertigen und anspruchsvollen Blockschaumverfahren. Heute produziert das familiengeführte Unternehmen ein breites Portfolio an Dämmstoffen für das Steildach (Aufsparrendämmung), Flachdach, Fassade (WDVS, hinterlüftete Fassade und zweischaliges Mauerwerk) und viele Dämm- und Konstruktionswerkstoffe für die industrielle Weiterverarbeitung (Fenster- und Türenproduktion, Fahrzeug-, Waggon- und Schiffsbau, Anlagen- und Modellbau usw.). Zum Unternehmen gehören auch die Bereiche »purSonic«-Soundsysteme sowie »bomat«-Heiztechnik.
Zum Stammsitz in Überlingen kamen neben verschiedenen deutschen Standorten in den 1990er-Jahren nach ersten Kontakten in China zunächst 1996 ein erstes Joint-Venture, das 2007 durch die Gründung der Firma Shanghai Huafon Puren Polyurethane Ltd. ergänzt wurde. Puren erzielt einen jährlichen Umsatz von rund 100 Mio. Euro. jr


Außenanlagen

Mittelständischer Unternehmergeist am Bodensee Dämmstoff-Pionier Puren feiert 50-jähriges Jubiläum

Mittelständische Famlienunternehmen werden gerne als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet. Den Beweis dafür liefern Unternehmen wie Puren Vor 50 Jahren gegründet von Hans Bommer, dem Spross einer erfolgreichen Überlinger Erfinder- und Unternehmerfamilie – und zwar auf Anraten seines Vaters Franz, der in einem Traditions-Wirtshaus am Stammtisch von einem neuen Material aus den USA mit hervorragenden Dämmeigenschaften erzählt bekam. Die Rede war von »Urethan« oder so ähnlich. Sein Interesse war geweckt, und erste Recherchen führten schnell zum Polyurethan und der Gründung der »Puren Schaumstoff GmbH«. Der baustoffPARTNER hat das Unternehmen in Überlingen besucht und mit Dr. Andreas Huther, seit 2012 alleiniger Geschäftsführer, einen Blick auf die erfolgreiche Vergangenheit und eine spannende Zukunft geworfen.

Lesedauer: min

Von Jan RiekenEine Mischnung aus Zuversicht, Rastlosigkeit und Ehrgeiz dürfte im Spiel gewesen sein, als Franz Bommer begann, sich über diesen Wunder-Werkstoff schlau zu machen. Am Stammtisch im Überlinger Gasthaus »Ochsen« hatte der USA-Reisende berichtet, dass eine zwei Zentimeter dünne Schicht des Materials auf einer Eisschicht ausreiche, um beim Sitzen den Eindruck zu verschaffen, man sitze auf einem Ofen..

Franz Bommer nahm Kontakt zu einem Maschinenbauer auf, der von der Verwendung flüssiger Komponenten wusste und ihm eine Protoypen-Anlage konstruierte. Gleichzeitig beauftragte er seinen Sohn Hans, der als Diplom-Kaufmann gerade in den Anfängen seiner Dissertation steckte, mit weiteren Recherchen über das Material und seine Anwendungsmöglichkeiten.

Startup-Atmosphäre im leergeräumten Lagerraum

Die leidenschaftliche Begeisterung von Vater und Sohn für den Werkstoff PU führte schließlich zur Unternehensgründung, die der Vater aus Altersgründen nicht mehr schultern wollte und stattdessen seinen Sohn Hans dafür gewinnen konnte. Die Dissertation ließ dieser – natürlich nach Absprache mit der Universität – ruhen, um sich einer Unternehmung zu widmen, aus der in den folgenden 44 Jahren unter seiner Führung eine international tätige Unternehmensgruppe mit mehr als 300 Beschäftigten werden sollte.

Die Anfänge in einerr leergeräumten Werkstatt des elterlichen Brennstoffhandels standen ganz im Zeichen unzähliger Experimente. Zunächst ging es nämlich darum, dem Poly­urethan die Kompliziertheit zu nehmen und effiziente Produktionsverfahren zu entwickeln. Hierfür haben Hans Bommer und seine beiden Mitstreiter Kenntnisse aus der Fertigung von PU-Weichschaum, wie er zur Herstellung von Kissen und Matratzen verwendet wird, für die Produktion von PU-Hartschaum mit geringer Rohdichte und entsprechend hohem Dämmwert nutzbar gemacht, anfangs im Austausch mit Spezialsiten des heutgen Chemie-Konzerns Bayer. Die Dämmplatten wurden einzeln (im so genannten diskontinuierlichen Verfahren) in Platten gegossen – ein aufwendiger und langwieriger Prozess.Viel Erfindergeist und großes Durchhaltevermögen

Bis das Blockschaumverfahren in die heute praktizierte Herstellung von PU-Hartschaum im (inzwischen kontinuierlichen, also endlosen) Verfahren Einzug halten konnte, war viel Hirnschmalz und Herzblut gefragt – »Tugenden, über die ein mittelständischer Familienbetrieb eher verfügt als große Konzerne, die oft nur von Quartal zu Quartal denken und handeln«, sagt Andreas Huther, der seit 10 Jahren im Unternehmen ist und im Jahr 2012 vom Gründer den Staffelstab der Unternehmensleitung übernommen hat.


Ehrgeiz und Ausdauer von Hans Bommer, der heute im Beirat des Unternehmens sitzt, wurden belohnt_ Als »Nebenprodukt« allen Forschens und Experimentierens wurde 1970 eher durch Zufall »Öl-Ex« erfunden – ein PU-Granulat, das noch heute zur Bekämpfung von Ölverschmutzungen eingesetzt wird, sowohl auf Böden als auch im Wasser.

Beschleunigte Prozesse ebnen Weg zur Großserien-Fertigung

Einen Meilenstein haben die PU-Pioniere im Jahr 1972 zu feiern, als es erstmals gelingt, den Produktionsprozess zu beschleunigen. »Während zuvor die Herstellung eines PU-Blocks zwei Stunden dauerte, ist es erstmals gelungen, dieses Zeitfenster auf zehn Minuten zu reduzieren«, berichtet Huther. Der Grundstein für eine schnellere Serienproduktion war gelegt_ 1976 beginnt auf der ersten Doppelbandanlage die kontinuierliche Fertigung von Plattenware vor allem für Dachdämmungen.

Im Jahr 1980 nimmt Puren als einer der ersten Hersteller eine kontinuierlich laufende Produktionsstraße für PU-Blöcke in Betrieb. »Die Reaktionszeit bei Hartschaum konnte mit diesem Schritt auf 1,5 bis zwei Minuten reduziert werden«, berichtet Huther.

In dieser Phase übernimmt Puren Standorte in Abtsgmünd bei Aalen (1988), Wiesloch bei heidelberg (1989), Neuenhagen bei Berlin (1990) und Ober­marchtal bei Riedlingen (1990), wo heute die Fertigung des Werkstoffs »Purenit« im geschlossenen Wertstoffkreislauf angesiedelt ist (s. Infokasten).

Dämmende Konstruktionen mit PU-Hartschaum

Heute ist Puren mit verschiedensten Rezepturen für verschiedenste Anforderungen technologisch breit aufgestellt und steht für Hochleistungs-PU-Dämmstoffe, die höchste Anforderungen erfüllen und Maßstäbe setzen sollen als Dach-, Decken-, Perimeter- oder Fassadendämmungen. Ihre Dämmeigenschaften erlauben schlanke Konstruktionen und erfüllen mühelos alle heutigen und zukünftigen Forderungen bis hin zum Passivhaus.

Einer der Hauptgründe für die guten Dämmeigenschaften liegt dabei in der geringen Rohdichte des Materials. Inzwischen hat sich PU-Hartschaum aber längst auch als Konstruktionsmaterial etabliert, berichtet Hüther, »dann allerdings mit einer höheren Dichte, die Dämmung, Leichtigkeit und Stabilität miteinander vereint.«

Das Innenleben einer Außentür beim neuen ICE 4 besteht ebenso aus Puren-­Produkten wie der Aufbau eines Klassikers der Verteilerlogistik_ Die Paketzustell-Fahrzeuge von DHL/ deutsche Post, seit 1985 auf deutschen Straßen unterwegs und im Erstauftrag 8 710 mal gebaut, haben einen Aufbau aus PU-Kunstruktionsdämmstoff »made in Überlingen«. Die Ausschreibung haben Puren und Fahrzeugbauer Kögel damals dank der Gewichtsersparnis gewonnen, die laut Huther den Dieselverbrauch um 0,5 bis 0,8 l pro 100 km senkt. »Inzwischen sind 22 000 dieser Fahrzege im Einsatz – da kommt dann schon was zusammen«, rechnet er vor. Leichtgewichtige, wärmebrückenfreie Konstruktionen mit PU kommen auch bei den Aufbauten von Kühlfahrzeugen zum Einsatz.Recycelbar und mit Umweltsiegel ausgezeichnet

Auch der Umweltaspekt spielt eine Rolle, denn der Werkstoff lässt sich komplett recyceln. »Über die Recycling-Quote lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt leider nichts sagen, denn die Fahrzeuge sind ja zum allergrößten Teil noch im Einsatz«, erläutert Hüther. Diese Aussage gilt auch für das Recycling von Dach- und Gebäudedämmungen, die ebenfalls in denmmietsen Fällen – von einigen Rückbauten abgesehen – noch ihren Dienst versehen. Fest steht_ Puren legt allergrößten Wert auf den umweltverträglichen Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen.

Doch PU punktet nicht nur als Leichtgewicht_ Da die verwendeten Rohstoffe im Polyurethan eine neue Verbindung eingehen, ist das Material inert, also nahezu frei von Reaktionen mit der Umgebung. Huther verweist auf regelmäßige Tests durch das Fraunhofer-Institut und ist stolz auf das »Pure Life«-Umweltsiegel, das Polyurathan als unbedenklich in Sachen Wohngesundheit ausweist. Ins Leben gerufen wurde dieses Siegel übrigens vom Industrieverband Hartschaum (IVPU), an dessen Gründung im Jahre 1973 Unternehmensgründer Hans Bommer mitwirkte und in dessen Vorstand er mehr als 30 Jahre aktiv war, davon 14 Jahre als Vorsitzender. Die Stimme im Vorstand hat wie die Unternehmensleitung Dr. Andreas Huther vom Firmengründer übernommen.

Teil der guten Umweltverträglichkeit ist auch, dass PU keinerlei Allergien auslöst – »ein Grund dafür, dass sich Allergiker meist für Matratzen aus Polyurethan entscheiden«, sagt Huether. Außerdem, das zeichne auch die »Öl-Ex«-Produkte aus, sei PU trinkwassergeeignet und nicht toxisch auf Fische. Für Andres Huther geht es auch in Zukunft darum, »diesen Dreiklang aus Produkteigenschaften in Bezug auf Wasser, Allergiefreundlichkeit und zertifizierter Umweltverträglichkeit durch das ›PureLife‹-Siegel nicht zu zerstören«.

Die Kombination von Dämmung und Stabilität bietet Puren auch für genutzte Flachdächer mit Photovoltaik- oder Grünanlagen sowie das Innenleben von Haustüren an, und auch für Fenster versprechen PU-Elemente mit der passenden Rohdichte stabile Konstruktionen ohne Wärmebrücken.

Effiziente Dämmung soll Wohnraum bezahlbar machen

Beim Neubau einer Halle auf dem Überlinger Werksgelände hat Puren eine Kombination von PU-Ausgangsmaterial mit Betonfertigteilen selbst eingesetzt und ausprobiert_ Der Bau erreicht dank seiner effizienten Dämmung und ausgefeiltem Energiekonzept laut Andreas Huther »KfW 70«-Standard. Zum Einsatz kam eine PU-Kerndämmung in Betonfertigteilprodukten sowie eine schlank gedämmte Wandkonstruktion, die auch einen wichtigen Beitrag für den energiesparenden und bezahlbaren Mietwohnungsbau leisten soll – ein Bereich, in dem sich Puren-Geschäftsführer Huther stark engagiert.

Bei diesem Engagement Setzt er auf »LowTech«: Nicht immer noch mehr Steuerung sorgt einer Auffassung nach für ein erfolgreiches Energiekonzept, sondern eine effiziente Dämmung mit PU. »Durch die dünnere Gebäudehülle sparen wir bei einem Wohnprojekt im raum Überlingen etwa 200 m2 Wohnfläche«, erläutert er. »Das bringt uns unserem Ziel näher, auch ohne finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Geldern mit der Miete 10 % unter dem ortsüblichen Level zu bleiben.«

Aber auch Bauteile aus »Purenit« (s. Infokasten) können einen großen Anteil zur Energieeffizienz erbringen. Das Attikaelement aus dem wiederverwerteten Material zum Beispiel wurde vom Passivhausinstitut zertifiziert. Entstanden ist das Bauteil übrigens beim Fachsimpeln auf einer Kundenveranstaltung_ »Für erste Entwürfe musste ein Bierdeckel herhalten«, erinnert sich Huther. Womit klar sein dürfte: Tüftlertum und gesellige Umgebung wie einst im Überlinger Gasthaus »Ochsen« haben nicht nur für die Gründerfamilie eine Rolle gespielt, sondern wirken auch auf die Akteure im heutigen Unternehmen durchaus inspirierend.

INFO  Anfang Juni hat die Puren in Überlingen ihr 50. Firmenjubiläum gefeiert. Tragendes Thema der Feierlichkeiten war der positive Gründergeist und die gebündelte Konzentration des Gründers Hans Bommer auf den vor 50 Jahren noch völlig neuen Dämmstoff Polyurethan. Bommer gelang, woran seinerzeit einige Großkonzerne scheiterten_ Die zuverlässige und schnelle Produktion eines neuen bis dato nicht bekannten Hochleistungsdämmstoffes im qualitativ besonders hochwertigen und anspruchsvollen Blockschaumverfahren. Heute produziert das familiengeführte Unternehmen ein breites Portfolio an Dämmstoffen für das Steildach (Aufsparrendämmung), Flachdach, Fassade (WDVS, hinterlüftete Fassade und zweischaliges Mauerwerk) und viele Dämm- und Konstruktionswerkstoffe für die industrielle Weiterverarbeitung (Fenster- und Türenproduktion, Fahrzeug-, Waggon- und Schiffsbau, Anlagen- und Modellbau usw.). Zum Unternehmen gehören auch die Bereiche »purSonic«-Soundsysteme sowie »bomat«-Heiztechnik.
Zum Stammsitz in Überlingen kamen neben verschiedenen deutschen Standorten in den 1990er-Jahren nach ersten Kontakten in China zunächst 1996 ein erstes Joint-Venture, das 2007 durch die Gründung der Firma Shanghai Huafon Puren Polyurethane Ltd. ergänzt wurde. Puren erzielt einen jährlichen Umsatz von rund 100 Mio. Euro. jr


Messen, Seminare, Termine

Mittelständischer Unternehmergeist am Bodensee Dämmstoff-Pionier Puren feiert 50-jähriges Jubiläum

Mittelständische Famlienunternehmen werden gerne als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet. Den Beweis dafür liefern Unternehmen wie Puren Vor 50 Jahren gegründet von Hans Bommer, dem Spross einer erfolgreichen Überlinger Erfinder- und Unternehmerfamilie – und zwar auf Anraten seines Vaters Franz, der in einem Traditions-Wirtshaus am Stammtisch von einem neuen Material aus den USA mit hervorragenden Dämmeigenschaften erzählt bekam. Die Rede war von »Urethan« oder so ähnlich. Sein Interesse war geweckt, und erste Recherchen führten schnell zum Polyurethan und der Gründung der »Puren Schaumstoff GmbH«. Der baustoffPARTNER hat das Unternehmen in Überlingen besucht und mit Dr. Andreas Huther, seit 2012 alleiniger Geschäftsführer, einen Blick auf die erfolgreiche Vergangenheit und eine spannende Zukunft geworfen.

Lesedauer: min

Von Jan RiekenEine Mischnung aus Zuversicht, Rastlosigkeit und Ehrgeiz dürfte im Spiel gewesen sein, als Franz Bommer begann, sich über diesen Wunder-Werkstoff schlau zu machen. Am Stammtisch im Überlinger Gasthaus »Ochsen« hatte der USA-Reisende berichtet, dass eine zwei Zentimeter dünne Schicht des Materials auf einer Eisschicht ausreiche, um beim Sitzen den Eindruck zu verschaffen, man sitze auf einem Ofen..

Franz Bommer nahm Kontakt zu einem Maschinenbauer auf, der von der Verwendung flüssiger Komponenten wusste und ihm eine Protoypen-Anlage konstruierte. Gleichzeitig beauftragte er seinen Sohn Hans, der als Diplom-Kaufmann gerade in den Anfängen seiner Dissertation steckte, mit weiteren Recherchen über das Material und seine Anwendungsmöglichkeiten.

Startup-Atmosphäre im leergeräumten Lagerraum

Die leidenschaftliche Begeisterung von Vater und Sohn für den Werkstoff PU führte schließlich zur Unternehensgründung, die der Vater aus Altersgründen nicht mehr schultern wollte und stattdessen seinen Sohn Hans dafür gewinnen konnte. Die Dissertation ließ dieser – natürlich nach Absprache mit der Universität – ruhen, um sich einer Unternehmung zu widmen, aus der in den folgenden 44 Jahren unter seiner Führung eine international tätige Unternehmensgruppe mit mehr als 300 Beschäftigten werden sollte.

Die Anfänge in einerr leergeräumten Werkstatt des elterlichen Brennstoffhandels standen ganz im Zeichen unzähliger Experimente. Zunächst ging es nämlich darum, dem Poly­urethan die Kompliziertheit zu nehmen und effiziente Produktionsverfahren zu entwickeln. Hierfür haben Hans Bommer und seine beiden Mitstreiter Kenntnisse aus der Fertigung von PU-Weichschaum, wie er zur Herstellung von Kissen und Matratzen verwendet wird, für die Produktion von PU-Hartschaum mit geringer Rohdichte und entsprechend hohem Dämmwert nutzbar gemacht, anfangs im Austausch mit Spezialsiten des heutgen Chemie-Konzerns Bayer. Die Dämmplatten wurden einzeln (im so genannten diskontinuierlichen Verfahren) in Platten gegossen – ein aufwendiger und langwieriger Prozess.Viel Erfindergeist und großes Durchhaltevermögen

Bis das Blockschaumverfahren in die heute praktizierte Herstellung von PU-Hartschaum im (inzwischen kontinuierlichen, also endlosen) Verfahren Einzug halten konnte, war viel Hirnschmalz und Herzblut gefragt – »Tugenden, über die ein mittelständischer Familienbetrieb eher verfügt als große Konzerne, die oft nur von Quartal zu Quartal denken und handeln«, sagt Andreas Huther, der seit 10 Jahren im Unternehmen ist und im Jahr 2012 vom Gründer den Staffelstab der Unternehmensleitung übernommen hat.


Ehrgeiz und Ausdauer von Hans Bommer, der heute im Beirat des Unternehmens sitzt, wurden belohnt_ Als »Nebenprodukt« allen Forschens und Experimentierens wurde 1970 eher durch Zufall »Öl-Ex« erfunden – ein PU-Granulat, das noch heute zur Bekämpfung von Ölverschmutzungen eingesetzt wird, sowohl auf Böden als auch im Wasser.

Beschleunigte Prozesse ebnen Weg zur Großserien-Fertigung

Einen Meilenstein haben die PU-Pioniere im Jahr 1972 zu feiern, als es erstmals gelingt, den Produktionsprozess zu beschleunigen. »Während zuvor die Herstellung eines PU-Blocks zwei Stunden dauerte, ist es erstmals gelungen, dieses Zeitfenster auf zehn Minuten zu reduzieren«, berichtet Huther. Der Grundstein für eine schnellere Serienproduktion war gelegt_ 1976 beginnt auf der ersten Doppelbandanlage die kontinuierliche Fertigung von Plattenware vor allem für Dachdämmungen.

Im Jahr 1980 nimmt Puren als einer der ersten Hersteller eine kontinuierlich laufende Produktionsstraße für PU-Blöcke in Betrieb. »Die Reaktionszeit bei Hartschaum konnte mit diesem Schritt auf 1,5 bis zwei Minuten reduziert werden«, berichtet Huther.

In dieser Phase übernimmt Puren Standorte in Abtsgmünd bei Aalen (1988), Wiesloch bei heidelberg (1989), Neuenhagen bei Berlin (1990) und Ober­marchtal bei Riedlingen (1990), wo heute die Fertigung des Werkstoffs »Purenit« im geschlossenen Wertstoffkreislauf angesiedelt ist (s. Infokasten).

Dämmende Konstruktionen mit PU-Hartschaum

Heute ist Puren mit verschiedensten Rezepturen für verschiedenste Anforderungen technologisch breit aufgestellt und steht für Hochleistungs-PU-Dämmstoffe, die höchste Anforderungen erfüllen und Maßstäbe setzen sollen als Dach-, Decken-, Perimeter- oder Fassadendämmungen. Ihre Dämmeigenschaften erlauben schlanke Konstruktionen und erfüllen mühelos alle heutigen und zukünftigen Forderungen bis hin zum Passivhaus.

Einer der Hauptgründe für die guten Dämmeigenschaften liegt dabei in der geringen Rohdichte des Materials. Inzwischen hat sich PU-Hartschaum aber längst auch als Konstruktionsmaterial etabliert, berichtet Hüther, »dann allerdings mit einer höheren Dichte, die Dämmung, Leichtigkeit und Stabilität miteinander vereint.«

Das Innenleben einer Außentür beim neuen ICE 4 besteht ebenso aus Puren-­Produkten wie der Aufbau eines Klassikers der Verteilerlogistik_ Die Paketzustell-Fahrzeuge von DHL/ deutsche Post, seit 1985 auf deutschen Straßen unterwegs und im Erstauftrag 8 710 mal gebaut, haben einen Aufbau aus PU-Kunstruktionsdämmstoff »made in Überlingen«. Die Ausschreibung haben Puren und Fahrzeugbauer Kögel damals dank der Gewichtsersparnis gewonnen, die laut Huther den Dieselverbrauch um 0,5 bis 0,8 l pro 100 km senkt. »Inzwischen sind 22 000 dieser Fahrzege im Einsatz – da kommt dann schon was zusammen«, rechnet er vor. Leichtgewichtige, wärmebrückenfreie Konstruktionen mit PU kommen auch bei den Aufbauten von Kühlfahrzeugen zum Einsatz.Recycelbar und mit Umweltsiegel ausgezeichnet

Auch der Umweltaspekt spielt eine Rolle, denn der Werkstoff lässt sich komplett recyceln. »Über die Recycling-Quote lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt leider nichts sagen, denn die Fahrzeuge sind ja zum allergrößten Teil noch im Einsatz«, erläutert Hüther. Diese Aussage gilt auch für das Recycling von Dach- und Gebäudedämmungen, die ebenfalls in denmmietsen Fällen – von einigen Rückbauten abgesehen – noch ihren Dienst versehen. Fest steht_ Puren legt allergrößten Wert auf den umweltverträglichen Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen.

Doch PU punktet nicht nur als Leichtgewicht_ Da die verwendeten Rohstoffe im Polyurethan eine neue Verbindung eingehen, ist das Material inert, also nahezu frei von Reaktionen mit der Umgebung. Huther verweist auf regelmäßige Tests durch das Fraunhofer-Institut und ist stolz auf das »Pure Life«-Umweltsiegel, das Polyurathan als unbedenklich in Sachen Wohngesundheit ausweist. Ins Leben gerufen wurde dieses Siegel übrigens vom Industrieverband Hartschaum (IVPU), an dessen Gründung im Jahre 1973 Unternehmensgründer Hans Bommer mitwirkte und in dessen Vorstand er mehr als 30 Jahre aktiv war, davon 14 Jahre als Vorsitzender. Die Stimme im Vorstand hat wie die Unternehmensleitung Dr. Andreas Huther vom Firmengründer übernommen.

Teil der guten Umweltverträglichkeit ist auch, dass PU keinerlei Allergien auslöst – »ein Grund dafür, dass sich Allergiker meist für Matratzen aus Polyurethan entscheiden«, sagt Huether. Außerdem, das zeichne auch die »Öl-Ex«-Produkte aus, sei PU trinkwassergeeignet und nicht toxisch auf Fische. Für Andres Huther geht es auch in Zukunft darum, »diesen Dreiklang aus Produkteigenschaften in Bezug auf Wasser, Allergiefreundlichkeit und zertifizierter Umweltverträglichkeit durch das ›PureLife‹-Siegel nicht zu zerstören«.

Die Kombination von Dämmung und Stabilität bietet Puren auch für genutzte Flachdächer mit Photovoltaik- oder Grünanlagen sowie das Innenleben von Haustüren an, und auch für Fenster versprechen PU-Elemente mit der passenden Rohdichte stabile Konstruktionen ohne Wärmebrücken.

Effiziente Dämmung soll Wohnraum bezahlbar machen

Beim Neubau einer Halle auf dem Überlinger Werksgelände hat Puren eine Kombination von PU-Ausgangsmaterial mit Betonfertigteilen selbst eingesetzt und ausprobiert_ Der Bau erreicht dank seiner effizienten Dämmung und ausgefeiltem Energiekonzept laut Andreas Huther »KfW 70«-Standard. Zum Einsatz kam eine PU-Kerndämmung in Betonfertigteilprodukten sowie eine schlank gedämmte Wandkonstruktion, die auch einen wichtigen Beitrag für den energiesparenden und bezahlbaren Mietwohnungsbau leisten soll – ein Bereich, in dem sich Puren-Geschäftsführer Huther stark engagiert.

Bei diesem Engagement Setzt er auf »LowTech«: Nicht immer noch mehr Steuerung sorgt einer Auffassung nach für ein erfolgreiches Energiekonzept, sondern eine effiziente Dämmung mit PU. »Durch die dünnere Gebäudehülle sparen wir bei einem Wohnprojekt im raum Überlingen etwa 200 m2 Wohnfläche«, erläutert er. »Das bringt uns unserem Ziel näher, auch ohne finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Geldern mit der Miete 10 % unter dem ortsüblichen Level zu bleiben.«

Aber auch Bauteile aus »Purenit« (s. Infokasten) können einen großen Anteil zur Energieeffizienz erbringen. Das Attikaelement aus dem wiederverwerteten Material zum Beispiel wurde vom Passivhausinstitut zertifiziert. Entstanden ist das Bauteil übrigens beim Fachsimpeln auf einer Kundenveranstaltung_ »Für erste Entwürfe musste ein Bierdeckel herhalten«, erinnert sich Huther. Womit klar sein dürfte: Tüftlertum und gesellige Umgebung wie einst im Überlinger Gasthaus »Ochsen« haben nicht nur für die Gründerfamilie eine Rolle gespielt, sondern wirken auch auf die Akteure im heutigen Unternehmen durchaus inspirierend.

INFO  Anfang Juni hat die Puren in Überlingen ihr 50. Firmenjubiläum gefeiert. Tragendes Thema der Feierlichkeiten war der positive Gründergeist und die gebündelte Konzentration des Gründers Hans Bommer auf den vor 50 Jahren noch völlig neuen Dämmstoff Polyurethan. Bommer gelang, woran seinerzeit einige Großkonzerne scheiterten_ Die zuverlässige und schnelle Produktion eines neuen bis dato nicht bekannten Hochleistungsdämmstoffes im qualitativ besonders hochwertigen und anspruchsvollen Blockschaumverfahren. Heute produziert das familiengeführte Unternehmen ein breites Portfolio an Dämmstoffen für das Steildach (Aufsparrendämmung), Flachdach, Fassade (WDVS, hinterlüftete Fassade und zweischaliges Mauerwerk) und viele Dämm- und Konstruktionswerkstoffe für die industrielle Weiterverarbeitung (Fenster- und Türenproduktion, Fahrzeug-, Waggon- und Schiffsbau, Anlagen- und Modellbau usw.). Zum Unternehmen gehören auch die Bereiche »purSonic«-Soundsysteme sowie »bomat«-Heiztechnik.
Zum Stammsitz in Überlingen kamen neben verschiedenen deutschen Standorten in den 1990er-Jahren nach ersten Kontakten in China zunächst 1996 ein erstes Joint-Venture, das 2007 durch die Gründung der Firma Shanghai Huafon Puren Polyurethane Ltd. ergänzt wurde. Puren erzielt einen jährlichen Umsatz von rund 100 Mio. Euro. jr

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